« Kunst ist ohne Technik nicht vorstellbar. Es sei denn, wir reduzieren sie auf das, was als Material in der Natur vorkommt und auf unsere pure Gliedmaßen. Lehm mit den Händen auf eine Felswand geschmiert. Ja, das wäre Kunst. Doch sobald man einen Pinsel in die Hand nimmt und Farben anmischt, hat die Kunst ihre Unschuld verloren. Weil die Art des Pinsels den Ausdruck vorgibt, mit dem man mit ihm malen kann. Weil die angerührte Farbe durch einen "technischen" Vorgang zustande kommt. Der Bildhauer, er kann nur so gut sein, wie es sein Meißel und der Hammer ist. Der Tänzer ist so künstlerisch, wie ihm das Beleuchtung, Bühne und Kostüm gestatten – alles "technische Faktoren". Der Dichter – er bliebe unerhört und ungelesen, gäbe es nicht Medientechnik. Und so weiter. Kunst ist – heute – immer Technik und die Frage, ob man Technik einsetzen kann und darf, um Kunst zu machen oder gar, ob es legitim ist, Kunst durch Technik herstellen zu lassen, diese Frage ist so sinnvoll, wie darüber zu debattieren, ob man Kartoffeln kochen darf, um sie zu genießen. Tee kochen – eine Kunst? Nein, die Technik des Aufgießens! Singen, eine Kunst? Nein, die Technik der Wiedergabe oder Darbietung. Fotografieren, eine Kunst? Nein, die Fähigkeit von Chips oder Filmen, Lichtmengen einzufangen und zu referenzieren. Malen, eine Kunst? Nein, nur die geschickt genutzte Fähigkeit der Farbe, das Auge zu stimulieren. Medien – und damit unser gesamtes Weltbild – heute: nichts anderes als die technische Vielfalt, unsere Wahrnehmung zu manipulieren. Kunst. Ein Begriff, der überflüssig geworden ist. »
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Vielleicht ist Kunst ja auch nur die Fähigkeit, zu sehen, was man bislang noch nie gedacht hat. Oder zu denken, was noch nie zu sehen war.
Daher meine Verehrung des Herrn Karl Valentin, der da den Satz für die Ewigkeit formulierte: « Kunst ist schön. Macht aber auch viel Arbeit. »
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- Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht.
Caspar David Friedrich
- Diese unglückselige Meinung, daß die Kunst sich erfülle in der Nachbildung, sei es nun der idealisierten oder möglichst getreuen Wiederholung, der Außenwelt, wird immer wieder wach.
Rainer Maria Rilke
- Das Auge sieht, was es sucht.
Max Slevogt
- Es gibt den Maler, der aus der Sonne einen gelben Fleck macht, aber es gibt auch den, der mit Überlegung und Geschick aus einem gelben Fleck eine Sonne macht.
Pablo Picasso
- Sie erwarten von mir, daß ich ihnen sage, daß ich ihnen definiere, was Kunst ist? Wenn ich es wüßte würde ich es für mich behalten.
Pablo Picasso
- Solange der Mensch spielt, ist er frei.
Friedrich Sieburg
- Zivilisation ist die unablässige Vermehrung unnötiger Notwendigkeiten.
Mark Twain
- Computer sind Genieprothesen.
Dieter Hildebrandt
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Bekenntnis: Ich liebe es, Leute damit zu provozieren, dass ich mittels Technik, per Knopfdruck mache, was in der händischen Arbeit unheimlich viel Mühe macht.
Es zeigt nämlich, wie absurd die Definition von Kunst und Können ist. Und zwar nicht auf einer künstlerischen Ebene, oder einer "vergeistigten".
Sondern im realen Leben.
Wo ein Beruf nach dem anderen auf Software umgestellt wird.
Zählen Sie einmal durch, wie viele ehemalige Handwerks- und Könnens-Berufe es nicht mehr gibt, weil sie "per Computer" erledigt werden.
Und da wollen wir Menschen uns anmaßen, uns selbst als Maßstab zu nehmen, der über "gut" und "richtig", "korrekt" und "falsch" entscheidet?
Und solche Floskeln wie "Der Mensch steht im Mittelpunkt" sind der pure Schwachsinn.
Im Mittelpunkt steht der Vorteil. Und Technik bringt Vorteile.
Weshalb Kunst heutzutage nur noch das ist, was sich der Effizienz entzieht.
Die Nutzlosigkeit als Luxus.
Die Sinnlosigkeit als Inhalt.
Die Zwecklosigkeit als Ziel.
Boh. Ich bin beeindruckt.
Das Verrückte ist ja – und da grinst der Dadaist in mir breit wie ein Maulfrosch und er gluckst, bis der Bauch wackelt –, dass das ganze Leben eines in der "Zivilisation" lebenden Menschen vollständig von eben jenen technisch-automatisierten Abläufen bestimmt wird, die alle "wahren" Künstler so gerne als ihrer nicht würdig abtun.
Nichts, aber auch gar nichts, aber auch nicht ein einziger Fetzen Optisches oder Akustisches oder Erlebnerisches, das man im heutigen Waren-, Wirtschafts-, Medien- und sonstigem Verkehr zu Auge, Ohr oder an den Körper bekommt, ist ohne diese Filter entstanden.
Auch der Chip, der das licht-bildnerischen Original festhält, ist ein simpler, primitiver Filter. Ein Bauteil mit einer definierbaren Empfindlichkeitskurve. Kunst reduziert sich auf Ingenieurs-Mathematik. Man kann nicht kreativer sein, als es der Technik eingebaut wurde.
Und der Bildschirm: ein Filter mit einem RGB-Profil.
Das Auge: Ein Bio-Filter.
Das Gehirn: Ein Bewusstseins-Filter.
Das Bewusstsein: Ein Erinnerungs-Filter.
Der JPG-File, mit dem man das Bild transportiert: Ein Filter, bei dem es auf das eingebettete ICC-Farbprofile ankommt.
Der Browser: Ein Filter.
Ich dagegen habe nur die Filter benutzt, um V-A-R-I-A-N-T-E-N zu erzeugen.
Und eine Variante, nun, das ist etwas anderes als eine Bearbeitung des Bildes, wie es der Fotograf vornimmt ....
Eine Variante ist .... mh, das Original !!!! Das Original der Interpretationen ....
Weil wir filterlos weder sehen noch denken können. Sondern nur variieren. Und uns dadurch der Eindruck des freien Willens vorgegaukelt wird.
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