Da, da ! – Solingen

Solingen und der Dadaismus. Nicht gerade, dass Dadaismus hier erfunden worden wäre (er stammt eher aus Zürich). Aber er ist genau für Solingen gemacht. Keine einzige Kunstform trifft das Wesen Solingens besser als Dadaismus. Zumal Dada ja eben die Kunst ist, Kunst ihrer Maske zu entreißen und das Sinnige zum Unsinnigen, oder doch umgekehrt, Unsinniges zur Sinnhaltigkeit zu erklären. Egal, was, wer, wie – hiermit erkläre ich Solingen zur offiziellen Patenstadt des Dadaismus. Denn nichts, aber auch rein gar nichts, was in Solingen geschieht, im echten, wahren, richtigen, realen Leben, wäre nicht DADA, also gaga. Absurditäten sind in Solingen Normalitäten und das Normale ist so verrückt, dass selbst Dadaisten es schwer haben, seinen Nonsens durch entlarvende Sinnstiftung bewusst zu machen. Wenn Ihnen jetzt nicht klar ist, was Dada ist und wieso das auf Solingen zutrifft – genau in diesem Moment haben Sie es verstanden. Denn Dadaismus kann man nicht erklären. Man muss ihn leben. Solingerisch.
Nachtrag: habe ich schon gesagt, dass ich bekennender Dadaist bin? Sagen Sie nicht nein, was denn sonst wäre "blog.Solingen-Internet.de", wenn nicht ein Gesamt-Dada?

 

Wennsenichwissenwatdadais, dannsrollensesichmalbisganzuntendurch.
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Solingen muss sich ja immer wieder nachsagen lassen, hier wäre, bääää, nicks los und öööö, dat wär alles Prowintz hia. Un übahaupt, wo wärse denn, die Kult-Uhr – ja, eben un so wat.

Nun aber reagierte man. Amtlicherseits. Und stellte fest, jaaaaa, Momennnnt mahhhl! Kultur in Solingen, dat is imma wat anderes ... Püncktchen, Püngtchen, Pünktchen.

Und jetzt dürfen Sie raten: Ist jetzt die Kultur anders als woanders oder immer was anderes, was Kultur ist oder ist es immer was anderes, wenn man in Solingen zu Kultur kommt oder stößt man da nur ins Horn (na, guckensemal genau hin aufet Bild), um kräftig auffe Pauke zu hauen, damit man denen mal die Flötentöne beibringt, die immer die erste Geige spielen wollen?

Also Kultur jedenfalls, dat weiss man ja, is, wenn man trotzdem lacht.

Und deshalb war / ist jetzt im Theater eine Ausstellung von Bergischen Cartoonisten zu sehen. Wissensenitwatdatis? Na, dat sinn die, die einen im Katong haben: Katonnisten.


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Behufs der Eröffnung dieses Ergeignisses begaben sich an die 20 Menschen, Offizielle und damit Dienstverpflichtete und ein paar Künstler selbst, die praktischeweise Angehörige mitbrachten, ins Theater. Und einige wenige Bürger, stellvertretend, die gerne gekommen wären, wenn sie nicht gerade an diesem Abend Kegeln, Singen, Kochen, Skat, Turnen oder eine TV-Fernbedienung in der Hand gehabt hätten.

Das Theater selbst, welches Theater- und Konzerthaus genannt wird, manchmal aber fälschlich Theater und Konzerthaus geschrieben wird, als wären es zwei Häuser, wo es aber nur ein Haus ist, was eben das Theater und das Konzerthaus unter einem Flachdach und damit ein Bindestrich vereint, das Theater selbst sieht an sich aus wie seine eigene Bauzeichnung, stammt aus den 60er Jahren und ist demzufolge fast schon wieder museal schön. Es hat den Flair des Vergangenen so bewahren können, dass Modernes da drin gar nicht wahrgenommen wird. Auch schon deshalb, weil es nur spärlich bis sporadisch vorkommt, während rund ums Theater manches verkommt. Aber nicht alles.


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Während der Himmel dräut (dräut, sagt man hier so, nicht "droht"), und mitten im April noch immer Winter ist, flaggt man sich schon mal wichtig. Vor dem Theater wehen immer lustige Fahnen, von Deutschland, Solingen, Nordrhein-Westfalen, Europa. Damit man wenigstens weiß: So, hier ist es jetzt wichtig. Hier findet Kultur statt. Und, wie gesagt, weil's stattfindet und weil's wichtig ist, kamen an die 12 freiwillige Zuschau-Teilnehmer zur Eröffnung. Die hielten die Fahne hoch, die draußen im Wind wehte.


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Man muss einfach wissen, schon, wenn man das Theater- und Konzerthaus (immer schön mit Bindestrich) betritt, kommt einem Kunst entgegen. In Form von Grafitti. Nun gibt es Kunstbanausen unter den Solingern, die nennen so etwas Schmiererei. Ich finde, das ist falsch. Denn Kunst ist, was uns als Bewusstseins-erzeugendes wie auch -verhinderndes spontanreaktionenauslösendes Element in die Quere kommt. "Nee, wie schön aber auch!" ist ebenso Kunst wie "Neeee, wat für ne Ferkeserei!" (ist Solingerisch und heisst "Schweinerei"). Dada, die Kunstform der Auflösung aller Formen, sagt: Kunst ist, was man dazu erklärt. Alles geklärt?

Denn: .... na, dann gucken Sie mal:


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Denn, wenn man das Theater- und Konzerthaus betreten und die zum linken, also dem Theaterteil gehörende von unten gesehen linke, von außen gesehen rechte Treppe betreten und begangen hat, prallt einem dieses Bild, genauer, ein Wandtteppich mit davorgestelltem ficus benjamina engegen. Mit dem gleichen Bewusstsein für farbkompositorische Grundsätzlichkeiten betrachtet unterscheiden sich, wie zu sehen ist, Grafitti und Tappiti – in gar nichts. Beide sind bunt, abstrakt, von Grün dekoriert und passen genau hin, wo sie sind – und wären dennoch entbehrlich. Merke: Kunst ist, was dazu erklärt wird. Aber das hatten wir ja schon, da da.

Der einzige Unterschied: Grafitti ist meistens Spontankunst (also Dada) und Wandteppiche sind, schon der Herstellung wegen, geplant, also reglementiert, was wiederum etwas ist, was der Kunst fremd sein sollte.


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Im Theater selbst wird dann dada-mäßig voll aufgedreht. Also kein mäßiger Dada, sondern saumäßig starker. Solingen hat das einzige Theater Deutschlands, dessen Programme im Taxi verteilt werden. Oder bei denen man, wenn man ein Programm kauft, ein Taxi geschenkt bekommt. Oder es programmatische Taxis oder taxierte Programme gibt. Wer weiß das schon? Vielleicht ein Taxifahrer.

Und Fragen, nun Fragen sind Informationen und Informationen machen ratlos, im Solinger Bindestrich-Kulturhaus. Oder findet hier auf der Bühne das beliebte "Frage-Antwort-Spiel" statt? Nun, fragen Sie mal nach, vielleich bekommen Sie eine Information. Die stotternd so beginnt: "Da..., da..... (müssen Sie denn dies und jenes und so) ...". Eben: Da-da.


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Das vorige Theater- und Konzerthaus, das noch ganz einfach Theater hieß (davon war da das Schützenhaus, aber da wurde schon Theater drin gespielt und gemacht) ist abgebrannt. Total spektakulär. Das will man nun nicht mehr noch mal haben, diese Qualm und so. Daher löscht man im Theaterfoyer nicht nur an der Theaterfoyerbar seinen Durst, sondern auch aufkommende Brände, so es sie gibt. Und weil Brände so gemein sind und da ausbrechen, wo es keine Feuerlöscher gibt, hat man eine Feuerlöscherfoyerbar erfunden, mit der man die Feuerlöscher zu den Bränden bringen kann. Die müssen nur bitte so lange warten, bis die Feuerlöschbar, die nahe der Foyerbar steht, dort ist, wo es brennt. Dann kann gebrannt und gelöscht werden. Gelöschtes Kind scheut jedenfalls das Foyer.

Aber Sie wissen jetzt wenigstens, warum es Foyer, gesprochen "Feuer" heisst. Wegen der Löscher, ist doch klar.

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Zurück zum Humor. Oder soll man sagen: Auf zum Humor.

Die Ausstellung läuft bis zum 23. Mai, weil das ein besonderer Tag ist. Es ist nämlich der Weltschildkrötentag und außerdem wurde an einem solchen die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Doch noch wichtiger ist, dass genau an diesem Tag vor einem Jahr der AC Mailand zum 7. Mal die Champions League gewinnt, gegen den FC Liverpool mit 2:1. Außerdem wurde an diesem Tag 1923 Dieter Hildebrandt geboren.

Grund genug also, zu lachen. Auf den Bergen, in den Tälern des Bergischen. Was man nicht weiß ist, dass hier im Bergischen wirklich bedeutende und international renommierte Cartoonisten wohnen, arbeiten, wüten. Deren Werke, oder was davon noch übrig ist, nach dem wütend werden über die Zustände, werden unter arg spiegelnden Gläsern in einfachen beige-braunen Holzrahmen gezeigt.




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Bergischer Humor ist derber Humor. Wenn der Tod totgefahren wird, ja, dann kann man wirklich von einer aussergewöhnlichen Situation sprechen, die einen verzweifeln lässt. Den toten Tod und den ratlosen Autofahrer, der sich zu Tode erschrickt. Aber nach einer Schrecksekunde findet er es wahrscheinlich zum totlachen, wird toternst und aus dem Lachtal ein Total. Es ist eben eine Totalität des Todesmutes, eine To(r)tur und ein Totubawohu ....


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Die Eröffnung(sreden) jedenfalls war nicht totlangweilig, obwohl natürlich so ein Publikum etwas ganz Schlimmes ist. Kommt es nicht, ist man furchtbar stinkig. Kommt es, stinkt dem alles. Oder wie Goethe es in Faust I vornehm ausdrückte: (Achtung, es folgt Literatur, keine persönliche Meinungsäußerung)

Sie sitzen (in diesem Falle stehen) schon mit hohen Augenbrauen
Gelassen da und möchten gar Erstaunen.
Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
Allein, sie haben schrecklich viel gelesen.

Worauf der Theaterdirektor, es war nicht der von Solingen, sich und seine Mitstreiter fragt:

Wie machen wirs, das alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gefällig sei?

Ja, das frage ich mich auch.


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Und dann folgte, die offiziellen Reden, kurz genug, um Beifall zu finden, waren verklungen, vergessen, Dada in Reinform, nämlich ein mit gespieltem Unhumor vorgetragener burlesk- kafkaischer Nonsens, der durch seine Absurdität enthüllte, was bei ernsthafter Betrachtung und Präsentation zwar Normalität, aber eben auch alleine schon deshalb völliger Unsinn wäre.

Es ging um die Frage: wie unterhält man ein Publikum, das gar nicht gekommen ist, sich unterhalten zu lassen, um sie davon abzuhalten, sich die Bilder anzuschauen, deretwegen Schauen sie gekommen sind.

Eben, indem man ihnen schaurigschönes zu Schauen gibt – lebende Cartoons gewissermaßen, die sichtlich bemüht sind, so neben der Kapp zu sein sich zu geben, dass sie niemals Stilvorlage eines echten Cartoons werden müssen. Eben: Dada. Mancher verstand's, einige amüsierten sich, andere blieben aus Höflichkeit. Immerhin.


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Feinnervig machten die Macher darauf aufmerksam, was gemeinsame Aufgaben von Theater, Cartoons, Kunst und Dada ist: Zeit tot schlagen. Oder doch, schreibreformiert, totschlagen, einwortig?

Jedenfalls, mutig und ehrlich genug war es, vor dem halbstündigen Spektakel anzukündigen, es würde nur behufs dieses Zweckes nun zum Vortrag gebracht, was die Menschen zuversichtlich stimmte, dass es auch so angelegt war, dass man es überstehen könnte und deshalb standen sie die ganze Zeit herum.
Steh' doch it heröm,
stell dich nit e su aan,
komm, wir sind ne lustije Verein ...


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Da nimmt es nicht wunder, dass im Thealter-Kultur- und Cartoon-Konzerthaus auch die Schreibende Zunft der Zeichnenden auf Finger, Mund und Schalk im Nacken achtete und mit sichtlich-vergnügtem hintergründigem Humorverständnis Behaglichkeit und Wohlwollen auszustrahlen bereit war. Zumal nämlicher Korrespondent der Solinger Morgenpost, die zu lesen man meistens erst am Abend kommt, das tollste in Solingen auf die Beine gestellt hat, was an Dada-Kunst und feinfühligem Humor zu haben, zu sehen und mitzuerleben ist: das weltweit in dieser Form völlig unique Stan Laurel und Oliver Hardy Museum.

Sollte ihnen, weil vielleicht zu jung an Jahren oder zu alt, um noch Erinnerung zu haben, die Namen so direkt nichts sagen, dann müssen Sie nicht dick und doof sein, um zu ahnen – ja, waren das nicht die Tollpatsche aus den Schwarzweiß-Filmen. Ja, in Solingen sieht man sie: da, da ! Dank dieses Herrn auf dem eher rechten Teil des Bildes von der Mitte aus gesehen.


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In der zur Performance umgebauten Lesung wurden einige Leute madig gemacht, zum Beispiel eine fiktive, realistisch beschriebene Mutter, die von Maden oder Würmer oder ähnlichem Getier innerwärts aufgefressen wurde.

Nun, zu fragen, was dies soll und ob Pietät nicht angeraten gewesen wäre, wo Schwarzer Humor in verbal verschrobenen Pirouetten daherkam, erübrigt sich, da der Lesende so freundlich war, nie nicht zu betonen, dass es sich um Nonsenstexte handelt. Und so war in diesem Theater endlich einmal die Wahrheit zu hören, die reale Wahrheit: hier sitze ich, ich rede Nonsens.

Während auf der richtigen Bühne meistens jemand steht, der auch Nonsens redet, das ganze aber für Kunst gehalten wird. Je weniger verständlich ein Text, desto eher ist das Publikum geneigt, ihn für hohe Kunst zu halten. Nun, hier in diesem Falle war der Text auch unverständlich irrsinnig, aber wenigstens kam keiner auf die Idee, außer Langeweile auch noch das Empfinden zu haben, sich Kunst antun zu müssen. Denn es war ja Humor gefragt. Schwarzer.


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Dynamik allerorten. Und so kräftet sich der Abend dahin, derweil derselbige draußen dämmert.


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Einer der wirklichen und wahren Höhepunkte war dann die Präsentation der Schwulen Bratpfanne. Die ihren Namen nicht der Tatsache verdankt, dass sie so einen heißen Hintern hat, sondern in rosa daherkommt. Diese Assoziation muss dem Bergischen erst einmal jemand auf der Welt nachmachen. Allein die Idee, der Bratpfanne heiße Gelüste zu unterstellen, zeigt, wie das Bergische Gemüt brutzelt und rosa stilvoll ist und bleibt.

Nun haben wir jedoch im Haushalt eine blaue und eine rote Bratpfanne, und seit jenem Abend schwelt zwischen meiner Frau und mir der Streit, ob nun die eine eher für dämliches, die andere für herrliches In-die-Pfanne-hauen zu verwenden sei, ähnlich den Stramplerjäckchen (die es zu meiner Babayzeit jedenfalls noch gab) in rosa und bleu, damit die umherstehenden Neugierigen nicht erst in der beschissenen Windel graben müssen, um nachzuschauen, um was für ein nachgeborenes Etwas der illustren menschlichen Geselschaft es sich im nämlich Fall handelt.

Schlimmer noch: dürfen Eier nur in weiblichen, oder eher doch mmmh, mmmh, in männlichen Pfannen angerichtet werden oder muss man die Pfanne an sich nicht noch einmal kulturell neu bewerten? Sie sehen, Kultur im Solinger Theater ist nie ohne Auswirkung auf den Gang der Welt !
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Wie auch dieser Eiertrick belegt. Humor hat ja etwas mit Erfindung zu tun. Kommt aus dem Nichts – und erzeugt ein gewisses Etwas. Heiterkeit oder Lachen, Ratlosigkeit oder Aversion. Oder den Spruch "Ach, du dickes Ei".

Ein solches, von Enten stammend, auf den Punkt gekocht, brachten die Performancer zur Präsentation mit und empfahlen dem staunenden Publikum die Anwendung des Nichteierbechers.

Der Nichteierbecher ist ein nicht vorhandener Eierbecher beliebig gedachter Form, der deshalb nicht zur Verwendung kommen muss, weil der Mensch an sich seit Jahrmillionen das gekochte Ei falsch köpft. Eben, wie es das Tuwort sagt, am Kopf. Er aber sollte das Ei bäucheln, am Bauch an- und aufschlagen, einen herzhaften Biss oder Eierlöffelstich in selbigen hinein wagen, worauf das Ei, auf die Tischplatte zurück gelegt, auch ohne Hilfe des Stütze gebenden Eierbechers in sich ruhig ruht und nicht davon kulliert.

Was allerdings, das sei angemerkt, der Solinger produzierenden Wirtschaft, auch Eierbecher sind im Programm, Schaden zufügt, weshalb der Vorschlag als solcher ebenfalls zum Thema des Abends gerechnet werden muss: Humor. Obwohl voll funktionierend. Eben das ist das Dilemma;
Die Realität funktioniert nicht,
der Humor dagegen immer.
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Im übrigen zeigt Kunst wieder einmal, wie sehr sie sich von der Objektivität als solche zu lösen im Stande (alt: imstande) ist. Nämliches Demonstrations-Ei verwandelt sich dank Verwandlungsfilter in ein hübsches Deko-, Blümchen- oder Beliebigkeits-Element, wenn man nur Phantasie genug hat, die Realität als solche als Humor per se zu betrachten und den aus dem Humor der Realität abgeleiteten Nonsens (Nicht-Sinn) als Erkenntnis.

Wem der letzte Satz jetzt nicht verständlich schien, der ist, das ergibt dieser Test, immer noch auf der falschen Schiene. Der glaubt immer noch, alles, was er sich denkt, müsse auch real sein. Dabei ist, nachweislich der Aussagen aller großen und größten Wissenschafter, Philosophen und Mystiker, die Welt an sich in der vollen Wucht ihrer Realität überhaupt nicht im Gehirn abbildbar. In die Sprache des Volkes übersetzt: "Ach, du dickes Ei". Eierbecherfrei.

Da, da an Text und Ei, muss aber mancher lange dran löffeln ...


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Weshalb wir zum Leben als solchen zurückfinden. Und uns der Frage nähern: Jäzz stelle mer uns ma janz dumm un fragen: wat isse ne Dada? Nun, wenn eine Raucherin im Solinger Nichtrauchertheater sich vor dem am Eingang angebrachten Hinweisschild eine Zigarette anzündet. Weil dann das Schild seiner Wahrheit beraubt wird.

Wird vor dem Schild, oder woanders im Theater, geraucht, stimmt seine Botschaft nicht. Ein Schild, dessen Botschaft falsch ist, gehört entfernt. Dada ist, wenn das Schild bewirken würde, dass die Raucherin zu entfernen sei. Dedada, also Nicht-Dada, ist, wenn die Hilflosigkeit des Schildes, dilettantisch über eine Uraltheizung gezwirbelt, einen dermaßen erbärmlichen Anblick der Hilflosigkeit von sich gibt, dass man gezwungen ist, es lächerlich zu finden und Vergnügen daran findet, es durch Ignoranz in den Bereich des Nonsens zu entführen ....

Dat, maine Damen un Herren, is Dada.


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Ämter gibt es überall. Das Gesundheitsamt. Oder das Ordnungsamt. Oder das Amt für Straßen- und Kehrwesen. Oder ein Amt für Verkehr auf öffentlichen Straßen. Oder das Oberbürgermeisteramt. Oder das Kulturamt. HALT !!!!

So nicht in Solingen. Dort gibt es etwas, was es woanders so nicht gibt. Das Ehrenamt. Ein Amt für die Ehre. Da geht man hin und beantragt ein Ehrenwort, oder kauft sich eine Ehrenerklärung. Oder, wenn die Ehre gekränkt wurde, kann man dort die Ehre wieder würdigen lassen. Aber eben nur, wenn es für die Kultur ist. Nur so, ohne kulturellen Hinter- und Vordergrund, Ab- oder Ansicht, kann man in Solingen nicht zur Ehre kommen, und folglich auch nicht zu Ämtern.

Wer jedoch Ehre für die Kultur einlegt oder Kultur als Ehre ansieht, der ist von Amts wegen in Solingen gut aufgehoben. So jedenfalls im ehrenwerten Kulturamt namens "Theater- und Konzerthaus der Stadt Solingen" zu lesen.


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Dada(ismus)

 

Dada oder Dadaismus war eine künstlerische und literarische Bewegung, die 1916 von Hugo Ball, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und Hans Arp in Zürich gegründet wurde und sich durch Ablehnung „konventioneller“ Kunst bzw. Kunstformen – die oft parodiert wurden – und überkommener bürgerlicher Ideale auszeichnete. Vom Dada gingen erhebliche Impulse auf die Kunst der Moderne bis hin zur heutigen Zeitgenössischen Kunst aus.
Im Wesentlichen war es eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Künstler selbst, die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten.

Der Begriff „Dada(ismus)“ steht im Sinne der Dadaisten für totalen Zweifel an allem, absoluten Individualismus und die Zerstörung von gefestigten Idealen und Normen. Man ersetzte die durch Disziplin und die gesellschaftliche Moral bestimmten künstlerischen Verfahren durch einfache, willkürliche, meist zufallsgesteuerte Aktionen in Bild und Wort. Die Dadaisten beharrten darauf, dass „Dadaismus“ nicht definierbar sei.
Als der Dadaismus sich zu festigen begann, riefen die Dadaisten dazu auf, diese Ordnung wieder zu vernichten, da es ja eben das war, was sie zerstören wollten. Das machte den Dadaismus wieder zu dem, was er sein wollte: vollkommene Anti-Kunst, die unklassifizierbar war