Kohlfurth

Eigenglicht nu ein paar Häuser – aber jeder kennt die Hofschaft. Jeder in Solingen. Und jeder in ganz Nordrhein-Westfalen oder sogar darüber hinaus ! Jeder, so er denn Biker ist. Hier, in unmittelbarer Nähe am Exitus, sorry, einem Exit der L74, der meistgesperrten Straße im Solinger Zubringerverkehr (kaum eine Woche ohne Unfall), liegt ein bieder scheinendes Schieferhaus, dass "unter der Woche" kaum Auffälligkeiten zeigt. Am Wochenende aber das Kaffeepausen-Paradies für Biker ist. Die alle, ganz logisch, in sanftschwebender Ruhe nur der Natur willen auf Ausflug sind. Komisch nur, dass wir, Luftlinie gut 1 Meile entfernt, an lauen Sommertagen, vor allem -abenden das Gefühl haben, rein akustisch einen Platz am na-wie-auch-immer-Ring gebucht zu haben. Gewesen ist's natürlich keiner. Außer den Toten. Die erwischen sie hinterher immer. Komisch.

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Der Name sagt es schon – und das Maskottchen auch. Hier sind aufgebohrte Biker gern gesehen. Das lassen die sich nicht zweimal sagen und kommen an offenen Wettertagen zu hunderten. Und, um das ganz deutlich, ganz bewusst und ganz bestimmt zu sagen, um ihrerseits auch ihre Ruhe zu haben oder Kumpels zu treffen. Es wäre alles wunderbar, wenn es nicht, wie beim Fußball, in der Politik, in jedem Verein, Volk und sonstigem Haufen, ein paar Krakeler, Schwachköpfe und Irrsinige gäbe. Aber es ist und bleibt falsch, die als Beispiel für die Logik anzuführen, alle Biker seien Chaoten und damit alle "in einen Topf zu werfen". Der Idioten sind zwar ein paar zuviel, aber dafür können die Vernünftigen nichts.


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Mich erinnern – das hat nichts mit Bikern zu tun – solche Auftriebe, die es beim Ski, beim Base-Jumping oder bei den Asphaltstramplern genau so gibt, an das Kleine-Jungens-Sandkasten-Spiel Weitpinkeln. Und so reihen sie ihre Gefährte auf, ganz brav, und schauen sich um: Töfflein, Töfflein an der Wand, wer ist der Schönste im ganzen Land ? PS-Geilheit ist eben keine Krankheit. Nur Wahnsinn. Wie die Betroffenen lachend bestätigen.

Champs-Elysé, Venedig-Markusplatz, Kohlfurth – alle haben eins gemeinsam: sehen und gesehen werden. Man kommt hier her, um zu staunen und bestaunt zu werden. Jedenfalls schauen die Biker oft nicht anders interessiert als die heillos in ihrer heilen-Welt-Ruhe verstörten Knickebocker-Exorzisten, die zwangsläufig (läufig ist gut) hier auf markiertem Weg vorbeikommen. Aber auch die Strammwadler sehen, in ihrer Öko- oder Almwiesen-Kluft, letzten Endes auch nicht anders aus als die marsmännchen-ähnlichen in Raumanzüge Gezwängten Sattelquäler. Weil Hobby ist Hobby, und was wäre ein Hobby, wenn man sich in der Masse nicht von anderen Massen unterscheiden könnte. Der Reiz des Besonderen liegt eben für viele darin, das zu tun, was andere auch tun – solange sich alle zusammen anders verhalten als andere Andere. Alles klar?

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Hin und wieder, einige Male im Jahr, wird für manch Verwegenen die Ausfahrt zur Auffahrt. Da nimmt er dann das himmliche Vergnügen der Geschwindigkeit zu wörtlich. Man hört die Englein singen. Ganz real. Und wir wieder mal die aufgeregten Sirenen der Feuerwehr- und Polizeiautos – gut, dass die Leichenwagen wenigstens leise-lautlos gleiten. Einmal muss das auch der Biker genießen. Auch wenns schon zu spät ist.


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Für solche Fälle hat der Solinger stets eine Redewendung parat: "Wie bestellt und nicht abgeholt". Helm ab zum Hüftschwung!


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Einst rumpelte hier die Straßenbahnlinie 5 zwischen Solingen (Mühlenplätzchen) und Cronenberg mit Weiterfahrt nach Elberfeld her. Man sieht noch ein paar Meter Schienen. Die Strecke, wofür die Lektersche gut eine Stunde brauchte, haben die Biker, na ja, wenn nicht in einer Minute, aber in einer Viertelstunde glatt erledigt. Vorausgesetzt, es ist kein Radarwagen im Einsatz.

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Irre ich mich, oder gleichen sich die Eier heutzutage nicht immer mehr wie ein Motorrad dem anderen?


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Seem to be cool ... ... think like a fool. Auch so wird ein Spruch draus.

Leider gibt es sie eben, die Provokateure, die – so steht es zu befürchten – auch tun, was sie androhen. Es fällt schwer, angesichts solcher mental armseliger, geistige Potenzschwäche signalisierenden total uncoolen Sprüche nicht Äußerungen zu machen, die das BGB zur Kategorie der Beleidigungen zählt. Leider.

Nicht, dass es um diese Outlaws schade wäre. Nein, das dumme ist, dass sie einer ganzen Clique Schaden zufügen. Warum kann man Trägern solch geistigen Dünnschisses eigentlich nicht die Luft aus den Reifen lassen?


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Wenn er wenigstens ein Erektion davon bekommt, na, dann ist es ja zu etwas nutze. Ansonsten ist es schade um die 9 Monate Schwangerschaft, die ihm seine Mutter gewidmet hat.


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Wie bekomme ich jetzt von dieser mentalen Einstellung, siehe Bild vorweg, die textliche Brücke zum Rost auf und an derselben – ohne Krücke. Ah, vielleicht so: Mit der Geschwindigkeit, als wäre es ein Rennen gegen die Zeit, rostet die alterwürdige Kohlfurther Brücke vor sich hin, weswegen sie als verkehrlich unsicher eingestuft wurde, was man von einigen Bikern auch sagen müsste, es aber nicht getan wird, weil sie noch nicht in dem Alter sind, da man sich um ihre inneren Schäden kümmern müsste wie um die der ehemaligen Pferdefuhrwerk-, Auto-, Straßenbahn- und Fußgängerbrücke, die dort steht, wo einst war, was dem Ort den Namen gab. Eine Furt.
Puh, geschafft !


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Was wie Kunst aussieht, ist ein finanzielles Problem. Weil der Staat pleite ist, kann er auch keine kleine Brücke mehr sanieren. Ein rühriger Bürgerverein hat sich gegründet, der mit Hilfe von Spenden und mit viel Eigeninitiative erreicht hat, dass die Brücke nicht abgerissen, sondern irgendwie doch noch erhalten wird, oder auch nicht, weil es hätte schon sein sollen, ist aber noch nicht, weil ... Eine endlose Geschichte, wie zu befürchten steht.


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An dieser Stelle konnte man früher Kähne mieten und auf der Wupper die Liebste, Angebetete dem Schwan zuführen, der dann in seiner grazilen Art sagte, was man sich selber nie zu sagen getraut hätte. Da es seinerzeit ein "Gehn wir zu Dir oder zu mir?" noch nicht gab, blieb nur der Spruch "Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch". Und davon gibts in der Umgebung von Kohlfurth ausgesprochen viele. Wer weiß, warum.

Außen bergisch, innen amerikanisch: das wuppertalerische Strandcafé nicht nur gegenüber, sondern auch als konzeptioneller Gegenentwurf zum auf Solinger Seite gelegenen Café Hubraum. Ein tradiertes Gebäude, eine Gaststätte mit Geschichte, in deren Biergarten man es sich auch heute noch gut gehen lassen kann. Zu ganz modernen Konditionen.


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An der Saale hellem Strand, die Copa Cabana, des Rheines rebengekränzte Ufer ... alle sind sie besungen worden. Warum nicht die Wupperstrände? Vermutlich deshalb, weil es eigentlich gar keine gibt. Es gibt Ufer, steinige. Oder bewaldete, überwucherte. Steile, unzuwegliche, glitschige. Also versuchen wir doch mal einen Text, vielleicht findet sich ja ein Komponist:

Wenn in Kohlfurth die Sonne hinter dem Berg versinkt,
und man sinnend noch viele der Schoppen trinkt,
wenn die Wupper sanft gurgelnd durchs Tale fließt,
und am Ufer manch herrliches Kräutlein sprießt, ...

.... oder haben Sie noch nie Rudi Schurickes Caprifischer nachgeträllert ....?


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Sehn Sie, ich wusste es, wenn ich anfange zu singen, stehen alle auf und gehen. Verdammt noch mal.

 
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Mit ein wenig Phantasie könnte man sagen: Kohlfurth, am östlichen Ufer Wuppertal, am westlichen Solingen, ist ein herrlicher, fast schon ein romantischer Ort, den zu besuchen es sich lohnt. Von fern und nah. Mit Bike und Bus. Weil man, und das ist das allerwichtigste, dort nämlich Straßenbahn fahren kann. Mit der Museumsstraßenbahn.


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Und als es noch echte Straßenbahnen gab, da gab es auch noch echte Schaffnerinnen. An eine davon, ein "Original", wie man so sagt, erinnert diese Skulptur an der selbst museumsreifen Kohlfurther Brücke direkt vor dem Betriebshof der Museums-Straßenbahn.