Schupo

«Dein Freund und Helfer» – mit diesem Slogan versucht die Polizei seit ewigen Zeiten (schon seit der "Weimarer Republik" in den 1920er Jahren) das Verhältnis von Bürger und "Obrigkeit" zu entspannen. Wie so oft im Leben kommt es eben auf die handelnden Personen an, ob aus dem gut gemeinten Anspruch dann eine zynische Verhöhung oder eine beruhigende Bestätigung wird. Im Falle der Solinger Polizei kann man über alle Jahrzehnte hinweg in der Tat feststellen, dass es insgesamt ein eher recht entspanntes Verhältnis war, das den Umgang miteinander geprägt hat. Früher wie heute waren viele Polizisten vor allem der Schutzpolizei den Bürgern bekannt – allen voran der legendäre Heinrich Luff vom Neumarkt/Graf-Wilhelm-Platz. Aber auch viele seiner Kollegen – vor allem "damals" – waren eher der nette Kumpel von nebenan als einer der bärbeißigen Psychopathen, wie sie heute in Krimiserien sein müssen, um Quotenvorgaben zu bedienen. Nein, Solingens Polizei wahrte stets das Augenmaß – und irgendwie auch eine völlig akzeptable Normalität. Einer von ihnen "nach dem Kriege", in den 1950er und 60er Jahren war der Schupo Bertenburg. Sein Sohn Michael gewährt uns einen Blick ins Familienalbum.

 

 

Tatüüü-tataaaaa .....

 
  Derzeit wird in Solingen ein neues Polizeigebäude gebaut. Weil das "alte" eigentlich schon das neue ist, vor rund 30 Jahren gebaut wurde und nun schon in sich zusammenfällt (was, entgegen dem Verwunderungs-Getue in der Solinger Presse, die Insider schon seit Baubeginn an gewusst haben, weil die Baumängel bekannt waren). Aber das wirklich wahre und wunderbare Gebäude stand einst auf der Kotterstraße als Überbleibselt auf dem Gelände der einstigen Siegen-Solinger-Gußstahlfabrik. Ich kann man persönlich noch gut an diese "Bruchbude" erinnern, weil ich in der Nähe (der "Teufelsinsel", Herderstraße) als Kind lebte ....  

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  ... Und wahrscheinlich habe ich dann auch diese strammen Kerls dort mal gesehen. Polizist Bertenburg ist der zweite von links:  

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Modenschau: Anfang der 50er Jahre sahen die Uniformen noch sehr militärähnlich aus (man könnte sie fast mit der ehemaligen Wehrmacht und Vorgänger-Truppen verwechseln).Die Stofffarbe war übrigens blau, so wie sie heute zurückkam (inzwischen kann man ja Polizisten in den modernen Uniformen nicht mehr von zivilen Wachmännern oder Hafenrundfahrtkapitäns-Uniformen unterscheiden).

Doch in den 1960ern kam Flowerpower-Hippie-Wassermann-Blumenkinder-Atmosphäre und die Polizei schloss sich beim Zeitgeist an – und kaufte beim Versandhaus Quelle Chefmodesigner Heinz Oestergard. Wer hätte das jemals gedacht: Der nette Schupo von nebenan aus dem Quelle-Katalog – in beruhigendem Grün, was ihnen den Spitznamen "Die grünen Männchen" eintrug.

Man beachte, dass die durchaus reichhaltigere Kost der Jahre weit nach der Währungsreform 1948 durchaus Wirkung zeigte: aus dem schmächtigen wurde ein stattlicher Mann, der Hungergürtel kurz unter der Brust rutsche auf Hüfthalter-Höhe und die Hosen mussten nicht mehr herhalten, Butterbrote oder geklaute Äpfel zu verstecken (oder warum sind die so ausgebeult – sage doch keiner, Cargo-Hosen seien eine Erfindung der Jetztzeit).

Die Kopfbedeckung wechselt vom Tschako, einer fast schon ur-alten militärischen Mütze, zurm unverbindlichen Dienstmann-Einheits-Look, wie man ihn auch von Pförtnern an Werkstoren kannte. Diese Kopfungetüme haben sich bis vor kurzem als à la mode erhalten.


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Schnittig-sportlich und kühn-verwegen kam die Jungs auch damals schon daher, Cobra lässt grüßen: Die Polizei-Fahrschule; dieses Krad jedenfalls wäre heute DIE große Sensation !!!

Das Ding musste ja auch nicht unbedingt SEHR schnell fahren, denn die Diebe waren ja noch alle zu Fuß unterwegs.

Aber immerhin sind die Mützen schon "entmilitarisiert" und die Uniformen schon auf "Kann ich Ihnen helfen ...?" getrimmt. Und außerdem: Lächeln im Dienst war tatsächlich noch erlaubt :-)


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Wenn sie nicht fahren übten, dann übten sie schießen. Im Burgholz, fast direkt an der heutigen L 74, der Motorrad-Raser- und zu Tode-Fahrstrecke, übte der Club der Guten (die die Bösen Buben fangen sollten) James-Bond-Ballistik mit dem Dienstrevolver.Und machten, damals galt das noch erstens als völlig normal undzweitens als angenehm und lustvoll fröhlich Pause.

Die sehen doch wirklich eher aus wie der Altherren-Kegelklub oder ein Gesangverein auf weiberfreiem Vatertagsausflug denn die Hüter des Gesetzes. Ach ja, und nur um zu schießen, legte man noch keine Kombat-Ausrüstung an, in der man aussieht wie eine verlorene Monstermumie im Raumschiff, sondern behielt brav die Dienstkrawatte um. Und: Hostenträger waren erlaubt, auch dienstlich! Nur die Stiefel, die mussten immer blankgeputzt sein.