Schloss Burg & Bergische Kaffeetafel (1)

Freten es jet herrlijes, tweimol freten is noch schöner. Diesen philosophisch unübertreffbaren Satz sagen Solinger aller Gewichtsklassen. Und eins der dazu passenden schönen Dinge ist die Bergische Kaffeetafel. Die sich aus der Besuchs- und Verkehrsstruktur früherer Zeiten entwickelte. Da man nicht mal eben schnell von A nach B gelangte, brauchte man Wegzehrung, das Abendessen fiel meist aus, die Kaffeetafel musste also schon alle Kalorien bieten, die man für den bergigen langen Nachhauseweg braucht. Und so wurden praktischerweise Kaffeetrinken und Vesper zusammengelegt. Bergische Kaffeetafel heißt, Waffeln, Sahne, Reisbrei, Wurst, Kekse, Käse, Burger Brezel, Butter, Quark, Pflaumenmus und bei Bedarf noch ein paar Spezereien mehr oder "Pröffkouken" (Sandkuchen) auf den Tisch. Kaffee kam aus der Dröppelminna, einer Großkanne mit Hahn. Heute mehr ein Gag, vor dem 2. Weltkrieg im Bergischen sonntäglicher Alltag – oder zumindest bei Familienfeiern.

 


.

 Das ist Schloss Burg nach dem Wiederaufbau der Burg und auch noch im jetzigen Zustand. Früher, in historischen Zeiten, hat die Burg nie so ausgesehen; sie ist idealtypisch wiederaufgebaut worden. Als eine Art Märchenschloss, denn es ist selten, dass eine in Form und Funktion her eigentlich ganz "astreine" Burg den Namen Schloss trägt; Schlösser sind keine Verteidigungsanlagen und Burgen keine Prunkbauten. Und auch wenn Schloss Burg eben kein einziges an Schloss erinnernden Gebäude hat, es heißt nun mal so; nur, weil einst hier die Landesherren (Grafen von Berg, daher "Bergisches Land") hier regierten. Oben ein Modell des Burgberges, unten links angedeutet das Dorf, die Stadt Burg. Rechts eine Karte aus einem Winter in den 1920er Jahren, die bestätigt, dass Burg so ist und war wie sein eigenes romantisiertes kitschiges Idyll: knuffig.

Ein Foto aus den 1920er Jahren zeigen, wie sehr das Städtchen Burg im wörtlichen Sinne dem Schloss Burg zu Füßen lag; direkt im Tal der Wupper, an der Mündung des Eschbach.

Foto rechts: zeno.or; SW-Fotos: Archive; alle Fabfotos: hgw


.

Wer heute nach Burg kommt, hat Touristisches im Sinn. Und insofern sind diejenigen, die gleich mit dem Auto nach Oberburg brausen, um das Erlebnis beraubt, den steilen Schlossberg mit der Seilbahn zu erobern. Was nicht nur eines der schönsten Erlebnisse im Bergischen Land ist, sondern neben der Schwebebahn in Wuppertal die einzige Möglichkeit weit und breit, davonzuschweben. Seit über 50 Jahren fährt die Seilbahn treu den Berg rauf und runter.


.

Gut 100 Höhenmeter überwindet die Bahn dabei, auf einer Länge von knapp 250 Meter. Ergibt, wie war das mit a-Quadrat mal b-Quadrat gleich c-Quadrat nochmal, eigentlich könnte man doch, Cosinus, oder doch Tangens? – oder Hypothenuse (oder Hyperthenuse, wo man schon Hypertonie hat), also egal, man könnte den Winkel ausrechnen. Sagen wir es mal so. Wenn man auf den Sesseln sitzt, hat man dauernd den Berg direkt vor dem Kopf. Also muss es steil sein. Dafür aber fährt die Bahn in einem sehr betulichen Tempo. Sanft, wie alles im Bergischen.


.

Wer möchte schon gerne verschaukelt werden. Weshalb es die Sesselbahn-Betreiber auch den Fahrgästen kategorisch verbieten. Obwohl, ganz ehrlich, es früher für uns Kinder nichts schöneres gab, als auf diesen luftigen Stühlchen zu hampeln.

Zufrieden darf man mit der neuen Farbe der Wupper sein, in deren Wasser sich das Grün der Wälder spiegelt. Solch klares Wasser, auf den Grund zu sehen, war in den vergangenen Jahrzehnten immer unmöglicher geworden, weil die Wupper zu Deutschlands dreckigster Fluss-Kloake verkommen war (Simulation: Bild unten rechts). Bis man dies kategorisch und rigoros unterband und die Wasserqualität wieder im buchstäblich grünen Bereich ist. Früher war Unterburg ein Fischerdorf, Lachsfang das ganz Normale. Kaum glaubt man wirklich, dass so etwas bald wieder möglich sein wird. Doch Hoffnung ist berechtigt, es sind wieder Lachse in der Wupper angesiedelt.


.

.

Die Seilbahn im Internet:



Die offizielle Schloss-Burg-Domaine:



Schloss Burg in Wikipedia:



Schloss Burg in Google Map:



"Jede Menge" Informationen über Schloss Burg und den Ort Burg in www.solingen-internet.de:




.
.

Dem Ziel nahe: gleich verschwindet man im schwarzen Loch, der Bergstation. Buchstäblich meint man, auf dem davor liegenden Weg noch den Wanderern mit den Füßen die Mütze vom Kopf kicken zu können. Begegnungen der anderen Art eben.


.

Solide, robuste Antriebstechnik, dank farbenfrohem Anstrich Look'n-feel von Legotechnik.


.

Rein theoretisch ist die Deutschlandfahne doppelt und die Solingen-Fahne fehlt ...
aber was ist schon theoretisch, was ist Solingen und was ist eine Fahne?


.

Schloss Burg, das ist vor allem Kultur. Ess-Kultur (nicht "S-Klasse"-Kultur). Wohin die Nase riecht und das Auge schaut: es soll dem Körper nicht an Kalorien mangeln. Da man schon nicht mehr, kräftezehrend, den Burgberg besteigen muss (gab es je, wie am Drachenfels, Esel?), sondern mit der Seilbahn schwebt, muss dem Körper wenigstens reichlich Nahrung zugeführt werden, damit sich der Speckpanzer der modernen Lebensritter ausbilden kann.


.

Aber, selbstlos wie die Bergischen nun einmal sind (siehe Schlacht bei Worringen, "Roomryke Berghe"), kämpft man auch diesmal wieder für das Gute, nämlich die Bauern mit den dicken Kartoffeln. Dieser Werbespruch "Rettet die Bauern, esst Kartoffeln" – "Kleine Pommes 1,60 €" ist an Logik nicht mehr zu überbieten. Rettet die Müller, esst Brot.
Rettet die Brauer, trinkt Bier.
Rettet die Fischer, esst Silber.
Rettet die Ärzte, esst Hirn.
Rettet die Retter, stopft Euch zu.

Rettet die Burger, esst Burger ??????????? ?????? ????


.

In der Tat, obwohl auf, in, neben und an Schloss Burg überall gemampft wird, die Burger sind keine Burger. Will sagen: Weder sind die weltbekannten Hamburger etwas, was man hamm-hamm in Burg essen kann noch sind die Fastfoodfabriken-Burger eine Erfindung der Burger. Auch der Burger-Burger ist, soviel ich weiß, noch nicht erfunden, weshalb ich nach allen Regeln des Copyrights darauf das Urheberrecht anmelde. Mit diesem Rezept:

Man brate einen typisch bergischen Fleischklops, eine Frikadelle. Das heißt, mit viel Brot (aufgeweichte Brötchen) drin. Und viel grob geschnittenen Zwiebeln. Das ganze in/zwischen ein Rosinenbrötchen, darüber eine Brühe gemixt aus Tomatenmark, Senf, Essig, Weißwein, Sahne und Schmelzkäse, gewürzt mit Kräutern. Wer's noch zappiger mag, darf eine Mehlschwitze dranmachen. Als Garnitur eine aufgeschnittene saure Gurke und ein paar Zwiebelringe. Fertig ist der Burger-Burger, eine Erfindung von mir. Nachahmung privat erbeten, gewerblich gegen Lizenz. Interessenten wollen sich bitte melden ... !

Serviervorschlag.
Abbildung ähnlich.
Cookright (ist so was wie das Copyright fürs Kochen): hgw

BURGER-BURGER.
HAUT DEN RITTER AUS DEM SATTEL.


.