Schloss Burg & Bergische Kaffeetafel (4)

Erop on erönger. Heisst so viel wie "Wer rauf kommt, muss auch wieder runter".

 

Ein letzter Blick zurück auf die uneinnehmbaren Mauern der Burg. In der Tat, Schloss Burg wurde als Festung nie besiegt. Die Herzöge zogen ganz einfach nach Düsseldorf (Weicheier, diese Herzöge) und bauten dort etliche Schlösser. Schloss Burg aber versank in die Ruhe, die eigentlich dem Märchen Dornröschen als Vorbild hätte dienen können. Und in der Tat, hier wurden schon einige Märchenfilme gedreht, unter anderem der Kinofilm "Der gestiefelte Kater" in den 1950er Jahren.


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Nun ja, nichts, was man nicht wissen könnte, auch wenn man es nicht wissen müsste, aber wenn man es weiß, freut man sich darüber. Und vergisst es sofort wieder. Na ja, ich weiß.


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Die Burger waren schon immer Burger Bürger und allenfalls hätten sie sich damit abgefunden, verwaltungsmäßig zum (kleinen) Wermelskirchen zu gehören. Aber dass sie rigoros nach Solingen einemeindet wurden (1975), das haben sie bis heute weder seelisch verkraftet noch mental überwunden. Sie fühlen sich schlicht und ergreifend gekapert. Und vor lauter Mutlosigkeit hat die Solinger Kommunalpolitik mit Burg auch bisher noch nicht mehr anfangen können, als sich zu freuen, dass Burg nun dazugehört – zu was, darüber wird noch immer gerätselt und wirkliche Wirtschafts- oder Tourismus-Impulse, also wirkliche = wirksame, Fehlanzeige! Burg schaukelt so vor sich hin wie die Seilbahn. Kein Wunder also, dass der letzte Bürgermeister von Burg Freude daran hat, als fleißiger und aufmerksamer Maschinist die Seibahnbenutzer zu verschaukeln, pardon, zu befördern natürlich.  


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In diesem Rathaus hat er regiert, der letzte Bürgermeister, bis auch er ratlos war, wie man dem Zugriff Solingens – verordnet durch das Land Nordrhein-Westfalen – entgehen könnte. Zum Schluss blieb nichts anderes übrigs, als saure Miene zum abgekarteten Spiel zu machen. Burger Bürger, wehrt Euch. Lasst Solinger einfach auf der Seilbahn hängen.


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Abfahrt zur Talfahrt. Als wolle das Bergische Land all seine Herrlichkeiten in einem einzigen Panorama bieten, schwebt man mit den federnd-schaukelnden Sessel dem "Abgrund" zu. Aber keine Angst: Angst muss man wirklich keine haben. Es ist ein herrliches Gefühl, bergab zu schweben.


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Schade, dass das Seil nicht so durchhängst, dass man mit den Füßen in die Wupper kommt. Nicht nur so manches Kind würde es sich wünschen ...


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Unterburg liegt hinter Büschen und in einem sehr engen Tal verborgen, ein großer Teil der Stadt (unter anderem die Kirche) sogar an einer scheinbaren Nebengasse. Es lohnt sich, per pedes die Idylle zu entdecken. Denn nach der Bergischen Kaffeetafel muss man spazieren gehen, ehrlich !


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Auf ein typisches und zugleich eines der schönsten Bergischen Häuser weit und breit scheint man mit der Sesselbahn direkt zuzuschweben.


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Aber auch vom Boden aus bietet es den Anblick großer Authenzität: so wie dieses waren früher viele, wenn auch nicht alle Häuser im Bergischen. Schön, dass dieses schon immer so gepflegt und gehegt wird.


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Von Burg aus kann man in der Tat noch etliches unternehmen, auch "mit dem Öffentlichen" (Nahverkehr). Zum Beispiel per Bus zum Müngstener Brückenpark fahren, und von dort nach Burg (ca. 1 Stunde) zurückwanden. Und dabei eine Kuriosität benutzten, die muskelkraft-betriebene Schwebefähre über die Wupper. Oder eben umgekehrt: Man parkt am Brückenpark Müngsten, wandert nach Burg, genießt die Bergische Kaffeetafel und fährt dann erschöpft mit dem Bus (am Wochenende allerdings nur) nach Müngsten zurück.


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 Burg, die Touristenstadt und Solingen, das Aschenputtel unter den Großstädten, nun das kann in Kombination nicht gut gehen. Geldmangel hin, Überforderung her. Wie Sau müssen aber auch Haltestellenschilder nicht aussehen, nur weil sie dem Regen ausgesetzt und im Schatten stehen. Einmal im Jahr Wasser und Bürste würden wunder wirken. Doch öffentliche Armut ist immer auch öffentliche Hilflosigkeit. Gewissermaßen ein politisches "Ist mir egal. L.m.a.A."


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Dieser Zeitgenosse hier, "Wachhund" der Seilbahn, sollte zum Maskottchen erklärt werden: er symbolisiert all jene Schlafenden Hunde, die zu wecken es langsam an der Zeit ist. Oder umgekehrt: vielleicht ist er ja auch nur Symbol dafür, dass man heutzutage eh keinen Hund mehr hinter dem warmen Ofen hervorlocken kann ... ??? !!


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In diesem Sinne: verbrennen Sie sich nicht den Mund, auch nicht am nächsten Köppken Koffie ut dr Dröppelminna.


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