Totterblotschen (45)

Lebt der alte Wenke noch ? Lange keine Updates mehr. Macht nichts mehr, gibt's den noch? Aus Telefonaten und Emails weiß ich, man war besorgt um mich. DANKE DAFÜR. Aber der Grund war eigentlich ganz simpel: ich habe im vergangenen dreiviertel Jahr meine gesamte berufliche Tätigkeit "umgebaut", vom Schwerpunkt Schweiz wieder heim in die Heimat. Vom Fachzeitschriften-Chefredakteur "umgesattelt" auf Freies Redaktionsbüro, eingebunden in einem Kompetenz-Netzwerk mit Sitz in Essen (also "um die Ecke rum"). Außerdem habe ich beschlossen, altersbedingt "in den schleichenden Vorruhestand zu gehen". Mit der unausweichlichen Folge, dass schlagartig sich die Zahl der Projekte, in die ich involviert bin, dramatisch erhöht hat und ich heute – freiwillig, aus Spaß, mit Freude – eigentlich mehr arbeite als je zuvor, ohne terminlich gestresst zu sein. Weil ich mir jetzt täglich "Frei-Zeit" verordne. Und darunter hat dann der Totterblotschen "leiden müssen".
Und auch, weil meine Mutter, vor kurzem verstorben, Ende vorigen Jahres so sehr erkrankte, dass sie intensiver Betreuung bedurfte, war über etliche Monate vieles zurückgestellt.
Insofern melde ich mich dann jetzt mal, ganz vorsichtig, ganz leise, zurück. Es wartet kistenweise Gesammeltes, gezeigt und kommentiert zu werden.

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Wat dat mit demm Totten soull ...

Ich darf vielleicht noch einmal, nach so langer Abstinenz, daran erinnern, warum dieser Blog "Totterblotschen" heißt. Weil der Solinger liebend gerne tottert. Schwätzt, Schwadroniert. Blotschen, das waren/sind die Holzschuhe (wie bei den Holländern). Die Klappern nun mal. Genau so ein Geklapper, nur mit den Zähnen, mit Worten, ist ist das Werk des Totterblotschen. Und dieser Tätigkeit hat man in Solingen ein Denkmal gebaut. Das höchste von allen. Weithin sichtbar. Den Totterturm, gleich gegenüber dem neuen Aldi am Wasserturm, wo früher das Arbeitsamt war, neben dem neuen Schauraum von Mercedes, direkt gegenüber dem Studio von Radio RSG, bei der Audi-Seat-Werkstatt und Verkaufsraum eins VW-Händlers – "Hür et tottern opp", muss jetzt kommen! Tottern heisst auf französisch "eiffel", daher der Name Tour d'Eiffel in Paris. Glaub' ich jedenfalls.

totterturm
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Wenn man ganz genau hinguckt und dann die Augen zumacht, hat Solingen durchaus Ecken (und Kanten), die arg modern aussehen. Vom Städtischen Klinikum kann man ein wenig über die Dächer und in die Höfe der Stadt schauen und sieht, wie wundeschön gradlinig hier alles ist. Hundertwasser hätte in Solingen null Chance gehabt. totterturm
Wobei, wenn man tatsächlich näher hinschaut, ist das mit der Gradlinigkeit grad auch nicht weit. Falls die Chirurgen im Klinikum beim Schneiden auch so zittern wie der Glaser oder der Maurer, na dann ist ja kein Wunder, wenn so mancher Solinger rumläuft wie ein krummer Hund. totterturm

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Ich hab mal bei der Landesregierung angefragt und recht bekommen. Jawohl, sie tuns. Zeitgleich. Was? Na, den Remscheider Rathausturm spregen. Zusammen mit dem Solinger Karstadt-Hochhaus. Mein Argument: Wenn Solingen keinen markanten Punkt mehr in der Silhouette hat, dann darf es Remscheid auch nicht haben. "Häste recht, Jong", hat Rüttgers gesagt. BeateWilding, halt Dich fest: Dir liegt der Turm demnächst vor Füßen. Wie unser schöner, schöner Turmhotel-Turmzentrums-Turm.

remscheider_huegel
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Was ist eigentlich das Tröstliche an Remscheid? Eigentlich nur, dass es doch relativ weit weg ist. Das beruhigt hier so manchen. Obwohl wir uns ja einen Bundestagsabgeordneten teilen müssen. Den können die Remscheider von mir aus aber auch geschenkt haben. Das ist das einzige, was die Solinger ihm schenken; Aufmerksamkeit jedenfalls nicht.
Andererseits: wir sind umzingelt! Überall lauern Türme, die aufs feindliche Solingen schauen – den Fein immer im Auge. Von Cronenberg aus lugt uns der Küster beim Glockenläuten direkt in die Kotten. Darf der das?
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Aber selbst in Solingen spinxen 'se je öwerall röm. Selfs vom Ketzberch ut luuren'se us meddenmang in dr Pott.
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Keine vornehme Zurückhaltung auch vom Central. St. Michael lugt vorwitzig über den Dächern hervor.
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Und in der anderen Richtung: Hoch von Krahenhöhe hat man den besten Überblick, beispielsweise vom Halfeshof.
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Und Gräfrath? Schweigen wir drüber. Die haben doch immer "de Nas oben" – sagt man jedenfalls gerne über die Gräfrather. Nicht, dass die etwas besseres wären. Aber wären wären sie es schon gerne :-)
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Früher (aus logischem Grunde) "Schuldenhügel" genannt, heute bevorzugte (weil abbezahlte) Wohngegend: das Gemisch von Einfamilien- und "Hoch"-Häusern mit herrlichem Blick ins Rheinland. Eine typische "Mischsiedlung", wie sie in Solingen über etliche Jahrzehnte mit Vorliebe gebaut wurden.
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Setsam aus dieser Perspektive (leichtes Tele vom Anbau des Klinikums Solingen) sieht jedoch dieses ansonsten von der anderen Seite markant-bekannte Gebäude aus. Sie erkennen es? Schlagbaum!
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Das hier machte mich jedoch, sehr, sehr, sehr nachdenklich. Irgendwann brummte ein Flugzeug über Solingen (Wir liegen übrigens genau unter mindestens zwei Dutzend Flugstraßen!). Und was sehe ich da: Kaum blickt der Pilot nach unten herab und sieht Solingen – jöü, mackt de ewwer de Wendung on deht sech dadurch, do jöüstert de gliek op Köln aan. Zu deutsch: Haut ab. 'n Bier trinken fliegen.
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