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Solinger Generalanzeiger 1910 - 3 |
Solingen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, auf einer Anhöhe unweit der Wupper und an der Linie Ohligswald-S. der Preußischen Staatsbahn, 216 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Realprogymnasium, ein Kranken-, Armen- und Waisenhaus, ein Amtsgericht, eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, sehr bedeutende Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren, insbesondere von trefflichen Säbel- und Degenklingen, Messern, Gabeln, Scheren, chirurgischen Instrumenten etc., welche in die entferntesten Länder ausgeführt werden, ferner Eisengießereien und Fabriken für Patronentaschen, Helme, Zigarren etc. und (1885) 18,641 meist evang. Einwohner. Die Entstehung der Eisenindustrie soll unter Adolf IV. von Berg 1147 durch Damaszener Waffenschmiede, nach andrer Annahme um 1290 durch eingewanderte Steiermärker begründet worden sein. Erst 1359 wurde der Herrenhof S. vom Grafen von Berg erworben und erhielt bald darauf Stadtrecht. 1815 kam S. an Preußen. Aus: Meyers Conservations-Lexikon, 4. Auflage, um 1890
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Rabatt durch Sammeln: uralt.
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Es lebe die Alternative ! Kaum war das elektrische Licht als Alternative zur Petroleum-Lampe erfunden, gabe es den Spiritus-Glühlicht-Brenner als Alternative zur elektrischen Bogenlichtlampe.
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Uhren fast so billig wie heute die Ramschware (aber damals aus Gold und Silber) ...
... und Schuhe, bei denen man keine Kompromisse zu machen hatte, zack-zack. Was die Verkäufer nicht davon abhielt, "auf billig zu machen".
Insofern also, wenn die Eiferer mal wieder gegen "Billig-Läden" wettern, sie wissen eben einfach nicht, was billig heißt:
Denn das Wort "billig" kommt von "billigen", zustimmen, einverstanden sein. Was billig ist, findet die Zustimmung der Käufer. Mit anderen Worten: Macht Billig-Länden zur Pflicht !
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Billiger als billig ist nur noch spottbillig. Und das wäre mal was für heute: Papagei-Verkauf en gros. Unter Zollfahndung und Sondereinsatzkommando würden die Grünen (gemeint sind die Uniformierten, nicht die Politischen) es nicht tun. Und vor allem: kleine Seidenäffchen als Spielzeug für Kinder, lebende Ankunft garantiert.
Betrügerische Haustürgeschäfte – auch kein Fall von nur von heute, sondern im vorigen Jahrhundert auch schon Usus.
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Eine Geschäftsidee, so alt wie die Puppen selbst. Eine Puppenklinik gibt es auch heute (wieder) in Solingen. Wie sich die Ideen gleichen, unabhängig von der Ära – Marktnachfrage ist eben ein lebendig-beständiges Ding.
Alles kommt wieder. Musste man sich früher selbst behandeln und die Medikamente und Arzneien kaufen, ist es heute auch wieder der Fall. Für "Banalitäten" wie Ischias, offene Beine, Flechten und ähnliches greift man am besten in den eigenen Beutel und zur Eigeninitiative. Damals wie heute – die letzten Endes exakt gleichen Angebote und Heilsversprechen. Ob im Versandhandel oder in der Apotheke.
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Du sollst nicht Ehe gehen, Ehe Du brichst ... oder wie hieß das Sprichwort noch mal. Erstklassige Musikbegleitung zum Stummfilm macht aus flackernden-flimmernden Bildchen und herzerweichenden Szenen wahre Dramen, die die Brust beben lassen.
Wer sich dann vor Verzweiflung über den HerzSchmerz die Haare rauft, kann sich selbst ondulieren – oder duellieren, wie war das noch?
Weil es so schön war, noch einmal:
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Jetzt kommt's aber dicke: Die Rache, Enterbte des Glücks – dagegen sind ja heutige Hollywood-Dramen sanfte Märchen.
Im Kaisersaal, bei vorzüglicher Restauration, Rauchen gestattet, will Herr Otto Trable (oder heisst es Trabie, wie nachmalig das Auto?) von telefonischen, sprich telepathischen Phänomenen nicht nur erzählen, sondern diese größten Rätsel des 20. Jahrhunderts auch zur Aufführung bringen. Ja, dann sind Mark 0,55 für einen Gallerieplatz wahrlich nicht zu viel.
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Die Spekulanten an der Börse. Ach was jammern wir heute darüber. Und damals? Damals das gleiche: Spekulanten an der Börse. Nur wurde nicht gejammert, sondern das Spekulieren als Hohe Kunst hingestellt. Und Kapitalist zu sein, galt als chic und modern. So wie heute wieder auch bei uns.
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Schmied gesucht, Deckel gesammelt, Holzblotschen gekauft, täglich Geld verdient, so schön wie eine griechische Gottheit ... klingt irgendwie wie heute die Soap-Operas funktionieren. Damals live, heute in Farbe.
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Auch diesen Trick ordnen wir im allgemeinen der Neuzeit zu. Falsch. Er ist uralt. Und so erfolgreich, dass ihn auch die Dealer-Banden dieser Welt adaptiert haben: der erste Joint ist immer umsonst. Das Geschäft mit den 1-Euro-Handy und dem Kartenvertrag, wer würde es nicht als Unsitte von heute bezeichnen wollen. Und ein jeder irrt doch sehr. Grundlegend sogar. Denn – man lese – auch hier gibt es das Gerät umsonst, man muss nur die Platten dazu kaufen. Wo und wie also ist der Unterschied? Nirgends und nichts. Wie früher, so heute. Und umgekehrt. 100 Jahre immer das gleiche Lied. Mal auf Sprechmaschinen, mal auf Handys. Immer die gleiche Leier. Wir wären modern? Dass ich nicht blechern lache und an der Kurbel drehe!
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Wäschefabrik mit elektrischem Betrieb, aber kaufmännische Kurse mit Handschrift: Die Welt war nicht nur morgens um 7 damals noch in Ordnung (dieser Film wurde übrigens in Solingen gedreht).
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Vermischtes: kein Unterschied zu heute. Heute heißt es Jackpot, damals prahlte man ebenso mit den Gewinnen. Und ein Zuhause suchte man seit jeher.
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