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Im Turm, am Turm, um den Turm herum (5) |
Während man in diesem Jahr 2008 das in der so genannten Nordstadt gelegene Rathaus als Tor zur Neuen Mitte feiert, wurde dieser Platz im Rahmen der Regionale 2006 als Neue Mitte in Betrieb genommen. Nachdem er nun fertig ist und gewissermaßen dem Turmzentrum angepasst wurde, wird dieses abgerissen. Diese Logik ist in Solingen vollkommen normal. Hier soll der Bär toben, in der Neuen Mitte, hieß es einst. Machen wir uns auf die Bärenjagd.
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Die pulsierende Mitte der Stadt, das Vergnügungs- und Unterhaltungsviertel
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Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Politiker und dem Teufel? Der Teufel schwefelt, der Politiker schwafelt. Zum Beispiel davon, dass nun hier das neue Zentrum der Mitte seine Achse gefunden hat und zum Kern blühender Kulturlandschaften wird. So jedenfalls klangen die Platzeinweihungsreden (oder war es die Platz-Ent-Weihung?). Nun, in der Tat, es gibt etliche Kneipen rund um den Neumarkt und damit direkt zu den Schweißfüßen des Turms, von dem nun Abschied zu nehmen ist. Machen wir uns also auf eine Kul-Tour und tun das, was Solinger unter Kultur verstehen: Drenken on Freten.
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Ich lege Wert auf die offizielle Feststellung, dass dieses NICHT MEIN Essen, meine Bestellung ist. Gleichwohl repräsentiert dieser Topf das ideale Glück des Solingers: Hauptsache viel, Hauptsache et kost nit völl. Bratkartoffeln kommen immer gut an, vor allem mit Speck. Pilze sind sowieso irgendwie das Lieblingsgericht. Spargel ist der Gipfel der Esskultur und Holländische Soße, auch aus der Tüte, ist jener Genuss, bei dem Solinger die Augen verdrehen. Blumenkohl, ja, Gemüse muss sein. Und viel Soße. Na dann, guten Appetit.
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Früher trank man einen DB hinterher, einen Drietlochbitter (das heißt nun mal so, da kann ich auch nicht für). War oder ist Underberg mit Korn gemischt. Auch in modernen Varianten wie Fernet Branca oder Palinkovac zu bekommen. Es gilt die alte Solinger Medizin-Weisheit: Was bitter dem Mund ist dem Herzen gesund. Na dann trinken Sie sich mal gesund.
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Bayernbier scheint Solingen im Griff zu haben, was im übrigen der realen Tradition entspräche. Das Restaurant "Bayerischer Hof" war einst die bedeutendste Versammlungsstätte der Stadt (am Mühlenplätzchen, neben der Clemenskirche) und kein Restaurant oder Gaststätte, die auf sich hielt, ohne Dortmunder Pils und Bayrisches Lagerbier.
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In München gilt Franziskaner als das Bier für die Schickimicki, wie das in Solingen gesehen wird, entzieht sich meiner Erfahrung. Vielleicht hat ja Solingen gar keine Möchte-gerne-mehr-scheinen-als-ich-bin-und-mir-erlauben-kann-Schickimicki, na na na, nu' grinsense abba ma nich so frech ...
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Also, der Neumarkt ist, wie ich bei meinem Besuch feststellen konnte, das Rotlicht-Viertel der Stadt. Es war deutlich signalisiert, direkt unter dem Signal-Haus.
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Und dann bekam ich nämlich auch noch dieses Gespräch mit:
Ein Malocher zum anderen: "Komm, wir gehen was aufreißen!"
– "Jou!"
Stunden später sah es so aus wie auf diesem Foto. Ob der da was missverstanden hat?
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Unter der Laterne ... findet, wie man unten links sieht, Verkehr statt. Ich bin Gegenverkehr.
Wer fair verkehrt
verkehrt verkehrt.
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Von besonders prickelndem erotischen Reiz sind die CA-Lichtspiele am gut bewässerten offenen Urinal. Warnbaken signalisieren: halt, hier beginnt der Sperrbezirk.
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Sie haben sich sicher auch schon mal gefragt, was der tagsüber graue Kasten zwischen Busbahnhof und Markt eigentlich soll? Er gehört den Stadtwerken.
Nun, abends wird der Sinn klar: er sondert Licht ab. Einfach nur so. Ein Lichtabsonderungs-Kunstwerk, und Kunst muss keinen Sinn haben. Hauptsache, Kunst leuchtet. Heim oder so.
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Und, ich weiß gar nicht, ob er auch den Stadtwerken gehört, am Wasserflachquaderkubus, dem Kunstbrunnen auf dem Gesamtkunstwerk Neumarkt, gibt es einen dem Pippi-Hähnchen nachempfundenen Auslass, der keinen anderen Zweck hat, als Wasser abzusondern. Auf Knopfdruck. Ein Wasserabsonderungskunstwerk, ich finde das jetzt aber genial spritzig.
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Wo wir schon gerade bei begossener Pudel sind, wie die Stadt jetzt guckt, wo alles vorbei sein soll: Wer will, kann geisterhaft entziffern, wer früher mal hinter diesen Gefängnisgittern gehaust hat. Und wo es einer ganzen Stadt davor graust, dass er, sie, es nicht mehr da hausen. Bei uns zu Hause.
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Wenn Düsseldorf schon, so dachte man sich in Solingen, die längste Theke der Welt hat, warum sollten wir hier nicht irgendwie die kleinste Altstadt der Welt machen. Und so reicht ein einziges altes Schieferhaus aus, um den Flair der sündigen Nachtmeile zu schaffen und ein paar Kneipen im Umkreis in jenen Häusern, die zum Teil schon seit über 80 Jahren darauf warten, wahrgenommen zu werden. Und neuerdings ist die Moderne hinzugekommen, die auch wahrlich zu feiern weiß.
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Doch dann kommt der Morgen, der Samstagmorgen, und der ganze nächstliche Spuk ist vorbei. Solingen bereitet sich auf sein Dorfleben vor, und dazu gehört natürlich der Dorfmarkt. Wovon es auch einen in Wald und in Ohligs gibt. Wer genau hinschaut, entdeckt sogar auf dem Solinger Wochenmarkt zuweilen ein paar Spezialitäten. Und das will was heißen.
Im übrigen, das muss einmal gesagt werden, ist der Spruch, der angeblich nur Phantasie ist, in Wirklichkeit in Solingen erfunden worden. Derrick zu seinem Assistenten: "Harry, fahr schon mal den Wagen vor." Bitte, hier ist er !!!!
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Einsam warten des morgens, da sich vereinzelte Menschen schleichen, leere Busse, um in ferne Gefilde zu fahren. Ja, wer will denn auch schon freiwillig frühmorgens nach Wuppertal-Cronenberg?
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Noch halb-schlaftrunken, machte mich dieser Anblick nachdenklich: Telekom-Zelle oder Apotheke. Klingt irgendwie nach der Entscheidung zwischen Pest und Cholera.
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Falls dann doch noch mal Krieg kommt, ein paar Bunker hat man sich in Solingen noch verwahrt. Nun ja, wie hätte auch in den vergangen 63 Jahren dafür Geld da sein können, sie abzureißen? Oder war es doch immer eine Option einer jeden Regierung, dass man sie vielleicht hätte noch mal brauchen müssen ... ?? Übrigens waren einst Teile des Neumarkts unterkellert und Luftschutzbunker. Vielleicht eine gute Anregung, dies auch mit den unterirdischen Turmpassagen zu machen. Einen "Erlebnispark Horror und Grauen". Absurd? Wieso, 40 Jahre lang gings doch !
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