Totterblotschen (10)

Solingen und die Logik. Das Wort "und" kann verbindenen Charakter haben. Aber auch trennenden. Es sind zwei "wie Pech und Schwefel" – oder eben "wie Hund und Katze". Mal Freund, mal Feind. Was also bedeutet, etwas sei "wie Solingen und Logik"? Nun urteilen Sie mal bloss nicht zu vorschnell. Das könnte Ihnen die Aufenthaltsgenehmigung in dieser Stadt kosten. Landesverweis wegen Landesverrat, oder so. Nein, Solingen und Logik, das ist eigentlich ein- und dasselbe. Logik, so behaupten nämlich Wissenschafter wie Philosophen gleichermaßen, sei nichts anderes als eine Illusion, eine Einbildung, eine Annahme, ein brüchiges Regelwerk. Und so auch in Solingen: was logisch erscheint, wird durch das Solingerische verbessert (will sagen: konterkariert) und was manchen wie absurd anmutet, ist hier das Selbstverständlichste von der Welt. Eben: Die Solinger sind Menschen, die sich an das halten, was ihnen sinnvoll erscheint. Also an nichts, auf das man sich verlassen kann. Das ist Solinger Logik. Alles klar?

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In der Werbung ist bekanntlich (fast) alles erlaubt. Und so nimmt es nicht wunder, wenn die Solinger eingeladen werden, sich bei Kaffee und Kuchen auf ihr endgültiges Verbleiben nach dem Tod vorzubereiten. Hei, ist das eine Freude – und so mancher wird schon einmal Oma oder Opa zum Probeverbrennen mitnehmen. Damit sich selbige ans Höllenfeuer gewöhnen können. Für 12,50 Euro ist der Blick ins Fegefeuer ja auch nicht zu teuer. Für ungemein tröstlich halte ich allerdings, dass eine Rückkehr nach Solingen versprochen wird. Wofür man allerdings den Coupon aufbewahren soll, bleibt schleierhaft. Vielleicht, um im Falle des eigenen Ablebens ihn als Gutschein für ein Kaffeegedeck einzulösen? Womit man mal wieder erkennt, es gibt mehr Ungereimtheiten zwischen Himmel und Erde, als der Normalsterbliche sich zu erklären vermag. Vielleicht befeuert ja gerade das seine Phantasie, die nicht selten so zerstreut ist wie die Asche im Krematorium.

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ST, 14. April 2007

Gewissermaßen am anderen Ende der Scala agiert da die St.-Lukas-Klinik in Solingen-Ohligs. Aber auch hier wird ein Spaziergang durch den Ort des Geschehens geboten – wer weiß, vielleicht doch mit Probe-Gebären oder – im Zuge der leeren Krankenkassen – mit einem Schnellkurs: "Wie kaiserschnitte ich mich selbst?". Aber wenn wir schon bei den Fragen sind: Ich persönlich würde gerne mal wissen, wie wird man denn überhaupt schwanger? Vielleicht gibt es ja dazu ein paar klinische Übungen samt Vortrag. Oder einen Film darüber. – Und außerdem: "rund um die Schwangerschaft" ist ja eingedenk so manches Bäuchleins eine nette Metapher. Sprachlich logisch wäre allerdings "Fragen zur Schwangerschaft" – oder "über die". Weil sonst gibt es demnächst noch "Informationen über die Schwangerschaft rund herum".
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Clippings (5) aus "Das Solinger" vom 14.4.07

Und wenn sie denn da sind, die Kinder, sollen sie auch schnell wieder weg. Weil man merkt, die stören ja nur! Dafür wurde eigens in Solingen der Kinder-Zöppkesmarkt eingerichtet. Wer sein Kinderzimmer samt Kind, wie uns das Bild sagt, entrümpeln will, kann für 3 Euro auf einer Decke Platz nehmen und die Kids verkaufen. Neulich sah ich, wie sich jüngere Leute beim Aldi wieder eins kauften. Sie hatten es mitten im Warenkorb platziert. Ob es per Kilo oder am Stück gehandelt wurde, weiß ich allerdings nicht.


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Allenfalls müssen Kinder eben zum Lebensunterhalt beitragen. Kinderarbeit ist in der Klingenstadt üblich. Weil sie noch nicht so groß sind, die Kleinen, arbeiten sie meistens in den unteren Regionen. Hier eines mit 6 Jahren an den Füßen – und kann schon mit dem Tretroller kostenfrei zu den Kunden fahren. Boh!
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Konsequent müsste es ja eigentlich Vaccumtrenning heißen. Wenn schon falsch, dann richtig falsch! Und im übrigen, per Definition ist Vacuum ein erheblicher Minderdruck gegenüber dem Normalluftdruck. In welcher jeder Mensch zwangsläufig platzen würde. Gut, dass das werbende Institut auf der Homepage versöhnlich von Unterdruck spricht. Wahrscheinlich war hier über die Setzerin, der Setzer unter Hochdruck und hatte ein Vaccum im Kopf.
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Konsequent falsch dagegen schreibt Bauhaus. Dick an der Fassade prangt "Solingen's Spezialist für ..." – was das Apostroph in Solingen soll, weiß keiner, der Rechtschreibung mal ansatzweise gelernt hat. Und deshalb nimmt es nicht wunder, wenn die Bauhäusler auch vermuten, Solingen sei erst 10 Jahre alt. Denn für den korrekten Satz "10 Jahre in Solingen" reichte wohl der Anzeigenplatz nicht mehr.


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Von einer ganz anderen Logik berichtet Gerhardt von der Handt, der auch seinerzeit dieses Bild fotografierte: "Wahrscheinlich ist es so um 61-63 entstanden. Es zeigt Franz aus der Kalten Heimat, der still und stumm seine Rente in die Apparate reinwarf und 1x pro Sitzung einen Wutanfall bekam, wenn er mal wieder nix gewonnen hatte, und dann mit beiden Fäusten an die Geräte donnerte, was man ihm aber nachsah, wahrscheinlich, weil er ein so guter Kunde war."

Merke: Wer glaubt, dass aus einem Automaten so viel rauskommt, wie man reinsteckt, der darf auch Lotto spielen, an der Börsen spekulieren oder sein Geld als Schnaps verflüssigen – denn wo gibt es sonst schon über 40 % ... ?


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Welch ein Kontrast! Während man bei obigen Bildern ja meinen könnte, Solingen und der Rest der Welt versänke in Traurigkeit, ist das wirkliche Solingen um Dimensionen schöner. Peter Haustein aus Fürk, Merscheid, sandte diese beiden Fotos von seinen Häusern und meint völlig zu recht: "Fürk ist schön". Gehen Sie hin und entdecken Sie den Kern der Merscheider Idylle. Kaum zu glauben: das kleine Hutzelhäuschen ist schon im Jahre 1648 urkundlich erwähnt – dem Jahr, in dem der 30jährige Krieg durch den Frieden zu Münster endete. Das ist nun exakt 360 Jahre her!

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Wo wir doch schon gerade über Logik reden. Das logischste im Solinger Small-Talk ist dieser Dialog, im Abstand weniger Tage:
"Blöder Regen" – "Ja, geht mir auch auf den Nerv."
"Mensch diese Hitze" – "Nicht auszuhalten".

April 2007:Jetzt haben wir das Wetter, von dem immer alle gesagt haben, es sei ideal. Und siehe da: schon beginnt die eigentliche Katastrophe. Mit der, außer bei der Bild-Zeitung, siehe unten, wahrlich nicht zu spaßen ist.




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Solingen im sonnigen Süden? Nein umgekehrt: Sonne in Südschweden, an das Solingen ja bekanntlich aus Sicht von Bayern, Schweizern und anderen Südeuropäern grenzt. Während in Mallorca oder Spanien das Wetter eher nur fürs Nörgeln reicht, wird Deutschland, und mitten drin Solingen, von der Sonne verwöhnt. Viel zu viel, wie zu befürchten steht.

Was in diesen Tagen wieder deutlich wird: die völlig unterschiedlichen Bereiche und Begriffe "Klima" und "Wetter" weren beliebig in einen Topf geworfen und falsch verwendet. Bei allem Respekt vor einer Klima-Veränderung, an der auch der Mensch beteiligt ist (derzeitige Debatte um den CO2-Ausstoß), was wir zur Zeit haben, ist kein Extrem-Klima, sondern ein Extrem-Wetter. Denn während hierzulande der Regen fehlt, ist er beispielsweise in Südafrika (oder vor einigen Tagen in China) zu viel.



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Doch auch die Pegelstände zeigen, wie vergesslich und voreingenommen der Mensch – und damit auch die Medien – ist und sind. Logisch, dass das Niedrigwasser bei der anhaltenden Regenlosigkeit als unmittelbare Auswirkung dieser Trockenperiode gehalten wird. Und wenn man mal ein Jahr zurückschaut, dann sieht man, dass teils das ganze vorigen Frühjahr und Sommer Pegel so niedrig waren – aber das ist längst vergessen, obwohl eigentlich erst "ein paar Wochen" zurück.


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Dennoch ist die Situation mit Sonne pur alles andere als eitel Sonnenschein. Es ist durchaus möglich, dass Deutschland dieses Jahr mit einer katastrophalen land- und damit auch volkswirtschaftlichen Situation konfrontiert ist. Die Warnungen sind massiv und es nicht daran zu zweifeln, dass man sie sehr ernst nehmen muss. Allerdings von Seiten der Zuständigen (Verwaltung, Politik; schließlich beharren sie bei jeder Gelegenheit auf ihre Kompetenz und Verantwortung) hat man bislang mehr geredet als getan, um dem Problem zu begegnen sei.

Aus einer Pressemitteilung: "Der Klimawandel macht vor Deutschland nicht halt. Modellrechnungen des UBA lassen einen Anstieg der Jahresmitteltemperatur bis zum Jahr 2100 im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 um 1,5 bis 3,7 Grad Celsius (°C) erwarten. Als sehr wahrscheinlich gilt eine Erwärmung um 2 bis 3 °C, die sich saisonal unterschiedlich stark ausprägen wird. Der größte Temperaturanstieg ist im Winter zu erwarten. Die sommerlichen Niederschläge könnten sich bis zum Jahr 2100 um 30 Prozent verringern. Am stärksten wäre dieser Niederschlagsrückgang im Nordosten und Südwesten Deutschlands ausgeprägt. Dort könnten gegen Ende dieses Jahrhunderts etwa nur noch zwei Drittel der bisher gewohnten Niederschläge fallen."

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Ich bin sehr sicher, in einigen Generationen und einer überschaubaren Anzahl von Jahrzenten wird man uns als Heutige zu Recht als völlig verblödete, arrogante und aggressiv-dumme Menschen brandmarken. Wir wissen, dass wir weltweit zu wenig Trinkwasser haben, dennoch spülen wir, pardon, unsere Scheisse und Pisse mit klarem, sauberen Trinkwasser weg.

Wir Solinger bekommen Wasser hauptsächlich aus drei Bereichen bzw. Reservoiren. Das größte ist die Sengbachtalsperre, die in einem Verbund auch noch aus der Dhünntalsperre gespeist werden kann. Und der westliche Teil (in etwa Ohligs) des Stadgebietes bezieht das Wasser aus Brunnenanlaen in der Nähe des Rheins (bei Düsseldorf).

Die Sengbachtalsperre zählt zu den ältesten deutschen Trinkwasserspeichern. Die Stauanlage wurde zwischen 1900 und 1903 nach dem Intze-Prinzip angelegt und besteht aus einem Hauptbecken und einem Vorbecken.
Die Mauer ist 43 m hoch, die Mauerkrone hat eine Länge von 178 Meter. Die Breite der Mauer beträgt an der Sohle 36,6 m, an der Krone 5 m. Sie hält bei Vollstau rund 2,8 Mio m2 Wasser zurück. Die maximale Wassertiefe beträgt 36 m bei einer Wasserfläche von 200.000 m2.
Der Stausee ist zwischen 100 m und 180 m breit und hat eine Längsausdehnung von ca. 2,4 km. (aus Wikipedia)


Foto: Michael Tettinger in Wikipedia
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Das Wasser dieser Welt ist ungleich verteilt, während ein Tastendruck 10 Liter durch die Toilettenspülung rauschen lässt, muss ein Kind in Afrika oftmals kilometerweit laufen und dieselbe Menge mühsam von einem Brunnen herbeischaffen. In großen Teilen Afrikas, im Nahen Osten und in Asien stehen der Bevölkerung täglich nicht mehr als drei Liter pro Kopf zur Verfügung - zum Trinken, Kochen und Waschen. Zum Vergleich: Ein Mitteleuropäer verbraucht 125 Liter Wasser am Tag, ein Amerikaner fast 300 Liter.

Ein Drittel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In der Dritten Welt ist unreines Trinkwasser die Hauptursache für Krankheiten. "Täglich sterben 6000 Kinder an Krankheiten, die durch unsauberes Wasser übertragen werden", so die Unesco in ihrer Bilanz.

Der blaue Planet birgt nur auf den ersten Blick Wasser im Überfluss. Zwar sind 70 Prozent der Oberfläche mit Wasser bedeckt, doch nur 2,5 Prozent davon sind Süßwasser-Vorkommen. Hiervon sind wiederum zwei Drittel im Eis der Gletscher und Polkappen gebunden.

Die Klimaveränderung lässt die gefrorenen Süßwasser-Reservoirs kräftig abschmelzen. Nach Schätzung von Klima-Experten tauen die Eisflächen der Alpen in diesem Jahrhundert ab. Das wird die Alpenländer vor große Probleme stellen, die ihre Trinkwasserversorgung aus Schmelzwasser speisen.

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Aber was machen wir uns Sorgen. Die Mutter aller guten Laune, die Bild-Zeitung, jubelt es nur so heraus: fein, wir sind jetzt im Paradies angelangt. Schon allein deshalb, weil ein Bildzeitungsleser (resp. Leserin) ja wohl nur eins im Kopf hat: SEX. Ungehemmt, fremdgängerisch, hormonell unabwendbar.

Nun wissen Sie also, was sie zu tun haben, wenn Sie die Sonne sehen: Hose runter, Röckchen hoch. Im Januar 2008 schauen wir dann mal, ob es erfolgreich war.

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Screenshots aus Bild Online vom 28. und 29. 4. 07

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Nun steht die Bild- und andere Zeitungen aber ziemlich ratlos da. Was denn nun, Impotenz bei Blitz und Donner? Frigidität wegen Regen? Babypause, weil es zu kalt ist? Übertönt das Gestöhne über Regen, Blitz, Hagel und Unwetter die Lustschreie aus deutschen Schlafzimmern? Je nun, Ratlosigkeit unter den Journalisten, die bei Warmwetter alles wissen über das Klima, das böse, das kollabierende, sich und ihren Lesern aber partout nicht erklären können, woher nun der viele Regen kommt. Ach so, klar doch, von der Erderwärmung.


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Donnerstag, 25. Mai 2007, in etwa einen Monat nach der April-Hitze, nun diese Mai-Unwetter. Die Monate hatten ganz einfach mal ihre Rollen vertauscht.

Meldungen aus www.wetteronline.de

Na, da ist doch mal endlich was los an Deutschlands Himmel. Eine Kaltfront tritt auf feuchtwareme Luft und mach Rrrummms. Zisch, Krach, Hui. Und lässt es schütten, dass die Erde kaum noch zu sehenist.


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Ein absolutes Star-Wetter. So viel Blitzlichtgewitter haben selbst die größten Größen des Showgeschäfts nicht am Gala-Abend der Berlinale.


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Ein Blick von der Webcam auf dem Solinger Klinikum am 29. April 07, morgens um 8 Uhr über die Klingenstadt (rechts die Kathedrale der Müllverbrennungsanlage, malerisch im Naturgrün drappiert): Blauer Himmerl, auch wenn dieser wegen der überbelichtenden Optik der Webcam elektronisch nachgezeichnet werden musste (aber das haben die ollen Lithographen auf den herrlich alten Postkarten ja schon immer getan). Vorne im Bild das Ende der "Stadt-Autobahn" am Frankfurter Damm, am Horizont in der Bildmitte das Karstadt-Hochhaus.