Totterblotschen (15)

Sonderlich, Sonderbar, Sondergleichen. Es ist ja banal zu sagen, Solingen sei einmalig und hätte eine Menge Sonderheiten. Das nehmen viele Städte für sich in Anspruch, gewiss. Und dennoch schreiben mir oft Menschen, die von "außerhalb" stammen und (der Liebe ode des Berufes wegen) nach Solingen ziehen, sie hätten sich – bei aller Sympathie, allem Lob, allem Guten für und an dieser Stadt – schwer getan. Und manche, so gibt es etliche Mails, seien trotz jahrelangem Wohnen in Solingen noch nicht so richtig heimisch. Umgekehrt gibt es eine wahre Flut von Mails, in der gebürtige Solingen, heute in aller Welt wohnend, beim Anblick der Solinger Bilder, ob aus alten Zeiten oder dem Heute, Tränen in den Augen haben – vor Heimweh. Also, ohne sich darauf "etwas einzubilden": irgendwas Ohnegleichen muss es also geben, auch wenn es keine Absonderlichkeiten, sonderen das Gegenteil ist: Auf gut englisch würde man wohl sagen, es wäre "the spirit" – mit Geist schlecht, mit Wesen annähernd und mit Eigentümlichkeit wohl noch am besten übersetzt.

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OK, mag sein, dass Ihnen das ein wenig chinesisch volkommt. Schon allein deshalb, weil es auch chinesisch ist – falls Sie meinen Namen mal als Glaffiti an del chinesischen Mauel lesen. Und wenn man sie flagt, wo Sie wohnen, dann antwolten Sie doch einfach so:

oben: "Hans-Georg Wenke"

unten: "Solingen"

Nolmalelweise haben wil Solingel ilgendwie Plobleme mit den Klaumöpsen aus dem Reich del Mitte. Weil diese, viel billigel, als es hielzulande jemals möglich wäle, Messel, Schelen und andeles helstellen, was sie flechelweise mit dem geschützten Namen Solingen velsehen. Soweit jedenfalls das Volulteil. Plof. Busse, Plagialius-Initiatol und damit Neu-Solingel, kommt zu den Elkenntnissen, dass die Malkenklaus-Mentalität in diesen unselen Landen nicht wenigel etablielt ist wie hintel den Reissäcken Chinas.

Die lokale Presse berichtete über eine Aktion, die zwar Wut und Enttäuschung ausdrücken kann, aber letztendlich an der Wirklichkeit nichts ändert. Die Marke Solingen – die einzige Stadt der Welt, deren Stadtname gleichzeitig als Waren-Qualitätsmarke geschützt ist – wird gerne und oft missbraucht. Aber es ist ja ein allgemeines Phänomen: Da gibt es auf der einen Seite, beispielsweise, die Gourmets, die unterscheiden wollen und können, ob der sibirische Steppenhase mit Pfeffersorte A oder B gewürzt wurde. Und dann hunderte Millionen Menschen auf dieser Welt, die über Fastfood noch nie hinausgekommen sind. Die einen kaufen Messer aus geschmiedetem Stahl, die anderen aus geschlagenem Blech.

Heute hat Produkt- und Markenpiraterie ein erschreckendes Ausmaß angenommen, das Unternehmen und Politiker weltweit vor ernsthafte Probleme stellt. Was als laienhafte Kopierversuche in Hinterhof-Werkstätten begann, hat sich zu einer hoch professionellen Industrie mit weltweitem Netzwerk entwickelt, hinter dem laut ICC London (International Chamber of Commerce) sogar die Mafia und das organisierte Verbrechen stecken. Die Gewinnspannen sind mittlerweile lukrativer als bei Drogenhandel und Schmuggel, die Strafen hingegen lächerlich gering. Wachsendes Know-how seitens der Plagiatoren gepaart mit modernster Technik führt dazu, dass die Qualität der Nachahmungen besser wird und selbst Fachleute nicht immer eindeutig ihre Originale identifizieren und von Plagiaten und Fälschungen abgrenzen können.
Die Europäische Kommission schätzt, dass bereits 7-10% des Welthandels Fälschungen und Plagiate sind und dass dadurch weltweit ein volkswirtschaftlicher Schaden in Höhe von € 200-300 Mrd. pro Jahr entsteht und mehr als 200.000 Arbeitsplätze vernichtet werden. Tendenz steigend!
Immer rücksichtsloser kupfern nicht nur Asiaten Ideen erfolgreicher Unternehmen identisch ab und präsentieren sie als eigene Leistung. Wenn hohe Profite winken, werfen auch zunehmend westliche Unternehmen und Händler ethische Bedenken über Bord. Bei den aktuellen Einreichungen zum Plagiarius-Wettbewerb beispielsweise wurden rund zwei Drittel der Plagiate in Europa (davon ca. 50% in Deutschland) hergestellt oder verkauft; nur ca. ein Drittel stammte aus China bzw. Südostasien.
Den Schaden haben die kreativen, ehrlichen Unternehmen.

Wörtlich übernommen aus einer Pressemitteilung des Plagiarius-Museums, Solingen
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Dass Solingen wirklich ein symbolischer Markenbegriff ist, zeigt diese Online-Werbung für eine Publikation aus dem (wissenschaftlichen) Springer-Verlag, Heidelberg: "Nur wo Solingen draufsteht, ist auch Solingen drin". Frommer Wunsch – es ist eben leider in viel zu vielen Fällen nicht so. Aber es sollte so sein, das ist wohl wahr.


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Die Angst sitzt im Nacken – und das zu Recht. Also muss man sich wehren. Das Thema "Schutz der Marke Solingen" ist ein permanentes, die IHK, der Schneidwarenverband, die Stadt tun vieles dafür, dass zumindest die schlimmsten Auswüchse gebändigt werden.

Ob sie genügend tun, um im Sinne von globalem Marketing die Marke zu fördern, darf bezweifelt werden. Denn das Geld, was das kosten würde, ist längst nicht mehr auftreibbar. Also muss man sich auf "Kochen auf kleiner Flamme" beschränken.


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Aber liegt es immer nur am Geld? Sicher nicht, gute Ideen, ein wenig Cleverness und den Mut zu "frisch ans Werk" hilft oft entscheidend weiter. Deshalb finde ich es ausgezeichnet, wenn wie hier in der Werbung und Argumentation der Spieß umgedreht wird – Chinamesser made in Solingen. Das ist clever, und wahr ist es auch. Wenn Solingen zeigt, dass es durchaus den Imitatoren Paroli bieten kann, kann das dazu beitragen, dass die Stimmung zumindest in Teilbereichen umschlägt.

Screenshot aus der Internet-Werbung des Solinger Versandhauses "Schneidwaren-Solingen". Hier findet man die Dinge, die man immer schon mal gesucht hat ...

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Und in der Tat: es scheint so, als gäbe es Anlass zur Hoffnung. In seiner Ausgabe vom 13. August 2007 (Nr. 33) berichtet der SPIEGEL über chinesische Touristen in Europa (wie früher die Japaner: See whole Europe in 10 days). Sie tun dreierlei: schlaflos durch die Gegend fahren, jede Menge digitale Fotos schießen (ansehen, wo man ist, kann man zu Hause) und Souvenirs kaufen, die samt und sonders die Marken-Originale ( !!! ) sein müssen: Rolex, Gucchi, Chanell, Solingen !!!


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Bleibt nur die simple Frage: warum hat man diese Reisegruppen noch nicht in Solingen gesehen? Obwohl, als ich neulich im Henckels-Laden an der Grünewalder Straße war, waren immerhin drei Chinesen dort. Die haben so viel gekauft, dass ich mir sehr arm vorkam. Immerhin.

Solinger Messer mit chinesischer Buntkalligraphie: ein neuer Trend?

Na dann, viel Glück, Wohlstand und Reichtum:

Übrigens: chinesische Schriftzeichen mit Sinn und Verstand gibt es hier, nebst vieler Namen:


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Da staunt der Solinger und der Chinese wundert sich. Vielleicht sieht man diese Touristen ja bald mal auch in Solingen und nicht nur, wie hier, in Barcelona.

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«Scheiß-Stadt»

« Die Tatsache, dass in Solingen nur noch etwas Neues zuwege gebracht wird, wenn es dafür Zuschüsse gibt, ist der Beweis, dass diese Stadt pleite ist – sie kann den Bürgern aus eigener Kraft nichts mehr bieten. Wenn man die Schuld aus dem Rathaus und dem Rat nach ,oben' an Land und Bund weitergibt, ändert das nichts an der Tatsach, dass es die Riege der politisch Machtbessenen ist – im Verein mit einer Verwaltung, der man immer engere Zügel und Scheuklappen anlegt –, die den Reichtum der Bürger als Steuerzahler längst in eine Armut der öffentlichen Hand verwandelt hat. Es ist ein Desaster, das an Unwürdigkeit gegenüber den Staatsbürgern kaum noch zu überbieten ist. Es ist die Bankrotterklärung des Anspruches, Partei-Interesse könnte identisch sein mit Bürger-Interesse. »

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Hier gehts doch auch: Auf die oder an der (?) Solinger Hauptstraße darf man doch auch mal müssen, wenn man Geld zur Hand hat.

Denn: Erleichterung erfährt man oft nur, wenn man auch reich genug dafür ist. 25 Cent sind Pflicht. Sonst – ja, eben, was?

Veröffentlichung im Solinger Tageblatt vom 13. August 2007

Mir kommt dieses Statement vor als eine Mischung aus Arroganz, Selbstherrlichkeit und – genau so schlimm – Resignation. Die Art, wie der Oberbürgermeister dieser Stadt hier berechtigte Interessen von Bürgern "abputzt", erklärt gut, warum Otto Normalverbraucher Politik – um im Thema zu bleiben, um das es geht – "am Arsch vorbei geht". Es wäre schön, wenn ein Oberbürgermeister sich dafür entschuldigt, dass seine Damen und Herren Hobby- und Profi-Politiker quer durch Gremien und Parlamente inzwischen – um wiederum beim Thema zu bleiben – solch einen Scheiß produzieren, dass der des Bürgers allenfalls verbotswidrig im dringenden Bedürfnisfall ins Gebüsch platziert werden kann. Was als Ordnungswidrigkeit kostenpflichtig geahndet wird. Will sagen: für das menschliche Bedürfnis, sich ab und zu mal erleichtern zu müssen, ist in diesem Industrie- und Kulturstaat kein Geld mehr da. Wenn schon ein OB so beckmesserisch (für alle CDU-Leute, vor allem aus Remscheid, das ist nicht mit bettnässrerisch zu verwechseln, wie es Fraktionsvorsitzenden Bernd Krebs mal ausgelegt wurde) und altklug sich auslässt, sei er daran erinnert, dass man die Korkenziehertrasse auch benutzen darf, wenn seine als Klo gepriesenen Lokalitäten und Museen geschlossen sind. Das Argument, der Unterhalt wäre zu teuer, zeugt davon, dass dieser Staat normale Aufgaben nicht mehr geregelt bekommt. Es fielen einem viele Lösungen ein, wie es ginge – nur stehen Gesetze und Verordnungen im Wege, die – ein drittes Mal im Thema – von den Politikern als dickes Ei gelegt wurden. Pfui, Herr Haug, ein solches Verhalten wie das Ihrige stinkt dem Bürger mehr als das, was nun einmal des Menschen tägliche Hinterlassenschaft ist.
Sie machen es sich, Herr Oberbürgermeister, verdammt einfach. An Stammtischen nennt man so etwas "Scheiß-Politik". Schade. Da ging aber mal was arg in die Hose.

Eigentlich wäre die Löusng doch ganz einfach: alte Kloschüsseln an den Wegesrand stellen und zur kostenlosen Benutzung freigeben. Gesehen vor etlicher Zeit auf dem Weg von Widdert nach Johänntgesbruch.

Und außerdem kommt das alles nur davon, dass wir diesen Ausländer als OB genommen haben. Einen Schwaben! Dass die geizig sind ("Klo muss nicht sein"), wissen wir ja, werfen wir ihnen aber nicht vor. Dass die aber bar jeglicher Kultur sind, das ist das schlimme an diesem Volksstamm. Denn als man dort noch längst in die Wälder kroch, um Druck abzulassen, war im Bergischen Land die Sache souverän-sauber, praktisch-prima gelöst – über Jahrhundert. Und verdammt noch mal, ich fordere, dass endlich wieder die Bergische Klokultur eingeführt wird und wird das wiederbekommen, was das beste an Solingen immer schon war: die Driethüsken, so heißen die offiziell und an diesem Namen hat sich niemand zu stören. Schon gar kein Schwabe. Wir wollen wieder bergisch müssen und machen, und die Zeitung wird direkt aufs Plumpsklo geliefert. Zum doppelten Nutzen.

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Die Logik unseres OBs: Da eine oder wenige WCs nicht ausreichen, gibt es eben gar keine. Basta !

Sportler und Touristen müssen nicht. Basta !
Der OB hats so verfügt und verkündet.

Gaststätten links und rechts am Wegesrand. Aha. Ja, suuuuuuper:

Gehen wir am Startpunkt im Südpark los (ich möchte wissen, wann man in den Güterhallen es leid ist, dass Leute nur zum Pinkeln und nicht zum Verzehr kommen). Und dann: – hey, wo bitte ist das nächste Museum, die nächste Kneipe, wenn man der Trasse folgt? Gleisdreick - nee. Klauberg – vielleicht mal eben schnell zum Pieseln ins Rathaus? Schlagbaum – im dunkeln Tunnel ist gut Strullern. Frankfurter Damm – Schulbesuch zur Darmentleerung? Wald Bahnhof, ja, da gings. Und dann der Weg nach Gräfrath – unterwegs Museen, Kneipen? Schon mal eine gesehen? Na schön, gut dass es solche im Vorzeige-Städtchen Gräfrath gibt ...

Die Idee, sich ausschließlich in genannten Etablissements zu erleichtern, ist meines Erachtens eine mentale Diarrhoe. Zu deutsch: so über-flüssig wie ein Durchfall. Dem man, so hält es der OB für ganz normal, auf der Korkenziehertrasse hoffnungslos ausgeliefert ist.

Ab in den Untergrund zum ..., so heisst es in Ohligs:

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Heute schon an Weihnachten denken, möchte man raten. Solch sonderbarer Christbaumschmuck wurde einst von Solingen aus in alle Welt versendet. Heute findet man noch gelegentlich solche (alten) Dinge in eBay und neuere werden noch in Schweden hergestellt. Aber vielleicht greift es doch mal ein findiger Tüftler als Idee auf und lässt diesen wunderbaren, gar nicht so sonderlichen Brauch wieder aufleben ... :
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Werbung aus dem Jahre 1931


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Da mag man seinen Augen nicht trauen, wenn man diese sonderliche, sonderbare Postkarte sieht: Die Bergischen, nein die Solinger Schützenbrüder ziehen als Kreuzritter ins Bergische Land und nehmen – zusätzlich zum möchgetragenem Altenberger Dom – Sklaven ("Schwarze"!) mit. Warum Sklaven und warum schwarze? Seit wann sind "Mohren" Jersualemer Juden? Da ist die Phantasie mit den Altvorderen wohl mächtig durchgegangen. Oder ist es vielleicht die Legende, die man seit 1632 einfach immer nur weitererzählt hat ... ??? !!!

Druck: Walt. Richartz & Leisz, Solingen (Gasstraße)


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Näher hingeschaut: in der Tat haben die edlen Ritter (o jeh, woher kommt das Attribut "edel"?) schwarzhäutige Menschen (damals "Mohren" genannt) als "Beute" gemacht. Oder sind es die Drei Könige der Bibel, die freiwillig nach Solingen kommen .... ???
Den Bergische Löwen stolz vor sich hertragend, wird man im Heiligen Land wohl keinen Hund hinterm nicht vorhandenen Ofen hervorgelockt haben.

Es steht zu vermuten, dass sich die Solinger natürlich des Beistandes der Zisterziensermönche des Klosters Altenbergs (mit seinem "Bergischen Dom", der nie richtige Kirchtürme hatte) versichert haben. Ob die nun ein Kind oder einen Gnom gnädig als Maskottchen mitführen, ist der undeutlichen Zeichnung nicht zu entnehmen. Oder es ist ein Hinweis auf die (tatsächlich stattgefundenen) Kinder-Kreuzzüge, auf denen tausende Kinder aus Zentraleuropa auf dem Weg Richtung Süden (Alpenüberquerung und dergleichen) qualvoll oder vor Ermattung und des Hungers starben. Der erste Kreuzzug (der eifernden Christen, der Ritter und ihres Gefolges) kam 1099 in Jerusalem an (um es aus der Herrschaft der Muslime zu befreien, so der offizielle Auftrag des Papstes Urban II.), 1192 war der letzte mit dem Ziel Jerusalem. Doch es gab etliche andere Kreuzzüge als "bewaffnete Wallfahrten", wie sie ehedem genannt wurden – meist zur Befreiung, Rückeroberung als "christliche Stätten" angesehene Ländereien oder Orte. Doch es gab auch "Kreuzzüge" (der Begriff wird erst im 13. Jahrhundert geprägt) gegen andere Völker, Stämme, Reiche. Dies gib bis ins 14. Jhdt. so.
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1909 war eine Zeit glühenden Heroismus: Kaiser, Volk und Vaterland als nationale Trinität einerseits und das machtprägende Trio Kirche–Kaiser–Kapitalismus andererseits. Der Kaiser diente zur Ehre Gottes, und beide zusammen ließen sich vom Kapitalismus als Entwicklungs- und Machtmotor bedienen. Um das Volk einzubeziehen, blieb nur eins übrig: es musste eingestimmt werden auf Ehre und Heldentum, für "das Vaterland" zu sterben galt als das höchste – denn dazu gab die Kirche immer ihren Segen. So gesehen ist es heute gut, wenn die Kirche an Bedeutung verliehrt. Das heisst ja nicht, dass Religion an sich vernachlässigt werden sollte und könnte. Im Gegenteil, wohin man schaut, wird nach Glauben und Orientierung gesucht. Und die Hoffnung ist, dass NIE WIEDER solche Postkarten gedruckt werden.
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Es ist die Tragik des Christentums, dass die Menschen das Gegenteil seiner reinen Lehre daraus gemacht haben – und, schlimmer noch, dies im seinem Namen. Die Bibel lehrt Vergebung und Toleranz, Friedfertigkeit und die Gleichheit aller Menschen. Sie ist, wie die anderen "großen" Religionen, eine Mahnung, das Leben zu achten, zu schützen und sich der gegenseitigen Hilfe zu versichern. Doch "die Kirche" (später: katholische Kirche), eine Institution, die es geschafft hat, über hunderte von Jahren (vor und im so genannten Mittelalter) mit Politik, Macht, "Regierung" gleichgesetzt zu sein, Europa in ihrem Bann hatte, zeigt bis heute ein Verhalten, das sie noch nicht einmal selbst durch ihr "Buch der Bücher" begründen kann. Schwach, abstrus und fast schon zynisch klingen die Versuche, aus einzelnen Bibelstellen, die meist konkrete Situationen beschreiben, ein generelles Anrecht abzuleiten, als das einzig Wahre und Allmächtige auf der Welt anerkannt zu werden – so jüngst wiederholt vom "deutschen Papst" Benedikt XVI ("Die evangelische ist keine Kirche im eigentlichen Sinne"). "Tod im Namen Gottes" – warum eigentlich regen wir uns heute über die Aggressivität fundamentaler Islamisten auf? "Wir" Christen haben es doch vorgemacht, wie man Kriege in Gottes Namen führt! Europa ist entstanden, wie es heute ist, weil der Klerus Kriege angezettelt und unterstützt hat.
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Ich kann Ihnen weder verbieten noch verübeln, dass Sie nun denken, nun spinnt er, der Wenke, den Solingern eine Affinität zu Jerusalem zu unterstellen. Nein, kein Spinn. Keine Unterstellung. Pure, historische Wahrheit: von Solingen aus "eroberten" viele wissenshungrige Bildungsbürger die Heiligen Stätten und Städte des biblischen Glaubens. In Form von Lehrer-Orientfahrten, organisiert von Julius Bolthausen aus Gräfrath.
Quod erat demonstrandum >>>


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Was früher üblich war, ist es heute nicht minder. So wie in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts stehen auch heute Touristen auf der Treppe und machen das obligatorische Gruppenfoto. Wer genau hinschaut, kann an den Färbungen der Treppenstufen erkennen, dass sie immer noch die gleichen sind. Na ja, sie stehen ja auch schon etliche Jahrhunderte.


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Im Detail: die Reisenden von damals. Es erstaunt, dass man in solcher Kleidung – Stehkragen, geschlossen !!! – überhaupt überleben konnte ! Was muss das für eine Qual in der Hitze gewesen sein. Heute steigt man im Tanga als Badehosenersatz in den Flieger und wer auf Etikette hält, hat als Pauschal-Tourist sogar ein T-Shirt zum Wechseln dabei ...