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Cronenberger Männerchor singt das textlich abgewandelte Westfalenlied: "Mein Bergisch Land").

Totterblotschen (16)

Gestern. Heute. Morgen. Ein Gedankenexperiment: Mein Opa starb 1952. Das ist jetzt 55 Jahre her. Sein Geburtsjahr beginnt mit 18-hundert. Wenn er heute – rein fiktiv – noch einmal der kleine Junge von damals wäre, was würde er in und an Solingen wiedererkennen? Und das Solingen, das er kannte, als er starb, ist es noch das Solingen, das wir heute täglich erleben? Hätte er sich, Ende des 19. oder Mitte des 20. Jahrhunderts, in seiner Kindheit, in seinem Alter, das Solingen vom Anfang des 21. Jahrhunderts vorstellen können? Wenn wir zum Schluss kommen "nein", dann müssen wir uns, das gebietet die Logik, uns auch klar machen, dass auch WIR, ein jeder von uns, nicht das Solingen der Zukunft kennen kann. Es bleibt ein Spekulation, an deren Beteiligung wir uns entweder beteiligen können oder die uns nicht berührt. Sie scheint so nutzlos – und verwirrt. Ist das der Grund, warum Nostalgie ein wohliges Gefühl der Geborgenheit auslöst?

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. Oh, Bus ? .

Kann ja sein, dass ich in falschen Kreisen verkehre. Aber die sind, objektiv analysiert, eher bieder-bürgerlich-normal. Nur kenne ich endgültig keinen einzigen Menschen mehr, der die Solinger Lokalpolitiker und Helden/Herren der dazugehörigen Institutionen auch nur noch ansatzweise ernst nimmt. Um nicht zu sagen, für jenseits einer Grenze hält, die im allgemeinen vornehm als "debil" bezeichnet wird. Was jüngst wieder in dieser Stadt geschah, ist ein horrendes Beispiel dafür, wie man Volk für blöd verkaufen will – und seine eigene Unfähigkeit als Planer + Macher ins grelle Rampenlicht stellt. DASS etwas in dieser Stadt geschieht, wird von allen anerkannt und positiv angenommen. Die Laberei, mit der solche Entwicklungen begleitet werden, gehen dagegen immer mehr Menschen mächtig auf den Keks. Weil die Politiker, weil sie aus Geldmangel sonst nichts mehr tun können, schon die geringste Kleinigkeit als Sensation feiern. Die Grenze zur Albernheit ist längst überschritten.

oben: 2007, unten 1977 – wo ist wirklich der Unterschied, außer einem schmalen Glasdach ?

Da hat man, mit Pomp und Getöse, der Oberbürgermeister sichtlich erregt vom Podium salbadernd, den Graf-Wilhelm-Platz neugestaltet eröffnet (mit Almosen vom Land NRW) und feiert nun den Eintritt der Stadt Solingen in die Ära der Moderne (die im übrigen kunsthistorisch gesehen vor rund 100 Jahren begann). Aber was ist, bei Lichte gesehen, wirklich erreicht? Man hat dem Platze wie er auch schon vor 40 Jahren war, ein viel zu schmales, weil nicht wirklich vor Regen schützendes Dach hinzugefügt. Partiell. That's all. Das wars. Oder will man nun auch schon eine Fahrbahn-Erneuerung als das feiern, was dem Bürger einen kommunalpolitischen Orgasmus bescheren soll?

Man darf nicht vergessen: während überall auf der Welt es für selbstverständlich gilt, die Verkehrsmittel-Umsteige-Knotenpunkte (Bahnhof, Busbahnhof) auch räumlich eng zu verknüpfen und als virulenten Einkaufs-, Begegnungs-, "action"-Ort zu beleben, hat man ihn in Solingen – was denn auch sonst? – weit auseinander neu gebaut. Mit einem stets menschenleeren "Bahnhof Mitte" fern ab jeglichen attraktiven Umfeldes. Und dazu den Fahrplan so konsequent ausgedünnt, dass Busfahren zur Beleidigung für die zahlenden Bürger wird.
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Aber, Probe aufs Exempel, man soll ja nicht nur meckern, sondern als Bürger dankbar sein. Und Bus fahren. Zum Beispiel, weil man sich mit Freunden in einer netten Kneipe anfangs der Schützenstraße (für Nicht-Solinger: das ist nur 100 Meter vom zentralen Bahnhof Mitte entfernt !) treffen möchte. Zumal diese vor der Haustüre eine Haltestelle hat, von der aus man dann gemütlich nach einem leckeren Abendessen nach Hause fahren kann. Wie wunderbar, wie ideal. Ach, was kann das Leben schön sein.

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Äääääh, mmmmhhh, denk, erinnerung-kram, murmel, stutz, komisch-guck – «äh sammal, hammanich die Einweihung von dem Banov schon vor ganz lange Zeit gehabt, äh? Is datt nich schon echt lang her, hä? Abba, guck ma, wo issdenn dä Banov, de neu, von de Mitte ??? Eih, echt, kennen die den gar nich beim Stadtwerken un so?»

Screenshot des Netzplanes der Stadt(werke) Solingen: Auch Monate nach der Eröffnung des Bahnhofes Mitte – er findet im VRR-Schema ganz einfach nicht statt. Um am Graf-Wilhelm-Platz fahren die Linien nicht mehr so wie eingezeichnet. Gute Nacht.

Hier, im von mir markierten roten Kreis, müsste er eigentlich sein, der neue Bahnhof Mitte. Und wo ist er?

In Solingen gibt es einen schönen Spruch: "Kinnen Asch in dr Böxe, ewwer den decken Wilhelm markieren". Exakt das trifft auf die Politik dieser Stadt zu: labern ohne Ende, an praktischen Dingen aber schon im Ansatz scheitern.

Der Bürger will nur ganz einfach Bus fahren, aber der Bahnhof fehlt. Und die NRW-Regierung lässt sich mit EU-Fördermitteln sponsern, um diese geistige Onanie zu verzapfen (Original von der Ziel2-Website):

"Drei Förderschwerpunkte und zwei Querschnittsziele
Die strukturpolitischen Schwerpunkte der neuen Förderperiode orientieren sich in starkem Maße an der sog. Lissabon-Strategie. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit  unter besonderer Beachtung der sozialen und umweltbezogenen Verantwortung."

Aber dann kommts knüppelhart, echt-original:

"Hinzu kommen die Querschnittsziele „Gleichstellung von Frauen und Männern und Nichtdiskriminierung“ und "Nachhaltige und umweltgerechte Entwicklung“."

Freunde aus der Irrenhaus-Abteilung namens Politik: mir als Bürger würde es schon reichen, ich könnte im Internet nachlesen, ob, wann und wo mein Bus fährt. Obwohl ich nicht querschnittsgezielt nichtdiskrimiert bin !!! !!! !!!
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Aber, ganz großartig, gleichzeitig lädt man mich ein, ich solle doch mal an der Arbeitsgruppe teilnehmen, die auf freiwilliger Basis den Tourismus in Solingen entwickeln soll. (Ich meine, wenn ich hauptberuflich mit Tourismus beschäftigt wäre, würde ich mich sowieso darüber schämen, dass Laien zu Stande bekommen sollen, was hochdotierte angebliche Fachleute nicht schaffen). Ich finde die Idee großartig: Selbsthilfegruppe "Solinger retten, was längst verloren ist". Fehlt noch, dass es demnächst eine freiwillige Bürger-Agentur gibt, die sich Gedanken darüber macht, wie man die Renten weiter kürzen kann. Leute, wie pervers will unser Staat eigentlich denn noch werden?

Wir laden Sie herzlich zur Kreativrunde mit dem Thema "Tourismus und
Naturerlebnis" am 16.10.2007 um 19 Uhr in der Sternwarte Solingen,
Sternstraße 5, 42719 Solingen ein.

Gemeinsam wollen wir an diesem Abend - thematisch querdenkend -
bereits vorhandene Ideen vertiefen und neue Ideen und Konzepte für
den Bereich Tourismus und Naturerlebnis entwickeln - alle, die sich
für dieses Thema interessieren sind herzlich willkommen.

Das Bergische Zielnetzwerk möchte - ehrenamtlich, inoffiziell und
effizient - Menschen, Unternehmen, Vereine und Initiativen aus der
Region vernetzen und gemeinsam zu den Ziel2-Themen Ideen und Konzepte
erarbeiten.

Allgemeine Informationen zu Ziel2:
http://www.ziel2-nrw.de/

Erstens: Trinken und dann Autofahren ist verboten. Akzeptiert. Zwar sagen die Ärzte, Alkohol sei nicht so gesund; auch akzeptiert. Aber ein, zwei Gläser Wein oder auch Bier? Also gut, gesündigt – und Bus gefahren. Wiiieeeee ???? Bus fahren !!?? Entweder endet der Abend um 21.31, basta. Oder man hat für eine Strecke, die im Normalfall 14 Fahrminuten dauert (siehe unten) exakt 1 Stunde einzukalkulieren. Und steht dann eine halbe davon am Graf-Wilhelm-Platz in Kälte, Schnee oder Regen .... ???? !!!!


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Oder man kommt in Solingen auf die völlig abwegige Idee, an einem Sonntagmorgen fahren zu wollen. Auch, beispielsweise, von der Felder Straße zur Hasseldelle. Dann darf man feststellen, dass in dieser Groß-Stadt (!!!!) 200 Meter neben dem "BAHNHOF MITTE" (na bitte) knapp zweieinhalb Stunden (in Worten zweieinhalb) kein Bus fährt .... ???? !!!!

Kann mir einer bitte mal erklären, warum ich als mich für normal haltenden Bürger die Menschen aus der öffentlichen Politik, Verwaltung, Dienstleistung und Steuerverschwendung auch nur noch ansatzweise ernst und für geistig potent halten soll? Kann mir einer auch nur einen guten Grund nennen ? Ich hätte ihn gerne gewusst.

Es geht nicht darum, einen Bus alle fünf Minuten von einem Gehöft zum anderen zu fordern. Aber wenn eine Stadt wirklich lebendig, lebens- und liebenswert sein will, dann braucht sie ein gewisses Maß an mobiler Grundversorgung, damit Leben in ihr stattfinden kann. In Solingen wurde diese Möglichkeit dank Verlagerung von Bürgerinteressen in die Rentabilitätsschleuder privatwirtschaftlicher Kapitalverzinsung rigoros aufgegeben. Wenn dann noch ganz aktuell Dr. Hans-Joachim Müller-Stöver, der Vorsitzender der SPD Solingen, die diesen "Verrat" (O-Ton vieler Ex-Genossen) gefördert und genehmigt hat, davon spricht (ST-Interview vom Samstag, 13.10.07), er hätte keine Angst vor den Linken, denn in Wahrheit sei die SPD "links" (im allgemeinen Verständnis: die Partei der "kleinen Leute"), dann ist wohl das Maß an Realitätsverlust ein enorm großes. Blindheit auf dem soziale Auge, das ist noch eine nette Beschreibung der rotzfrechen Arroganz, mit der sich eine "Volkspartei" aus dem Anspruch verabschiedet, ihren Ex-Wählern eine soziale, also der Gemeinschaft dienende Stadt zu verwirklichen.

Ich bin politisch "erzogen", d. h. ermahnt, gelehrt, aufmerksam gemacht worden, dass die Radikalisierung Deutschlands vor dem Dritten Reich vor allem durch den Streit und Zusammenbruch der bürgerlichen Parteien (der Weimarer Republik) ermöglicht wurde. Simpel ausgedrückt: das Bürgertum war zu feige, zu faul oder zu nachlässig, sich gegen erkennbare Radikalisierungstendenzen zu stemmen; im Gegenteil, man hat sich damit arrangiert (und oftmals unmittelbar "mitgemacht"). Wenn heute politisch wieder links- wie rechts-radikal gedacht, gehandelt und gewählt wird – ja wer, wenn nicht die bürgerliche Mitte, egal, ob sie SPD, CDU oder FDP heißt mit ihrer ständigen "die Bürger müssen Opfer bringen"-Politik (siehe Begründung zur Agenda 2010) ist denn schuld daran, wenn demnächst auch noch der aller-aller-gutmütigste gegenüber der gesamten Politik die Meinung vertritt "Leck mich doch am Arsch" ??

Ob man eine politische Gesellschaft oder eine Bauruine sprengt. Die Methode ist immer gleich: ein einzelner Sprengsatz richtet keinen großen Schaden an. Aber viele davon und in immer kürzeren Abständen enthalten immer einen, der dann das Ganze zusammenbrechen lässt – analog dem Tropfen, der das Faß zum überlaufen bringt.
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Man muss wohl kein Fundi-Sozi sein um die Meinung zu haben, öffentlicher Nahverkehr sei eine Dienstleistungsaufgabe der "öffentlichen Hand", ob sie nun Kommune (Stadt) oder Staat oder steuerlich subventionierte Privatwirtschaft heißt, ganz egal. Es geht darum: Ist wirklich das bisherige politische Grund- und Selbstverständnis, dass die so genannte Grundversorgung der Bürger (Energie, Gesundheit, Mobilität, Kommunikation) eine Angelegenheit der sich im "Staatswesen" organisierenden bürgerlichen Gemeinschaft ist, wirklich über die Wupper gegangen? Gilt, was in anderen Ländern selbstverständlich ist (in sehr vielen, um genau zu sein) in Deutschland nicht mehr? Sind wir wirklich ein armes Drittland geworden, brauchen wir Entwicklungshilfe und geistigen Beistand? Ich fürchte, ja.

Es wäre ungerecht und grundfalsch, pauschal zu behaupten, der ganze Fahrplan sei Sch... . Nein, das ist er wirklich nicht. Aber es ist wie bei einem Auto: alles kann funktionieren, wenn aber ein einziger Reifen platt oder als einzelnes Teil der Vergaser streikt, hält man das Ganze für eine Schrottkiste.


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Hier mal ein positives (zufällig generiertes) Beispiel: man kann auch zu der Zeit, wo kleine Kinder nach Hause kommen müssen, durchaus relativ schnell quer durch Solingen fahren. Erwächsene müssen dann allerdings die Nacht durchmachen oder sich ein Taxi rufen.

Oder aber: wer sagt denn, das knapp fünf Stunden Wartezeit am Graf-Wilhelm-Platz nicht auch eine Art Vergnügen sein können?

Ca. 6.30 Uhr fahren in Solingen Hbf (früher SG-Ohligs, der Ex-Hbf im Kippengelände Südstadt wurde durch Bahnhof Solingen-Mitte und Haltepunkt Grünewald ersetzt) die ersten Intercity-Züge. Wenn ich die von zu Hause aus erreichen will, wann muss ich dann fahren? Na klar, am besten einen Tag vorher ! Vielleicht könnte ich ja in Ohligs übernachten, auch eine nette Idee.


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Die Stadtwerke sprechen öffentlich davon, sie sähen ein, in vereinzelten Punkten müsse der Fahrplan nachgebessert werden. Wusste gar nicht, dass Blinde ohne weißen Stock rumlaufen dürfen.

Vergessen Sie doch all diesen teuren Quatsch mit Abenteuer-Urlaub aus dem Reisebüro, Überlebens-Camps oder so etwas! Fahren Sie doch einfach in Solingen mit dem öffentlichen Nahverkehr. Mehr von der Welt bei mäßig-mildem Fahrpreis lernen Sie nirgends kennen. Und länger unterwegs sind sie auch nicht, um in eine ferne Welt zu fliegen.


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Die Stadtwerke, also den öffentlichen Nahverkehr, haben Bürger in den vergangenen Jahrzehnten – seit seinem Beginn – aus ihren Steuergeldern bezahlt. Egal, ob mittelbar oder unmittelbar. Mit anderen Worten: man hat der Kommune und ihren nach heutigem Jargon Manager genannten Verantwortlichen das Vertrauen übertragen, für eine Stadt zu sorgen, in der man sich im wahrsten Sinne des Wortes frei bewegen kann. Doch wir sind zurück gefallen vor die Anfänge der Sozial- und Sozialisten-Bewegungen, nämlich in das Zeitalter des ungehemmten Kapitalismus, der Zeit, als "das Volk" entmündigt war (vor ca. 1840). Denn nunmehr ist Öffentlicher Personen-Nahverkehr (ÖPN) plötzlich nur noch ein Gegenstand des Geldverdienens. Tatsache ist, ÖPN war immer schon subventioniert, noch nie (in Deutschland jedenfalls) sich auf breiter Front selbsttragend. Doch jetzt ist die Katze aus dem Sack. Nachdem die Parteien, einsehend, dass sie den Staat vergeigt hatten, alles privatisieren, schlägt das Übel auf alle zurück: dem Bürger wurde nicht nur sein eigentliches Eigentum von Staats wegen geklaut, er wird jetzt auch verarscht nach Strich und Faden. Denn die Begründung, die die SWS, die Stadtwerke Solingen liefern, gleicht in den Augen von Bürgern jener Methode, die auch Schutzgeld-Erpresser anwenden: Unter dem Vorwand, andere, die Opfer, vor noch größerem Übel schützen zu wollen, zwingen sie Menschen dazu, ihnen einen Obulus zu zahlen. Nun, in Solingen muss man ihnen einen Obus zahlen; die SWS sagen, wir können unseren Verlust nur mindern, wenn wir weniger fahren. Die Alternative, dass man die Einnahmen steigern könnte, wenn man einen attraktiven Fahrplan hätte, wird nicht angeboten.

Im Solinger Tageblatt war jünst dieser Bericht zu lesen (Okt. 07):

"Sparen auf schlecht ausgelasteten Bus-Linien: Rund 72 000 Euro weniger will der defizitäre Stadtwerke-Verkehrsbetrieb bis Dezember dank des neuen Nachtnetzes ausgeben. Später soll der Effekt des ausgedünnten Fahrplans, gegen den vor allem die Grünen heftigen Widerstand geleistet hatten, etwa 300 000 Euro jährlich ausmachen.
Die Solinger müssen dafür mit einigen Einschnitten leben: Die Busse fahren ab 21.50 Uhr nur noch stündlich statt alle 30 Minuten – ausgenommen die gut genutzten Nachtexpress-Linien NE 21 und NE 22 (Mitte-Wald-Ohligs). Dort bleibt der Halbstundentakt bis 23.50 Uhr erhalten. In den Morgenstunden des Wochenendes wird dagegen eingespart: Samstags bis 8.50 Uhr und sonntags bis 9.50 Uhr kommen die Busse nur noch alle 60 Minuten. An den Bahnhöfen Mitte und Ohligs drohen Anschlusslücken zu den Zügen."

Man muss sich einmal nur die Relationen vor Augen führen, um die arrogante Schnoddrigkeit der Begründung zum Kotzen zu finden: Solingen hat derzeit ca. 163.000 Einwohner. Die Stadtwerke sparen, laut diesem Bericht, ca. 300.000 Euro. Ergibt pro Einwohner (statistisch gesehen) je Jahr 1,84 Euro, je Monat 15 EuroCent, je Tag einen HALBEN CENT. Was also sind wir als Bürger der Kommune, ihren Leistungsträgern, den politisch Verantwortlichen wert ???????? >>>> N I C H T S !!!!!!!!

Doch während wir noch angeekelt kotzen, protzprahlen die Stadtwerke mit unverhohlenem Hochmut weiter:

"Die Stadtwerke stellen lieber das Positive in den Vordergrund. Mit dem Fahrplanwechsel am Montag, 8. Oktober, fahren zwei neue Nachtexpress-Linien. Der NE 25 bindet den Höhscheider Hof sowie Aufderhöhe an (siehe Grafik). Mit dem NE 28 erreichen Fahrgäste die Haltestellen Mühlenplatz, Wupperstraße, Bleichstraße, Küppersfeld und die Siedlung Kannenhof. .... "

Als wäre es der Verarschung nicht genug, bieten die Stadtwerke nun auch Zwergen-Busse an. Irgendwelche zur Windschnittigkeit neigenden, im Einstiegsbereich auf die Körpermaße von Pygmäen zurückentwickelten Autos, die man wegen des gelben Leuchtzeichens auf dem Dach versehentlich Taxi nennt, sollen nun die tausende von Bürger, die wegen ausbleibender Busse nicht mehr fahren, nach Hause bringen:

"Dort, wo die Busse nachts nicht mehr hinfahren, gelangen SWS-Kunden mit Großraumtaxen. Sie steigen mit ihren Tickets an den Endhaltestellen um: auf der Krahenhöhe nach Unterburg und in Wald-Mitte zur Humboldtschule. Das Linientaxi LT 696 startet zehn Minuten vor jeder vollen Stunde am Graf-Wilhelm-Platz zur Gläßnerstraße. Mit den Linienerweiterungen und Taxen, betonen die Stadtwerke, sei ganz Solingen auch nachts flächendeckend erreichbar."

"Sei ganz Solingen auch nachts flächendeckend zu erreichen" ist schlichtweg eine Lüge, nämlich eine Behauptung entgegen besseren Wissens. Es sei denn, man bezeichnet Fußwege von einer halben Stunde – und auch länger – und Wartezeiten von bis zu einer Stunde – und auch länger – nachts als "Haltestelle vor der Haustüre".

Im Zeitalter der elektronischen Kommunikation, inmitten der Service-Wüste Deutschland, im Jahre 2007 des Herrn, wo die Welt begriffe hat, wie wichtig Dienstleistung ist, kennt man im Dorf der Hinterwäldler, in Solingen, noch die urgesunden hochherrschaftlichen Regeln des Mittelalters:

"Alle Details des Nachtnetzes sind im neuen Taschenfahrplan nachzulesen, den der SWS-Verkehrsbetrieb seit dieser Woche herausgibt. Gegen eine Schutzgebühr von 50 Cent kann das Druckwerk im Kunden-Zentrum an der Kölner Straße 131 abgeholt werden."

Es DARF ABGEHOLT werden. Nein, was für eine Ehre. Ich werde mich, auf Knien rutschend, Bußgesänge jubelnd, die Hände zum Himmel gestreckt, eines jeden Offiziellen Füße küssend, hungernd und ohne Kleidung direkt auf den Weg machen, solches zu tun. Sollten Sie also demnächst also auf Solinger Straßen einem nackten Irren begegnen, holen sie nicht die Polizei. Helfen sie ihm, die nächste Busverbindung zu finden !!!
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Ach übrigens, für alle, denen die vorstehenden Worte zu vulgär, weil "dem Volk aufs Maul geschaut" sind, kann ich es auch, damit es politisch-mental-Rückgebilde verstehen können, so formulieren:

Aus Sicht eines wegen der individuellen ökologischen Verantwortung im Rahmen der Ausübung beruflicher Tätigkeiten oder Gestaltung soziologisch-bindungschaffender Freizeit-Aktivitäten zum Gebrauch der Angebote des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs tendierenden Bürgers halte ich die in den Tagesrandzonen liegenden Verbindungsangebote für subopitmal. Die schwierige pekunäre Situation der kommunalen Dienstleistungs-Erbringer einbeziehend schlage ich die Schaffung einer personenbezogenen Bürgersteuer vor, die es ermöglicht, bislang im Rahmen der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung durch die Öffentliche Hand finanzierbare allgemeine Angebote des Mobil- und Freizeitbereiches wieder finanzieren zu können.

Leute, Politiker! Ist das nicht brav? Ist das nicht vorbildlich? Ist das nicht sensationell? Ich als Person bin bereit, jeden Monat, sagen wir einmal, freiwillig 10 Euro zu zahlen, die ausschließlich dafür verwendet werden, dass in dieser Stadt Solingen wieder das funktioniert, was früher selbstverständlich war. Nach allem Lamentieren der Politiker ist dies ungefähr die Summe, die die Stadt nicht mehr hat, um das aufrecht zu erhalten, was die Bürger (sich selbst) einst ermöglicht haben.

Wir vorweg gesagt: es geht nicht ums bloße Meckern. Es geht darum, dass eine Institution – hier die SWS – ihren Job partiell sehr schlecht macht.

Doch Probe aufs Exempel. Am 10. Okt. 07 veranstaltet man in Solingen eine "Nacht der offenen Kirchen". Eine ganz tolle Idee, ausgeführt mit noch tolleren Ideen der jeweiligen Gemeinden. Also eine Super-Sache – und natürlich etwas für den ökologiebewussten Obus-/Bus-Fahrer. Besuchen wir doch einfach mal 4 wahllos, ohne jede Systematik als nur interessante Programmpunkte) ausgesuchte Kirchen:

Fazit: insgesamt 128 Minuten, zwei Stunden Fahrzeit für 4 x "quer durch die Stadt" – Da kann man wahrlich nicht meckern.

Erste Fahrt: da ist nichts gegen einzuwänden. Ruckzuck bin ich von zu Hause an meiner (Tauf- und Konfirmations-) Kirche, der Lutherkirche.

Und auch wieder "quer durch die Stadt" klappt es gut.

Noch einmal fast ans andere Ende. Schon etwas länger, aber immer noch "darüber kann man nicht meckern".

Selbst so spät ist dank der Nachtlinien eine Fahrt wiederum quer durch die Stadt kein Problem.

Selbst nach Hause komme ich prächtig ...

ALSO: TEST BESTANDEN

Anders sieht es aus, wenn man an einem Samstag fahren will. Da ist die Fahrzeit zwar auch nicht so ganz lang, doch hochinteressant: man fährt für 500 Meter mit dem Zug. Eine prickelnde Variante !


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Und auch von hier wieder weg zu kommen, nach Ketzberg, wie freitags bei der Kirchentour, zwingt einem samstags eine harte Entscheidungen auf: eineinviertelstunde lang fährt nichts !! Und das am relativ frühen Abend !!

Der Rest der Fahrten wäre übrigens, dank der Nachtlinien, identisch wie im Beispiel oben.


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Wenn man jedoch mal abseis der Hauptrouten schaut, dann sieht es mehr als finster aus. Von Brücke (das ist die Kuhle zwischen Höhscheid und Aufderhöhe an der B229), dort ist eine nette Kneipe, zurück zum Beispiel zur Bleichstraße, dort ist die gar nicht so kleine Wohnsiedlung Kannenhof, kann einen wieder verzweifeln lassen: Entweder das letzte Bier vor 10 Uhr abends, das ist ja wahrlich noch nicht spät, oder 4 Stunden am Solinger Hauptbahnhof rumlungern. Die Behauptung der Stadtwerke, ganz Solingen sei nachts flächendeckend zu erreichen (siehe ST-Bericht oben) ist, wie man im Volksmund sagt, gelogen und gestunken. Wobei die Schlaffies von Kommunalpolitiker, unsere "Volks-Vertreter" stier aus der Wäsche gucken und weinerlich lamentieren: "Es geht nicht anders". Weicheier! Sich dann nämlich wundern, warum sich in Solingen keine Kneipen halten können.
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Auch hier wieder der Text für alle, die es gerne unverständlich, also vornehm haben möchten:

Die Struktur des nun vorliegenden Fahrplan-Konzeptes mit seinen auf bestimmte Hauptrouten fixierten Stundentakt wird der flächenmäßigen, gewachsenen Infrastruktur der Stadt mit ihren denzentralen Anlaufpunkten nicht gerecht.

Klingt geschwollener, sagt aber auch nur: Leute, da habt Ihr ganz nett Scheiße gebaut.

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Die Kölner Straße im Jahre 1925. Erkennen Sie, um welchen Teil es sich handelt?

Es ist ein Blick von Höhe des heutigen "Post-Parkplatzes" (Einmündung Birker Straße)in Richtung Graf-Wilhelm-Platz. Das (klein erscheinende) Haus in der Platzmitte steht heute noch – an der Ecke Peter-Knecht-Straße ("Sparkassen-Parkplatz). Links, Bildmitte, das Gewerkschaftshaus. Rechts oben, etwa in Höhe des hervorschauenden Baumes, das Postamt (auf dem Bild nicht zu sehen). Die übrigen Häuser wude alle im Angriff 1944 zerbombt bzw. brannten aus.


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Die zufälligen Passanten. Da hat einer sein Rad flicken lassen, oder sich ein Neues gekauft. Herren gingen nie ohne Hut auf die Straße – und ofensichtlich immer im ordentlichen Anzug mit Weste. nder (Knaben) trugen Mützen, Mädchen Kittelkleider. Ist der kleine Juge rechts ein "Kiepenkerl"? Es sieht so aus, als hätte er einen Tragekorb auf dem Rücken. Messertransport, anstatt von der Liewerfrau?. Beachtenswert auch die hohen Schnürschuhe.

Und wen stellt dieser Mann dar? Schutzmann, Straßenahnfahrer, Schwertträger, Weichensteller (keine Weiche weit und breit), Gasuhrenableser, Löütepitter (Laternenanzünder) ... ?


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Hier das heute noch existente Haus nahe Dreieck gut zu erkennen – und die geradezu abenteuerlich anmutende Straßenbahn mit dem offenen Perron. Nur der Fahrer war mit einer kleinen Scheibe geschützt. Die Bahn fuhr übrigens nur bis zum heutigen Haltepunkt Grünewald – neben der Lutherkirche. Dort war Schluss. Es gab noch keine Brücke über die Schienen, die von Bahnen benutzt werden konnte.

Zwei bemerkenswerte Detail der Straße: die Pferdeköttel und die kleinen "Brücken" über die "Jreute", die Abwasserrinne. Die ziemlich tief sein konnte und deshalb mit Brettern oder Blechen ermöglichte, dass man mit dem Bollerwagen auf das oder vom Trottoir runter fahren konnte.

Links offensichtlich zwei echte Liewerfrauen; man erkennt das an den kapcokgefüllten Polstern, Pölf genannt (meist mit Perlen und/in Perlenmotiven bestickt) auf dem Kopf, auf denen die Körbe, "Mange", getragen wurden. Warum benutzen die Frauen nicht die Bahn? Sehr einfach – für den Lieferkorb wurden 10 Pfennig extra fällig. Ehrlich !

Mehr über die Heldinnen:




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"uralt, antik" – 
1, 2, 3 ... – 
nicht mehr meins

Ich erinnere mich noch genau. Als ich so um die 20 Jahre alt war, schient es mir unsinnig, dass die alten Säcke, also alle über 30, noch aktiv am Leben teilnehmen durften. Weil, sie standen uns als Jugendlichen (68er-geprägt) ja nur im Wege.

Diese Erinnerung rächt sich. Sie schmerzt. Weil ich in Ebay zunehmend oft lese "uralt, antik!" – und dann sind die Dinger, die da angeboten werden, weniger alt als ich Lenze zähle. Das tut weh.

Weil erst jenseits des 30. Lebensjahres mir langsam dämmerte, was "die Jugend", zu jeder Zeit, immer wieder, "den Alten" verdankt. Schlichtweg alles. Was sie geleistet haben, ist oft nicht mehr bekannt, bewusst, beachtet – und nur dann bewundert, wenn es medial genügend vermarktet wurde. Dabei wären wir, vor allem hier in Solingen, ohne diese Pioniere schlichtweg eine austauschbare Stadt, niemals das, was den Ruf der Klingenstadt in alle Welt getragen hat.

Schaffenskraft und Selbstbewusstsein, Tüchtigkeit und Stolz, Erfolg und Würde – alles "antike" Begriffe, aber für die damalige Gründer- und Macher-Generation Symbiosen von extrem hohem Wert: man war sich seiner Bedeutung bewusst.

Zuweilen müssen wir sehr aufpassen, dass aus dem Bildungsbürgertum nicht ein Blödenproletariat wird. Ist ja noch lustig, wenn jemand Jesus für den Außenminister unter Willy Brand hält oder glaubt, Mao Tse Tung sei der Erfinder der Fahrradpumpe. Aber mit welchen Weltbildern laufen solche "Geschichte ist mir scheißegal"-Jugendlichen durchs Leben? Na klar, für sie ist alles selbstverständlich, weil vorhanden. Und was es nicht gibt, das gibt es eben nicht. Kann man nichts dran machen. Vor allem man selbst nicht. Größer könnte die Kluft kaum sein zu den typischen Pionieren, Tüftlern, in ihre Könnerschaft vernarrten Handwerker, die einst das Deutschland-Bild (zur recht) prägten. Gut, dass es aber nicht nur diese traurige Seite der Medaille gibt, sondern auch ihr genaues Gegenteil: Viele junge Menschen entdecken für sich die Wissenschaft, das Konstruktive, das Praktische und Pragmatische als ein Betätigungsfeld, welches beruflich einen reizvollen Weg darstellen kann. Womit man hoffen darf, dass auch in Ebay 10.0 – in ferner Zukunft – das heutige als "antik" gehandelt wird, aber immerhin als wertvoll gilt.
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Dutzende, hunderte, tausende – wahrscheinlich ist nirgendwo systematisch vollständig registriert, welche Erfinder und tatkräftigen Unternehmer die Industrie in Solingen vorangetrieben haben. Persönlich geschätzt kommen auf einen "bekannten Namen" mindestens (!) zehn, die eher im allgemeinen Bewusstsein unbekannt geblieben sind. Was man wahrlich nicht mit unbedeutend übersetzen und verwechseln darf. Im Gegenteil. Die "Stillen" sind die eigentlichen Helden der Solinger Industriegeschichte. Hier ist einer davon – stellvertretend für alle, deren Namen nicht mehr genannt oder nur in dunklen Archiven erhalten sind.

Julius Berrenberg aus Solingen. Sein Urenkel betreibt heute noch eine Werkzeugfabrik ins Solingens "schönstem Vorort", Haan.
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