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Totterblotschen (18) |
Es war einmal. lein kleines Städtchen, das weit über seine schon längst abgerissenen Stadtmauern hinaus berühmt war. Die Leute überall in der Welt nannten den Namen mit Hochachtung und Ehrfurcht. Wussten sie doch dort Meister wohnend, die sich aufs beste verstanden, Klingen und Scheren, allerlei nützliche Werkzeuge und sodann die Manneszier bändigende Rasierapparaturen der mannigfaltigen Art kunstvoll und in höchster Qualität herzustellen. Allein, noch nie hatte eines Fremden Fuß die Stadt betreten, so er denn nicht marodierender Söldner oder stationärer Soldat gewesen wäre. Und das wollten die Menschen in diesem Städtchen auch so. Denn sie liebten es, sich in ihre windschiefen Fachwerkhäuslein zurückzuziehen, um sich dem Knurren und Murren, dem Besserwissen und allgemeinen Gezetere hinzugeben. Waren sie dies leid, feierten sie einfach fröhlich, sangen mit hellem Klang, wanderten voller Lebenslust durch Bachauen und Wuppertäler und fanden die Welt so schön, dass sie ganz und gar vergaßen, sie zu ändern. Bis heute. Und wenn sie alle gestorben sind, denn lebt wenigstens die Legende von ihnen noch.
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op'm Maat, op'm Maat stonn de Buren ... |
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Der Solinger Wochenmarkt ist wieder dort, wo er schon einmal war, nachdem er umgezogen ist. Ganz ursprünglich war der alte Markt auf dem na klar, Alten Markt. Dann war der neue Markt auf dem auch logisch: Neumarkt. Nun ist er wieder am Neumarkt, der aber historisch völlig falsch von der Politik und Verwaltung in so eine Art Gesamt-Groß-"Dreieck" umgewandelt wurde, während die geografische Ortsbezeichnung für Dreieck, ursprünglich das Zusammentreffen dreier Straßen, nun ein Kreisverkehr ist, der aber nicht in Kreiseck oder so umgenannt wurde. Jedenfalls, lange Rede kurzer Sinn, der alte Neumarkt war schöner. Hier ist er im Jahre 1909/1910 zu sehen.
Verlag Max Wipperling, Elberfeld
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Wer genau hinschaut, entdeckt Erstaunliches. Klar, früher gab es nicht wie heute Autos, LKWs, da kapperten und rumpelten die Pferdefuhrwerke durch die Straßen. Es gab aber auch wirklich die legenderen Kiepenkerle, die schwere Lasten auf ihrem Buckel trugen. Und es gab kein fließend Wasser, sondern Pumpen und Brunnen. Vorne links ist eienr zu sehen, dahinter kein Zwerg, sondern ein kleines Mädchen. Und das Pferd geht auch nicht an Krücken, sondern die Stützstange ist eine Parkhilfe, damit der arme Gaul das Gewicht vom Einspänner-Einachser nicht die ganze Zeit wie der Kiepenkerl auf dem Rücken hat. Letzerer hat übrigens eine lange Pfeife im Maul. Wenn schon keuchen, dann aber auch richtig !!!
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Selbst noch relativ junge Mädchen sahen damals schon recht alt aus. Das lag nicht nur an der schwarzen Kleidung mit dem alles andere als körperbetonten Schnitt, sondern auch daran, dass das Leben in der Tat ein hartes Arbeiten war.
Im übrigen scheint damals schon Mode gewesen zu sein, was wir als Kinder immer neckisch gespielt haben: den Kaffeekannenwärmer (erinnern Sie sich noch an diese Warhmhalte-Hauben für Kaffeekannen?) über den Kopf gestülpt; jedenfalls macht die Korbfrau den Eindruck, sie hätte dies getan. Apropos Korb: was heute sooooo chic und modern erscheint, mit dem unvermeindlichen Klappkörbchen rumzulaufen und Bio zu kaufen, war damals absolut normal. Ja, fortschrittlich waren sie in Solingen schon immer. Ja.
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Auch dieses Bild beweist: Regen ist in Solingen etwas Normales. Nicht umsonst waren hier früher wie auch heute noch in Resten große Schirmmanufakturen (der berühmte Knirps stammt aus Solingen!).
Und was die Kleidung der Frauen angeht, vor C&A oder H&M, vor Diesel, Chiemsee, Nike und KiK, damals war die Frage "Huch, was zieh' ich denn heute an?" noch überhaupt nicht in der Welt. Weil man das gleiche anzog wie gestern. Und das gleiche wie morgen. Alle Tage Alltagskleider. Mit umgebundener Halbschürze. Und aus praktischen Gründen mit hochgesteckten Haaren. Su schluffden man tom Maat ...
Und wer noch genauer hinsieht, entdeckt hinter dem beschirmten Mann eine echt-originale Lewerfrau, allerdings ohne Mang oppm Kopp.
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Für die Männer war Rumstehen angesagt. Weil wer arbeitete, konnte ja nicht zum Wochenmarkt gehen. Und wer dort war, hatte keine Arbeit. Also ward der verschlissene Gehrock drüber geworfen, Strohhut oder Schlägerkape auf den Kopf und dann sech ongkert Volk jemescht, meddenmang. Ens luoren, wat su löppt. Vlaits drefft man wänn, de einen utjött. Süss küss'e wier pisspudelnaat heimen retour.
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So sieht der Neu-Neumarkt heute aus. Vorne ein paar Hundegräber, links eine einsame Wasch-mich-nass-Toilette und ein modernistischer Zunixzugebrauchen-Glaspavillon als rudimentäre Gedenkstätte: hier wurde früher mal gearbeitet. Gut, dass wenigstens rechts die alten Häuserfassaden noch übrig sind und dem Platz einen Hauch Notalgie verleihen. Michael Tettinger machte diese Aufnahme.
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In und um Solingen herum
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Obwohl es in Solingen viel regnet und die Leute immer schon fleißig und viele Brunnen bohrten oder Pötts aufmachten (natürliche Quellen nutzten), war nicht mehr Wasser genug da, um die rasch wachsende Bevölkerung während der industriellen Boomzeiten Ende des 19. Jahrhunderts zu versorgen. Deshalb baute man im südöstlichen Zipfel des späteren Großstadtgebietes in einem Tal eine Mauer und füllte das Becken mit Wasser. Bis heute versorgt diese Einrichtungen Solingen mit perfekt schmeckendem Trinkwasser.
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Das Foto entstand um 1903/04, also direkt nach der Fertigstellung. Noch ist nämlich die Talsperre nicht vollgelaufen. Man sieht deutlich die Konstrukturion des Überlauf-Schachts und die noch nackten behauenen Felswände sowie die mächtige Zufahrsstraße zur Mauer, die schon bald wieder von Wald überwuchert war.
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Lichtdruck Zedler & Vogel, Darmstadt; Hauptniederlage Reinland und Westfalen Gerhard Tiem, Elberfeld
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Von gutem Wasser lebte man auch in diesem Haus, denn bekanntlich schmeckt Kaffee um so besser, je reiner das Wasser ist, aus dem man ihn brüht. Und da hofft man ja, dass er nicht aus der damals schon stinkenden Wupperbrühe gekocht wurde; wobei man sagen muss, dass die Wupper heutzutage um Dimensionen bessere Wasserqualität hat als die letzten 150 Jahre !
Dieses Etablissement steht in Müngsten, 200 m von der Riesenbrücke entfernt und man preist in der postkarten-rückseitigen Reklame "Berg. Kaffe mit u. ohne Zutaten" sowie "gut gepfl. Biere u. reine Weine". Die Aufnahme entstand 1939.
A. Habel, Solingen
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So sieht das Gebäude heute aus. Michael Tettinger hat es im Juni 2006 fotografiert, als der Brückenpark gerade gebut wurde. Geändert hat sich eigentlich kaum etwas.
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Ohligser Pilsner wurde in der Schankwirtschaft von Wilhelm Weinreiß ausgeschenkt, der sich hoffentlich für Wein wirklich "ein Bein ausgerissen hat".
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Sah es wirklich mal so aus? Ja !
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Dank einer Trance-Rückführung in tiefe Winkel der Erinnerung einer Alt-Ohligserin konnte dieses Bilderrätsel von 1957 gelöst werden. Es zeigt den Park vor dem Gleis 1 des Ohligser Bahnhofs, der um 1956 im Zuge der Neugestaltung des Keldersplatzes verschwand. Das große Gebäude ist das jenseits der Gleise an der Stein-/ Ecke Sauerbreystraße gelegene ehemalige Hotel Victoria (nach dem 2.Weltkrieg Varieté "Victoria Bunte Bühne"). In der Bildmitte das "dunkle Loch" (rechts neben dem Parkverbots-Schild) ist der Eingang zur Unterführung Richtung Sauerbreystraße; ganz früher führte eine Brücke ("Jammerbrücke") über die Gleise dorthin. Das kleine Gebäude (eher eine Baracke) rechts neben diesem Tunnel-Eingang ist das Rheingold-Kino.
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Postkarte:Kaufhaus Heka (Ohligs, Düsseldorfer Straße)
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Den markante (kleinen) Giebel in der Bildmitte (das Bild ist Richtung "Bügeleisen" aufgenommen, links ist das eigentliche Bahnhofsgebäude) kann man im 57er Foto noch wiedererkennen aus der anderen Blickrichtung gesehen.
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So sah die Partie in den 20 Jahen und später in der Vogelperspektive aus.
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Solingen als Flaniermeile ? !!
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Ein stiller Schatz,
der Schillerplatz ...
War, wo heute der Biergarten der Gaststätte Birkenweiher ist.
Man hing nicht rum, man joggte nicht, man ging flanieren !
Andreas Erdmann stellte die Motive zur Verfügung. Besten Dank dafür.
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Nun waren die Bäume schon üppiger gewachsen. Gegenüber der Badeanstalt (über den Bäumen) ist heute die Solinger Eissporthalle.
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Die Silhouette von Ohligs. Na ja. Jeder fängt mal bescheiden an.
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Geradezu dramatisch schöner Jugendstil am Werwolf. Man stelle sich vor, das Haus gäbe es noch heute und in der Kuppel oben wäre eine Szene-Bar. Aber! erstens zahlt hier keiner Bar, zweitens, so soll die Szene sein und drittens: so viele Treppen steigen nur wegen einem Gesöff? Nöö.
Wer sagt denn, das Castings eine moderne Erfindung sind? Kaum baute früher einer seine photographische Apparatur in die Landschaft, kamen die Leute mit Kind und Kegel gelaufen und wollten auch aufs Bild und berühmt werden. Und ernsthaft betrachtet lernt man zweierlei: Die Gemengelage von Wohnen und Arbeiten ist hier prächtig zu erkennen und Aldi & Co waren noch unbekannt, man hatte den Selbstversorgen-Garten hinterm Haus.
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