Totterblotschen (25)

Ins rechte Licht gerückt. Es gibt nichts Gutes – außer man findet es in Google. Was haben wir eigentlich früher gemacht und was machen wir eigentlich außerhalb des Internets, um unsere Wissensgrenzen zu erweitern oder über uns Kunde zu geben? Fast schon droht dies in Vergessenheit zu geraten. Sich selbst ins rechte Licht zu rücken, wird zwar – vor allem in der Erziehung zu unmündigen Kindern – gerne gerügt, ist aber das Natürlichste der Welt. In Liebesdingen nennt man es Balz oder Flirt oder, neuflachdeutsch, Anmache. Mit der Bemerkung "Alter, laber mich nicht an" werden zwar, wie man den Zeitungen und E-Medien-Nachrichten entnimmt, immer mehr Menschen brutal zusammengeschlagen – und die Bundeskanzlerin heult dann öffentlich "Warum tut die Politik nichts dagegen?" –, aber dennoch seien ein paar Beispiele fürs An- und Ausmachen gezeigt, genannt, daran erinnert:

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Immer wieder dieser Doppelsinn: "Klingen". Die Klingen der Messer oder Schwerter – und das Klingen der Töne, der Lieder, des Gesangs. So dicht liegen eben die Gegensätze in Solingen zusammen.

Leider lässt sich Platte und Cover nicht entnehmen, wann dieses einmalige Tondokument hergeststellt wurde, doch es steht zu vermuten, dass es 1976 war, dem Gründungsjahr der Zentralstelle für den deutschsprachigen Chorgesang in aller Welt, die in Solingen ansässig ist und von Ulrich Renner geleitet wurde, der auch als Dirigent des einleitenden "Bergischen Sängergrußes" aktiv ist.




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Die Puppen mit den authentischen Trachten stellte Ruth Schmitz aus Solingen her.

Herausgeber: Stadt Solingen, der Oberstadtdirektor, Presse- und Werbeamt

Tonaufnahmen / Plattenherstellung: TELDEC Schallplatten GmbH, Hamburg

Was sängerisch in Solingen Rang und Namen hatte und hat, ist auf diesen schwarzen Rillen verewigt.

Leider gibt es diese Gesangstruppe nicht mehr, die im wunderschönsten extrem-breiten Solinger derben Dialekt köstliche Texte zu teils bekannten, teils eigens komponierten Melodien singt. Mit viel Witz und wirklichem Humor getextet und die Lieder in einem völlig unverfälschten Schliëper-Solingerisch als Conférencier verbunden, werden "Stüöcksker ut'm Kotten on dem Liëwen" vorgetragen. Ein total einmaliges Tondokument, dessen Authenzität in Sachen Mundart nicht zu überbieten ist. Wer es noch besitzt, hüte diesen wirklichen Schatz !


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Hergestellt wurde das gute Stück im altehrwürdigen, legendären Cobrafilm-Tonstudio.

Musikalische Leitung: Rudolf Müller

Texte und Zusammenstellung, Sprache: Heinz Weyersberg

Titelbild: Der Wipperkotten, gezeichnet von H. K. Rodenkirchen

Layout: Karl Wester

Wow !

De Wopperfenken wurden 1971 von Günther Stamm gegründet und geleitet, nach dessen Tode übernahm Rudolf Müller die Leitung; er komponierte viele der Moritaten dieser Schallplatte. Die Texte stammen von Heinz Weyersberg, Aenne Franz, Peter Witte, Kurt Müller, Karl Ernst.

So viel fröhliche Lustigkeit hätten sich ja noch nicht einmal die Bergischen selbst zugetraut wie Hans Kölsch - nomen est omen !!!! – den Wuppertalern. Dass die Schwebebahn schaukelt und schunkelt, das kann man freilich auch ganz nüchtern erleben und fast ist es ja schon prophetisch, wie hier der Zeichner 1949 den Tuffi-Elefantensprung vorwegnimmt. Unten lacht Bacchus und spießt alle Spießer auf, die sich des Bergischen Frohsinns nicht erfreuen können, der in der philosophischen Weisheit gipfelt: "Lot us Spass an dr Freud hann' ". Man könnte ja anfangen, manche Schlager zu verbergischen. Aus "Wir losse den Dom in Kölle" wird dann " Ma losse de Brüöck en Möüngsten" und statt "Einmol em Johr wird en Schiffstour gemaaht" singen wir "Einmol em Jahr jonnt wir Schwebebahn fahrn ..."


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Wer will, kann sich jetzt gleich ans Klavier setzen. Ich habe es mir elektronisch übersetzen und spielen lassen: es klingt recht hübsch.


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Apropos verbergischen: Auch vor der großen Literatur macht der Bergische Literat nicht halt. Wohl eines der köstlichsten Werke originell-orginaler Solinger Mundart ist die Übersetzung des Struwwelpeters in Solijer Platt. Manfred Müller hat dies gewagt und heraus gekommen sind Verse, die ihresgleichen suchen. Es ist schade, das dieses Buch – gedacht für Kinder zum Ausmalen der Zeichnungen – wohl heute nicht mehr erhältlich ist.


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Druck: Bartsch & Sendler, Solingen

Leseproben:

Wohl eines der bekanntesten Motive aus dem Epos: das Schicksal des hyperaktiven Kindes. Nur: geändert hat sich bis heute nichts .... ;.)


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Ja, manchmal will man eben hoch hinaus. Die evangelische Stadtkirche ist ja schon mit ihrem Turm ein dominierendes Merkmal der Silhouette der Stadt. Aber das war dem Presbyterium noch nicht genug. Computer sei Dank wurden die Proportionen noch einmal gewaltig verändert. Was Taipeh mit seinem zwischenzeitlich höchstem Gebäude der Welt kann, dem Taipeh 101 und nun vom Burj Dubai abgelöst wird, das können wir hier in Solingen doch aus. Schwupps. Es wird an der Wupper geschunkelt – und es wird an der Kirche geflunkert.


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Für Nicht-Solinger: die Proportionen dieser Zeichnung sind gegenüber der Realität um ein erkleckliches Maß gestreckt und wirken daher stark unnatürlich verfremdet. Man sieht es auch an der ovalen Uhr – die nachweislich in sito keine Eieruhr ist.

Ja, die Kirche darf das. Denn die ist verantwortlich für den Heiligenschein, der sich am 3. Jan. 08 über Solingen zeigte. Kerstin Ehmke-Putsch kam gerade des Weges – Bahnhof Mitte – und hatte die Kamera zur Hand. Der Blick geht, was die Dunkelheit verschluckt, von der Brücke Brühler Straße Richtung Henkels.


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Bevor nun einer vermutet, in Solingen führen die Züge direkt am Minarett vorbei, nein das ist der Schornstein des weltberühmten Zwilling-Werkes. Und das hat ja eben erst dem Papst mit einem Besteck ausgeholfen.


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Sie wissen ja (und sei es aus Fernseh-Reiseberichten oder anderen Dokumentationen), wie Fische mit der Reuse gefangen werden. Und nun müssen Sie sich statt Fische nur Vögel vorstellen, und Sie wissen, worauf diese Herrn anstoßen: auf einen guten Vogelfang. Rund 100 dieser Vogelkauen gab es in Solingen und man schätzt den damaligen Verzehr vor allem von Singdrosseln auf ca. 50.000 in der Stadt. Aber keine Aufregung: dies war überall in Deutschland üblich, in Italien ist es heute sogar noch erlaubt.

Gerd Brenger fand diese Bilder in der Schachtel mit den Familiengeheimnissen und kommentiert lakonisch: "Wenn man auf den Bildern genau hinsieht, bzw.vergrößert, kann man genau sehen wie die Flasche kreist, sodass man auch die eine oder andere "Schnapsdrossel" auf den Bildern vermuten darf!! Ganz schön schräge Vögel! ;-) "

Jou. Einer davon ist sein Opa. Welcher der Herren es ist, wird nicht verraten.

Wenn man genau hinschaut, hat einer schon einen Orden bekommen und der andere ein Schnapsglas, da muss man gar nicht mal viele trinken, um wie ein Vogel zu flattern ...

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Auf Ehre und Gewissen: dieses Foto ist absolut scharf und in jedem Detail konturiert. Sollten Sie jetzt einiges verschwommen sehen, liegt das an IHREM Schnaps-Konsum. SIE ZITTERN JA SCHON mit dem Glas, eih !

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Achtung: Rauchen UND Trinken ist ab 1. 1. 2008 in der frischen Luft untersagt und wird mit dem Zwangs-Verzehr einer schlachtfrischen Singdrossel bestraft ... !!!
(Ersatzweise können Sie auch einen Hamburger bei einer der international tätigen Fast-Food-Ketten runterwürgen. DAS SCHMECKT AUCH NICHT ANDERS).

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Ich habe fast den Eindruck, das Netz liegt über dem Haufen, den man Beute nennt ...

Deshalb singen wir jetzt alle GANZ LAUT:

Aaaaalllle Vögel sind schon daaaaa,
aaaaaallle Vöööögel, aaaaalle.
Amsel, Drossel, Fink und Star,
gut gekocht sind sie bald gar ...

Ich wette, die Herren trinken VOGELbeer-Schnaps.

Und das Fangnetz hieß früher Internet.
Oder hab' ich jetzt 'ne Meise?

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