Totterblotschen (29)

Ja jo datt. Die Form totaler Zustimmung, nachhaltiger Bekräftigung und definitiver Einverstandenheit: Ja jo datt. Oder auch formuliert als "su isset". So ist es. Jawohl. Der Solinger sucht gerne die Gemeinsamkeit, die Übereinstimmung. Am liebsten die, dass sich zwei oder mehr einig sind, dass sie mit irgendetwas nicht einverstanden sind. "Su'n Së-ich ewwer ouch" – "Jajodatt" (So ein Tiefsinn aber auch, Aber sicher doch). Wobei Tiefsinn ja immerhin höhere Bedeutung haben kann, vor allem, wenn er im bierernsten Gewandt des Offiziösen daherstelzt. Man muss nur mal beim Spaziergehen hinschauen, schon weiß man, dass man auf der falschen Schule gewesen ist und falsches Deutsch gelernt hat. Et wor kinn Solijer Dütsch.

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Hier werden Sie geschrieben und belernt

Als Journalist frage ich mich ja jeden Tag selbst immer wieder, muss man eigentlich deutsch oder schreiben oder Sprache oder Ausdrücke beherrschen können, um publizistisch tätig zu sein? Zu welcher Antwort ich komme, das schreibe ich Ihnen nicht, Sie könnten mich bös sein.

Dass man seine Kunden weichklopft, ist inzwischen normal. Aber dass man Leser kocht ... --- ??? Aber ich weiß nicht, ob es Leg-As-Tee?-Nie! ist oder einfach nur Geh danken, Losigkeit, wenn man auf den Trick mit der Blut- und Bauernwurst reinfällt. In Blutwurst ist Blut. Sind in der Bauernwurst Bauern verwurstet? Was also ist ein Leserkochbuch? Ein Leser-Kochbuch oder ein Leserkoch-buch? Die Kartoffelknolle als Lesers Idealmenu? Na dann, Mahlzeit.

Gesehen in der Vitrine des Solinger Tageblatts.


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Ich soll einen Appotehker nach neben Wirkung fragen, wenn dem noch nicht Mahl richtick schreiben kan?

Oder halten Apotheker Ärzte und Kliniken für komplett schwachsinnige Chemiepantscher und Labors für durchgeknallte Zahlenjunkies? Scheint so, denn warum, um Äskulaps Stabes Willen, will denn diese Apotheke die Cholesterin-WERTE testen? Ich würde ja noch verstehen, wenn Sie den Cholesterinwert ERMITTELT oder MISST oder BESTIMMT oder so was. Aber warum den WERT testen – was gibt es an einem Wert zu testen ?

Das Leben ist zu wertvoll für zu viel Cholesterin, sagt die Werbung. Ich meine, die deutsche Sprache ist zu wertvoll für Cholesterinwerte.


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Wir stellen ein. Früher mal ein öfter gesehenes Schild – vor allem mit konkreten Angeboten. Heute stellt man meistens nur noch das Unternehmen und die Arbeit ein. Aber Mumms sei Dank gibt es auch wieder neue Jobs. Doch die Sprachlogik wird auch hier auf eine harte Probe(arbeitszeit) gestellt.

Wie kann man "ab" sofort jemanden anheuern? Man kann es sofort oder später tun. Aber "ab" sofort – wie lange denn sofort ... ??? Und wieso man jemanden ein-stellt, der eine An-stellung hat, damit der mit seinem Ein-kommen ein Aus-kommen hat, habe ich auch nie verstanden.

Interessant auch der Unterschied zwischen Abend und Wochenende. Die Arbeitszeit der Küchenhilfe endet abends um 23.30, am Wochenende um 1.30. Ach ja, klar, dann ist ja schon Morgen ! Au ja, stimmt.

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Überhaupt. Eine Kneipe, die seit 1967 Jahren existiert – suuuuuper !! Es heißt zwar "seit (engl. since) 1967 JahreN" (mit n am Schluss, von wegen Plural und so). Oder existiert sie doch erst seit 1967? Ja aber wieviel Jahre sind das dann? Ich kann nicht rechnen? Alles Mumms-pitz.

Und warum eine der solingerischsten aller Solinger Kneipen englisch sprechen muss, ist mir auch ein mysty mircacle, truly.


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You kall Denglisch? Nun kann Unterhaltungselektronik-Händler Kortenhaus wahrlich nichts für die ihm aufgedrückte Firmenwerbung. Wir in Solingen sagten ja früher lateinisch-vornehm "me fecit Solingen", ich wurde in Solingen gefertigt, aber wenn man auf die Made im deutschen Speck hinweisen will, dann doch nicht mit diesem Gestammel: Wenn Technologie deutsch sein soll, dann muss es auch Topp heißen, sagt der Duden. Und wenn es Top heißen soll, muss es Technology, englisch, sein. Und wenn "in Deutschland hergestellt", warum steht da nicht "aus Deutschland", sondern dass es aus Deutchland ist in Englisch, wo nachweislich Solinger nicht Englisch sprechen, wenn sie in einem deutschen Geschäft einkaufen? Könnte sein, dass ein Metz flat-TV neben einem Flatscreen auch ein Flatbrain abverlangt – und zwar allen?
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Ohne weiteren Kommentar zum Wundern, Staunen, Schmunzeln ...

aus Meyers Konversationslexikon, Auflage 1892

Solingen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, auf einer Anhöhe unweit der Wupper und an der Linie Ohligswald-S. der Preußischen Staatsbahn, 216 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Realprogymnasium, ein Kranken-, Armen- und Waisenhaus, ein Amtsgericht, eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, sehr bedeutende Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren, insbesondere von trefflichen Säbel- und Degenklingen, Messern, Gabeln, Scheren, chirurgischen Instrumenten etc., welche in die entferntesten Länder ausgeführt werden, ferner Eisengießereien und Fabriken für Patronentaschen, Helme, Zigarren etc. und (1885) 18,641 meist evang. Einwohner. Die Entstehung der Eisenindustrie soll unter Adolf IV. von Berg 1147 durch Damaszener Waffenschmiede, nach andrer Annahme um 1290 durch eingewanderte Steiermärker begründet worden sein. Erst 1359 wurde der Herrenhof S. vom Grafen von Berg erworben und erhielt bald darauf Stadtrecht. 1815 kam S. an Preußen. Vgl. Cronau, Geschichte der Solinger Klingenindustrie (Stuttg. u. Leipz. 1885).

Dorp, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen, an der Wupper, 3 km südöstlich von Solingen, besteht aus 85 auf einem Flächenraum von 1929 Hektar zerstreut liegenden Ortschaften (darunter Krahenhöhe). D. hat eine kath. Kirche (die Evangelischen gehören zu Solingen), eine Gas- und Wasserleitung und (1880) 11,999 Einw. (darunter 9965 Evangelische und 1838 Katholiken), deren einzige Beschäftigung (außer einer Papierfabrik) die Eisen- und Stahlwarenfabrikation ist, die Kleineisenwaren, Scheren, Schwerter, Messer, Gabeln, Stiefeleisen etc. liefert.

Gräfrath, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen, am Itterbach und an der Eisenbahn Solingen-Vohwinkel, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Stahl- und Eisenwarenindustrie (Solinger Artikel), 2 Dampfhammerwerke, Dampfschleifereien, Seiden-, Farben-, Lack- und Firnisfabrikation und (1885) 6299 meist evang. Einwohner.

Wald, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen, Knotenpunkt (Station Ohligs-W.) der Linien Haan-Mülheim-Deutz und Ohligs-Solingen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine höhere Knabenschule, zahlreiche Eisen- und Stahlwarenfabriken, Hammerwerke, Dampfschleiferei, Regenschirmfabrikation und (1885) 9882 meist evang. Einwohner.

Höhscheid, Stadtgemeinde im Kreis Solingen des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, 4 lim im SW. von Solingen, an der Wupper, besteht aus 112 kleinen Orten (H., Auf der Höhe, Widdert u. s. w.) und hat 12593 (6522 männl., 6071 weibl.) E., darunter 2297 Katholiken und 139 Dissidenten; 3 Postämter mit Telegraphenbetrieb, 2 evang. und 1 kath. Kirche, Kaiser-Wilhelm-Denkmal (1890), Rathaus; bedeutende Stahlwarenindustrie, 31 Schleifereien, 1 Hammerwerk, 4 Messerschlägereien, 1 Kaffee- brennerei, Federmesser-, Maillon-, Korsettstangen-, Taschenbügel- und Maschinenfabriken. Die Stadtgemeinde wurde 1809 unter der grohherzogl. bergischen Regierung gegründet.

Ohligs, bis 1891 Merscheid genannt, Stadt im Kreis Solingen des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, 4 km westlich von Solingen, an der Linie Köln- Elberfeld und der Nebenlinie Düsseloorf-Vohwinkel der Preuh. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Elberfeld), hatte 1890: 15 600; 1895: 17 069 (8955 männl., 8114 weibl.) E., darunter 4758 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprechverbindung, elektrische Straßenbahn nach Solingen und Wald (qeplant), evang. und kath. Kirche, Rathaus (1891), Amtsgericht (1893), Kaiser- Wilhelm-, Kaiser-Friedrich-Denkmal, höhere Kna- bew und Mädchenschule, städtische Sparkasse, Krankenhaus, Gasanstalt, Schlachthaus; bedeutende Fabrikation von Solinger Stahlwaren und Schirmgarnituren, Hammerwerke, Dampfschleifereien, Färbereien, Weberei, Seidenfabriken und Ziegeleien.

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Wussten Sie (natürlich wissen Sie es nicht), dass Solingen einst zu den größten Fernsprechanlagen-Bezirken Deutschlands gehörte? Ja jo datt, hie kallt man völl.

Alte Telefonzelle in Solingen um 1944:

Entwicklung des Stadt-Fernsprechwesens in Deutschland.

Ende des Jahres
Fernsprech-netze
Sprech-stellen
Leitungs-Kilometer
1881
7
1489
3152
1882
21
3707
6896
1883
33
5859
10707
1884
48
8460
15552
1885
100
141710
23429
1886
122
19151
33220
1887
155
25211
40122
1888
174
32920
47388
1889
198
42221
59932
1890
223
50508
79787

Fernsprechanlagen in Industriebezirken, von denen die wichtigsten sind:
1) der oberschlesische Industriebezirk mit Beuthen, Königshütte, Gleiwitz, Tarnowitz, Kattowitz;
2) der rheinische Seidenbezirk mit Krefeld, München-Gladbach, Rheydt etc. in Verbindung mit der Fernsprechanlage Barmen-Elberfeld-Langenberg und Neviges;
3) der niederrheinisch-westfälische Industriebezirk mit Duisburg, Oberhausen, Mülheim a. d. Ruhr, Essen, Bochum, Dortmund, Hagen;
4) der bergische Industriebezirk mit Lennep, Remscheid, Solingen etc.;
5) der Industriebezirk der sächsischen und preußischen Oberlausitz mit Bautzen, Löbau, Spremberg, Zittau, Görlitz, Lauban, Reichenbach etc.
Die Zahl der Telegraphen-Anstalten auf dem platten Lande, die mit Fernsprech-Betrieb ausgerüstet sind, ist von 5152 im J. 1889 auf 5730 im J. 1890 gestiegen.

Ein echtes Buch aus einem echten Solinger Kontor mit echten Solinger Telefonnummer aus der damaligen Zeit:

Moderne Telefonzelle in Solingen um 2006, mit Werbung für die Telefontarife ???

Ja, is es wieder so weit ?

Vorweg: ich gehöre zur Gruppe der Betroffenen. Um so mehr verfolge ich die seit Jahren zunehmende Jagd auf Dicke. Die Meinung, die seien zu dumm und dösig, sowieso asozial und unkontrollierbare, hemmungslose Monster, nimmt deutlich zu. Geschürt durch allerlei politische Hasardeure – durchaus auch welche mit Ministerstatus. Der Tag scheint nicht fern, da werden die Übergewichtigen zum Abschuss frei gegeben. Bestraft werden sie demnächst sowieso, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Übergewichtige keine oder nur noch verringerte Krankenkassenleistungen erhalten.

Doch was das Solinger Tageblatt am 31. 1. 08 verbreitet, das ist meiner Empfindung nach platte Volksverhetzung, üble Nachrede und eine handfeste Beleidigung: Korpulente als maßlose Trinker (und Esser), die sich aus lauter Doofheit eine Wampe ansaufen.

Wenn man so pauschal behaupten kann, Dicke seien dumm, dann ist doch ein Herr Kohl ein ..., und manch anderer auch. Auch Frau Merkel ist nicht gerade dünn – werden wir von einer sozial abgerutschten Doofen regiert? Das Solinger Tageblatt jedenfalls nimmt sie in den Kreis der Unterschichtler auf.

Nicht nur, dass hier jeglicher Rest von Anstand über Bord geworfen wird, es wird faktisch schlichtweg gelogen. Besonders perfide ist der Satz "Je weniger gebildet, desto dicker". Denn dieser sagt wörtlich, dass es einen linearen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Intelligenz-Quotienten geben muss. Eine solch abstruse Behauptung von humangenetischen Zusammenhängen kannte ich bisher nur aus den Berichten über das Dritte Reich, die Nazis. Ich fühle mich auf einen Schlag in diesen Geistes-Umstand versetzt. Und das genau am Jahrestag von Hitlers Machtergreifung 1933. Dass das Solinger Tageblatt auf ein solches, mich sprachlos machendes Niveau sinken würde, hätte ich nie geglaubt. Wer Texte aus der nationalsozialistischen Zeit kennt, kann vor solchem pauschalen Aufwiegeln nur geschockt sein – als wäre ein gescheiterter Ministerpräsident Koch mit seinem Wahldebakel in Hessen nicht Menetekel genug.

Der Verleger des Solinger Tageblatts, Bernhard Boll, hat gut schreiben und drucken lassen, wenn er – übrigens, von Person auch nicht hager – die Tatsache, dass für wenig Geld (also für die "sozial schwächeren" erschwinglich) nur noch Junk-Food angeboten wird, als Dummheit der Armen verhöhnen lässt. Wovon, liebe Redakteure, die ihr das schreibt und so ihr wirklich noch ernst genommen werden wollt, soll denn ein Hartz-IV-Empfänger das Geld nehmen, um sich teuere, "gesunde" Lebensmittel, zu leisten? Tretet nur die, die schon unten sind, mit den Füßen – Moral ist ja sowieso etwas, über das man beim Champagner lachen kann. Pfui. Es ekelt mich vor diesem geistigen Schmutz.

Wie hieß es einst? Wehret den Anfängen. Gilt auch jetzt wieder. Denn von Anfängen kann man kaum noch reden. Wir sind mitten in der Jagdsaison.
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"Nie wieder"

Mit diesem Mahnwort bin ich politisch aufgewachsen. Nie wieder dürfe ein Unheil von deutschem Boden ausgehen, dass auf Hass und Verblendung gegründet war. Nie wieder dürfe von deutschem Boden ein Krieg ausgehen (Afghanistan- und andere Bundeswehr-Einsätze lassen "grüßen") und nie wiede dürfe es eine pauschale Fremdenfeindlichkeit geben. Ursache allen Übels des Nationalsozialismus sei die Pauschalverurteilung von Menschen aufgrund ihrer religiösen, ethnischen, sozialen oder kulturellen Herkunft. Und heute – was ist davon übrig geblieben, gleichwohl dieses Gebot einen extrem hohen Stellenwert im deutschen Grundgesetz hat? In jedem Fall aktuell zu wenig. Wo immer man hinschaut und -hört, es tobt ein regelrechter Krieg der Vorurteile und Pauschal(vor)verurteilungen. Dabei dachte man, diese wahrlich dümmliche Betrachtungsweise sei überwunden. Offensichtlich feiert sie fröhliche Urstände. Sind wir bald so weit, wieder solche Tafel aufhängen zu können, auf denen man Eigenschaften von Menschen einfach aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit zuweisen kann?

Im "Dritten Reich" gängiges, eingebläutes und offiziell gelehrtes Gedankengut: menschliche Eigenschaften seien vorwiegend "rassisch" bestimmt. Zwar ist biologisch korrekt, dass Lebeweisen von Genen beeinflusst werden – und der Mensch als Individuum ein Produkt seiner Gene ist. Aber genau so ist auch korrekt, dass die "Gesinnung", also im weitesten Sinne Moral, Verhalten, Sozialkompetenz, dank der intellektuellen Möglichkeiten der Menschen sich eben von der "tierischen" Variante extrem unterscheidet. Will sagen, "Güte" und "Böses" des Menschen haben nichts, aber auch gar nichts mit einer soziodemografischen Eigenschaft zu tun. Gleichwohl wiederum aber etwas mit der das Bewusstsein prägenden Umwelt und Gesellschaft, und in dieser spielen die Medien eine zentrale Rolle. Sie werden nicht immer dieser Verantwortung gerecht.


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Bei der Brandkatastrophe vom Februar 2008 in Ludwigshafen kamen sie sofort auf, in den türkischen Medien mit einer unverholen aggressiven Brutalität, die Vorurteile über Nazi-Deutschen. Wobei weniger gemeint war, dass es in Deutschland sumpfbraune Extremisten gibt (wie überall in jedem Staat der Welt), sondern dass eher Deutschland insgesamt so etwas wie ein ausländerfeindliches Land sei – und allen voran natürlich Solingen. Die Tat einzelner als Beweis zu werten, ein ganzes Land, eine Bevölkerung sei so (also praktisch geistige Komplizen), das ist – was sollte es sonst sein? – ein verbaler Krieg. Was, wenn die Brandursache in Ludwigshafen, noch steht sie nicht fest, wirklich ein technischer Defekt ist. Wird dann ein ganzes Volk, "die Türkei", sich bei Deutschland entschuldigen? Ich würde es, wenn ich als Solinger so braun abgestempelt werde, etwarten !

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Empörung über Zeitung "Hürriyet"
Zu Vorwürfen der Zeitung "Hürriyet", die Ludwigshafen als "Nest von Neonazis" bezeichnet hatte, sagte Schäuble: "Das ist eine Art von Journalismus, den kann man nur mit Empörung verurteilen. Wenn es Medien gibt, die solch unverantwortliche Hetze betreiben, muss man sich auch nicht wundern, dass das auch Konsequenzen hat."

"Das schadet der Integration"
Die Alevitische Gemeinde in Deutschland kritisierte ebenfalls das Verhalten der Regierung und Medien in der Türkei. Generalsekretär Ali Ertan Toprak warf ihnen vor, Misstrauen zu schüren. "Das schadet der Integration." Dass die türkische Regierung ihre eigenen Ermittler nach Ludwigshafen schicke, sei falsch. "Es entsteht der Eindruck: Wir trauen den deutschen Ermittlern nicht."

"Wir sind alle Türken"
In der Berichterstattung türkischer Medien über die Brandkatastrophe machen sich nach den teilweise heftigen Vorwürfen an die Bundesrepublik inzwischen versöhnlichere Töne bemerkbar: "Wir sind alle Türken", laute die Botschaft der Deutschen, kommentierte die Zeitung "Yeni Safak". Auch andere Fernsehsender und Zeitungen berichteten am Freitag an prominenter Stelle über die Anteilnahme der Deutschen und die vielen Trauerbotschaften an dem Zaun vor dem ausgebrannten Haus.

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Die Hass-Säer tun viel, um die im Grunde phantastisch erfolgreich verlaufende Integration ihrer vernünftigen Landsleute zu verhindern, indem sie Hass schüren, der Unfrieden sät, wo längst friedliche Normalität herrscht. Die Opfer türkischer Mediengewalt sind nicht die Deutschen, es sind die eigenen Landleute, die aufgewiegelt werden und plötzlich wegen hirnloser Parolen als Opfer einer (deutschen) "ich-hab-die-Schnauze-voll-davon"-Stimmung dastehen ...

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Allerdings sieht es (wenn ich jetzt sage, "Gott sei Dank", muss ich dann auch "Allah sei Dank" sagen oder darf ich das als ,Ungläubiger' genau nicht?) danach aus, dass die Scharfmacher der jeweiligen Nationen, Bild und Hürriyet, mächtig zurückrudern. In einer gemeinsamen, zweisprachigen Erklärung rufen sie (plötzlich) zu friedlichem Miteinander auf und man müsse Vertrauen in die Ermittlungsbehörden haben. Zuvor hatten sie reichlich anders spekuliert, formuliert und agitiert.

Meinungswende

Um so beruhigter, wenn auch leider aufgrund so mancher politischen und gesellschaftli-chen Ereignisse skeptisch, nimmt man da zur Kenntnis, was der türkische Regierungspräsident sagt:

» Erdogan rief die Medien in Deutschland und der Türkei zur Zurückhaltung auf. Sie sollten nicht in großen Buchstaben etwas schreiben, was den Frieden zerstören könnte, mahnte der Regierungschef. "Wir sind alle Menschen. Das ist unser gemeinsamer Nenner", sagte Erdogan bei dem Ortstermin, bei dem rund 2500 zumeist türkischstämmige Bürger anwesend waren. «

Es macht mich stutzig:

Bis heute, Mitte Juli 2008, immerhin vier Monate nach der Katastrophe, gibt es keine offizielle Angabe zur Ursache des Feuers. Außer der, dass Brandbeschleuniger mit einem als sicher geltenden Grad der Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden können – es also keine Brandstiftung ist.

Aber: kein einziges Wort der Entschuldigung aufgrund fahrlässig schneller Vorwürfe, keine Rücknahme der Anschuldigungen, kein Bedauern über blinden Hass ohne nachträgliche Korrektur ...

Darf man mal fragen, warum nicht? Könnte es sein, dass man weder in Deutschland noch unter Türken den Mut hat, zuzugeben, dass man sich – im ersten Schreck, und daher auch verständlich – geirrt hat? Ist Vernunft nicht mehr gefragt?

Aber auch: dürfen wir, wie von der Bildzeitung gefordert, wirklich Vertrauen in Behörden haben, die vier Monate nach einer Tragödie immer noch schweigen?
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