Totterblotschen (30)

Willkommen im Wahnsinn. Was täten wir eigentlich, wenn wir uns nicht aufregen würden? Ich kenne immer nur das Gegenteil vom Gegenteil: Regen sich die Leute über etwas auf, heisst es, die- oder derjenige sei ein Korintenkacker, ein ewiger Nörgler, Schwarzseher, eine "Hepe" (das ist solingerisch für zänkisches Weib). Regt sich wer nie auf, heisst es von demjenigen, er (oder sie) hätten aber auch an gar nichts Interesse, seien völlig desinteressiert und ausgesprochene Langweiler. Da halte ich es doch mit der Solinger Weisheit: Wie man's macht, so ist's verkehrt.

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Der Solinger stirbt ja, wenn er schon muss, gerne glücklich. Diesen frommen Wunsch scheint er auch auf die Hühner zu übertragen, die embryonal getötet werden. Wenn schon "nur" Ei, dann aber einen glücklichen Tod.

Dass dieses Schild in der Kirchstraße zu sehen ist, tröstet.


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Foto: Michael Tettinger.

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Spaß mit der Telekom ...

Übrigens, falls Sie immer noch bei dem T-Händler telefonieren, dieser servicefreie Konzern erprobt jetzt ein neues Modell: Almosen statt Gebühren.


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Normalerweise braucht die Natur Jahrmillionen, um sich gründlich zu ändern. In Solingen geht das schneller. Noch 1950 lag die Ortschaft Rüden am Rhein. Heute liegt sie wieder, wie früher, an der Wupper. Merke: auch einem SofortKauf-Anbieter muss man nicht alles abkaufen.


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Das Ende einer Ära. Der Anfang eines Experimentes.

So "platzte die Bombe": Nachdem irgendwann vor langer Zeit die Immobilie an den Hauptmieter Karstadt verkauft wurde, wussten die mit dem Gebäude nichts anzufangen, was auch nur annähernd mit dem Wort "attraktiv" in Verbindung gebracht werden könnte. Der Bau, markant für die Klingenstadt, verkam zum Unikum: er dümpelte vor sich hin mit eindeutiger Tendenz zum Verfall in die Tristesse. Man hoffte, durch Umgestaltung des davorliegenden Platzes der eigentlichen Mitte Solingens Leben einhauchen zu können. Doch Karstadt beschloss, die Bude dicht zu machen. Ein langes, sieches Sterben.

HLG kauft Karstadt-Immobilie in Solingen
500 neue Arbeitsplätze entstehen in der Innenstadt 
 
Solingen – Am Freitag, den 01. Februar 2008 erwirbt die HLG Solingen GmbH & Co. KG. das Warenhaus am Graf-Wilhelm-Platz in Solingen von der Karstadt Immobilien GmbH & Co. KG. Auf dem gut 13.000 m2 großen Areal wird ab Herbst 2008 mit der Errichtung eines modernen Einkaufs- und Bürozentrum mit attraktiven Shopping- und Freizeitmöglichkeiten begonnen. Das Angebot komplettieren rund 700 Parkplätze sowie Bars und Restaurants.
 
„Wir wollen die Innenstadt-Attraktivität von Solingen erhöhen. Es besteht eine große Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Flächen in zentraler Lage“, erklärt Christian Diesen, Geschäftsführer der HLG. „Wir bauen das Karstadt-Areal für den Einzelhandel aus. Ergänzt um Büronutzungen bedeutet das ca. 500 neue Arbeitsplätze für die Solinger Beschäftigungsstruktur.“
 
Die erfahrenen Projektentwickler aus Münster haben deutschlandweit bereits zahlreiche Innenstadtquartiere realisiert. Das neue Zentrum wird in Anlehnung an historische Orangerien um ein Atrium arrangiert, das sich den Blicken der Passanten sowohl zum Graf-Wilhelm-Platz hin als auch zur Kölner Straße öffnet. Der Entwurf stammt vom renommierten Düsseldorfer Architekturbüro Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH + Co. KG, das schon Bauvorhaben wie den neuen Leipziger Hauptbahnhof oder die Europa Passage in Hamburg  realisierte. Das neu erbaute Zentrum wird sich in seiner Gestaltung optimal in die kleinteilige Innenstadtbebauung Solingens einpassen und die Fußgängerzone an der westlichen Stadtkante zu einem ganzheitlichen Komplex schließen.

Original-Pressemitteilung
vom 1. Februar 2008, 14:30 Uhr

Ich bewundere den Mut, 500 neue Arbeitsplätze zu prognostizieren. Denn es fallen ja ca. 150 und mehr Arbeitsplätze der jetzt im Gebäude untergebrachten Beschäftigten weg. Also bedeutet es, es müssten an die 700 neue geschaffen werden. Ergibt einen Arbeitsplatz pro 20 qm. Alle 4 x 5 Meter ein kompletter Arbeitsplatz – über die ganze Fläche gerechnet. Nehmen wir an, da es sich vor allem um Dienstleistungen handelt, jeder Arbeitsplatz bedient irgendwie 5 Kunden. Bedeutet wiederum, es müssten sich immer um die 2.500 bis 3.500 Menschen im Gebäude aufhalten ... ääääh, und das in Solingen?

Aber, ich will nix gesagt haben ...

Freund Freud lässt grüßen

Wenn Worte wirklich Wahrheit künden, so schwant mir Schlimmes. Nicht nur, dass König Franz sich nun den Palazzo Porte Medio baut (offiziell: "Tor zur Mitte"), jetzt will man unter seiner Ägide endgültig Solingen zur Schlossstadt machen: ein Palast muss her. Da schwingen wohl die Minderwertigkeitskomplexe mit und Solingen will endlich in einer Reihe mit Berlin (Friedrichstadt-Palast) oder Jaipur (Palast der Winde) genannt werden. Jedenfalls hat die Stadt Blut geleckt. Nachdem man ein paar hundert Quadratmeter Steine mit Hilfe von Landesgeldern flach ausgelegt hat, glaubt man wohl, einen Paradeplatz zu haben, dem sich ein Palast gut anschließen könnte.

Screenshot

Ganz ohne Frage sieht dies modern aus. Aber ganz ohne Frage auch so wie überall. Es ist nun einmal so, dass diese Welt immer uniformer, einförmiger, – und damit langweiliger wird. Nicht, dass dies keine formal "angesagte" Lösung sei. Aber warten wir ab, ob man sie auch in 20, 30 Jahren noch "besonders" finden wird – nur dann wäre sie ja charakteristisch. Das Spannende an diesem Experiment ist nämlich nicht die Frage, ob dieses Konzept zu Solingen passt. Das ungemein Spannende ist, ob sich das Verhalten der Solingen aufgrund des neuen Angebotes ändert !
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Fotos: HLG

"Hofgarten", so der vorläufige Arbeitstitel und vielleicht spätere Name, ist eine bis dato in Solingen noch nicht vorhandene Bezeichnung, weil es zwar viele Gehöfte und Höfe, hunderte Hofschaften gab und gibt – aber keinen Hof, obwohl, nomen est omen, Solingens Erster Beigeordneter und denkbarer OB-Nachfolger (was ich mal so spekuliere) Hartmut Hoferichter heisst. Die OB-Wahl ist 2010, 2010 soll der Hofgarten schon fertig sein. Merken Sie was?


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Als Nichtkonformer Nichtnormalgrößen Nichtmarkenkleidungs-Individualist, was soll ich eigentlich da ....? Nur spazierengehen und mir einen saufen – und was mampfen?

Damit wir uns schon einmal daran gewöhnen können, wie Solingens Silhouette demnächst aussieht, hier ein Vorgeschmack:

Die Innenstadt, von Widdert aus gesehen.

Fällt kaum auf: futsch ist Solingens höchstes Gebäude, wo man vom Bett aus (Turmhotel) bis auf den Kölner Dom und weit ins Bergische schauen kann, konnte.

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Blick von Meigen:


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Besonders lustig wird es aus der Nähe betrachtet. Noch vor kurzem toller Trubel auf dem Platz und eine Fassade (mit Portraits Solinger Bürgern), die eine Novität und ein Unikat darstellte.

Und später ....

... leben wir ins Blaue hinein.
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Oder wir haben etwas leicht-luftig-lockeres, auf das wir uns alle freuen ... – wer weiß ?!


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Aber bevor es so weit ist und wir einen multifunktionalen Hofnarrengarten haben, können wir uns ja schon mal mit dem größten Taschenmesser der Welt be- und vergnügen, zumal es wieder mal von dieser verflixten Konkurrenz aus der Schweiz kommt. Ich bin sicher, im neuen Gartenhof wird es dann auch Swatch und Victorinox geben, vielleicht sogar mehr noch als Schneidiges aus Solingen.