Totterblotschen (36)

«Wer kann was dummes, wer was Kluges denken, was nicht die Vorwelt schon gedacht?» … sagte einest Friedrich von Schiller. Und sein Kollege Johann Wolfgang von Goethe kam zu gleicher Erkenntnis: "Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken." Und so kann man auch in Solingen sagen: Alles Gescheite ist schon gemacht worden, man sollte nur endlich mal wieder versuchen, es noch einmal zu machen. Zum Beispiel Grün, Fläche, "Luft" in diese Stadt zu bekommen, statt sie, wie seit Jahrzehnten üblich, immer mehr zuzubauen. Dann bräuchte man auch kein neues Gebäude, das Hofgarten heissen soll und in dem von Garten keine Spur ist. Früher, da waren dort, wo der Hofgarten hin soll, in der Tat Höfe und Gärten.

.

HOF & GARTEN, HOFGARTEN

Eine fotografische Aufnahme, vom Weyersberg aus Richtung Innenstadt gesehen. So flau und flach ist sie im Original inzwischen verbleicht. Gut, dass es Elektronik gibt, die Abhilfe schafft.

.

.

.

.

.

.

.

.

Das Panorama in der digitalen Kontrastverstärkung:

..

.

Und da es eine Fotografie ist – und kein gerasterter Druck – kann man auch Details vergrößern, die die Szene geradezu lebendig machen. Fotografen kannten schon immer kein Mitleid mit den Models: wer hat die Ärmsten nur ohne richtige Winterschuhe in den Schnee geschickt?

ddd


.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Aber auch die "arm Perd" mussten draußen ausharren. In der unteren Vergrößerung sieht man oben links ein Pferd auf der Koppel stehen; unterhalb der Stelle, wo sich früher die Stadtwindmühle ("Mühlen-plätzchen") befand; Die Koppel ist an die Augustastraße grenzend.


.

.

.

Oben die St. Clemenskirche im Original; mit jenen Türmen, die im 2. Weltkrieg ausbrannten und dann von Wuppertalern Artilleristen "nur aus Spaß" endgültig heruntergeschossen wurden (eine verbürgte, bislang geheime Wahrheit). Das Gebäude links von der Clemenskirche steht in der zum Schlagbaum führenden früheren Haupt-, Kaiser-, heutigen Konrad-Adenauer-Straße und beherbergte unter anderem vor dem 2. Weltkrieg ein Otto Meess-Lebensmittelgeschäft.

Im unteren Bild ist auf der Augustastraße schemenhaft ein Pferdefuhrwerk zu sehen (Einspänner, Wagen mit schneebedecktem Dach); direkt vor dem Gelände, das später die "Vorspeler Anlagen" werden sollte; die Fußgänger befinden sich auf der Blumenstraße.
.


.

.

Oben: Gärten dort, wo später die Friedrichstraße hergeführt wurde; nur ein einziger Garten hat sich bis heute aus diesem Quartier noch erhalten (Ecke Friedrich-, Heinestraße).

Unten: die evangelische Stadtkirche am historischen Gründungspunkt von Solingen (Fronhof). Interessant der Planwagen vor dem Haus am unteren Bildrand, Mitte. Wie im Wilden Westen. Er steht vor einem typischen Solinger Schieferhaus, wie es auch heute noch zu hunderten im ganzen Stadtgebiet zu finden ist. Rechts daneben einer der früher üblichen "Kotten", das "Dengen hengerm Huus"; in solchen kleinen Hucken wurde die berühmte Solinger Qualität in Handarbeit hergestellt.
.


.

.

Oben: etwas oberhalb der hier noch existenten Garten soll das jetzige "Karstadt-Hochhaus" abgerissen und ein neues Einkaufszentrum mit dem Kunstnamen "Hofgarten" erbaut werden. — Die historische Aufnahme aus dem Jahre 1910 zeigt wunderbar das für Solingen typische "Durcheinander", die gerne als "Gemengelage" bezeichnete Einheit von Wohnen, Ernährung und Arbeit.

Und wenn man mal die Vergrößerung noch größer macht, dann kann man den Leuten fast bis in die Wohnung gucken. Man sieht, wer welche Gardinen hat und erkennt auch die teils schnuckelig überdachten Balkons und eine kleine Gartenterrasse – na bitte.


.

Solingen in seiner ursprünglichen Form ist vergangen, sein Ruf nicht. Überall auf der Welt, uns sei es in Würzburg, trifft man auf hoffnungsfrohe Zeichen, die einen an die Heimat erinnern (so man denn aus dieser Stadt stammt).

Und deshalb darf man getrost Goethe abwandeln und feststellen: "Alles Gescheite ist schon gemacht worden, man muss nur versuchen, es wiederzufinden".