Totterblotschen (40)

Dass Geiz geil sei, hat als Werbespruch über Jahre die Gemüter bewegt. Dass Geiz die letzte Rettung vor dem Absinken in die totale Armut ist, darüber spricht in diesem Land kaum (noch oder schon) jemand – selbst nicht die Parteien, die sich hehres Christentum oder aufrichtige Solidarität auf die Parteitagsfahnen schreiben (und wenn darüber gesprochen wird, dann nur von wenigen Mutigen, aber eher am Rande). WIE man allerdings mit 400, 500, 600 Euro Rente sich das Einkaufen in zumeist hochpreisigen Fachgeschäften erlauben kann, das hat bisher noch keiner der Neunmalklugen vorgerechnet. Oder sind die Händler alle so doof, dass sie freiwillig Rabatte gewähren, wo das Volk doch im Geld schwimmt und in Solingen extra ein Hofgarten-Einkaufscenter für hochpreisige Artikel gebaut werden muss, damit wenigstens etwas vom vielen Geldüberfluss wegfließt .... ?

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Solingen, im Jahre 2008, 130 Jahre nach Einführung deutscher Sozialgesetze

Rechnen wir mal nach:
Deutschland hat etwas über 80 Mio Einwohner, Solingen knapp über 160.000.
Also leben 0,2 % der Deutschen in Solingen (immerhin!).
2,5 Mio x 0,2% = 5.000 (in Worten: fünftausend) arme Kinder alleine in Solingen; nämlich rund 3 % der Bevölkerung. Andere seriöse Schätzungen sprechen von bis zu 10 %, die in relativer Armut leben – mit einem schnelleren prozentualen Anwachsen als bei den Erwachsenen.

Nach seriösen Quellen (u. a. Tagesschau) kann man die Armut (= weniger als 60 % des Durchschnitts-Einkommens) in Deutschland derzeit mit ca. 13-15 % der Bevölkerung ansehen; d. h. in Solingen leben rund 20.000 Arme.

Und bei dieser Zahl zerreißt man sich in Solingen, ohne schamrot zu werden, das Maul, dass es immer mehr Billigläden gibt. Ja, wie denn sonst sollte sich ein nicht unerheblicher Teil der Bevökerung noch etwas leisten können??? Wir ignorieren in diesem Land die wirklichen sozialen Probleme so perfide, verlogen und geistig armselig, dass man nur noch die kalte Wut kriegen kann (um Miss-Verständnissen vorzubeugen: die Linken/"Roten" halte ich für die nun mal überhaupt nicht geeignete politische Gruppierung, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Die würden es höchsten fundamental formalisieren.)

Nur mal so ein Gedankenspiel: Strom bekommt der Solinger üblicherweise vom RWE. Würde der RWE-Boss sein Jahresgehalt den armen Solinger Kindern geben, hätte jedes davon 3.000 Euro im Jahr. Na ja, das lohnt ja kaum ...

Plakat in Solingen, 28. Juli 2008, Ecke Meves-Berns-Straße, Foto hgw

LIEBE SOLINGER ARME KINDER, hier ein paar Namen von netten Onkeln und ihren Arbeitgebern, die Euch vielleicht helfen, weil sie ein ganz, ganz klein wenig mehr verdienen als Euer Papa und Eure Mama:

Obermann, Telekom – 2,6 Millonen pro Jahr
Löscher, Siemens – 4,4 Millonen pro Jahr
Mehdorn, Bahn – 3,2 Millonen pro Jahr
Wennemer, Continental – 4,1 Millonen pro Jahr
Ackermann, Dt.Bank – 13,2 Millonen pro Jahr
Roels, RWE – 15 Millonen pro Jahr
Hainer, Adidas – 4,7 Millonen pro Jahr
Diekmann, Allianz – 5,2 Millonen pro Jahr
Reithofer, BMW – 3,8 Millonen pro Jahr
Zumwinkel, Post – 4,3 Millonen pro Jahr
Lehner, Henkel – 3,4 Millonen pro Jahr
Mayrhuber, Lufthansa – 2,6 Millonen pro Jahr
Zetsche, Daimler – 11,3 Millonen pro Jahr
Bernotat, EON – 5,3 Millonen pro Jahr
Samuelsson, MAN – 3,3 Millonen pro Jahr
Kagermann, SAP – 5,9 Millonen pro Jahr
Schulz, Thyssen-Krupp – 4,0 Millonen pro Jahr
Frenzel, TUI – 4,5 Millonen pro Jahr
Winterkorn, VW – 4,5 Millonen pro Jahr
Zeitz, Puma – 12,4 Millonen pro Jahr

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Aber liebe Kinder, besser ist, ihr fordert nichts von den Reichen. Denn die haben nur ÄRGER damit, wenn sie den Bedürftigen etwas weitergeben. Einige haben das ehrlich und aufrichtig versucht, nur um ihrer Belegschaft ein paar Aufträge zu verschaffen, damit es in Deutschland Arbeitsplätze gibt und noch einige mehr einigermaßen verdienende Papas und Mamas, und nun werden diese guten Menschen wie die Bösewichte behandelt. Das wollt Ihr doch sicher nicht, dass Ihnen so etwas passiert? Gell, und deswegen: streicht niemals Geld ein, auch wenn es Euch aufgezwängt wird.

Screenshot Spiegel Online (links und unten)

Nein, liebe arme Kinder, haltet Euch lieber an diesen Onkel. Der hat praktische Ratschläge zur Hand und ist von der SPD. Die SPD ist die Partei, die immer gesagt hat, Arbeit müsse sich lohnen und im Mittelpunkt steht der Mensch (aber Ihr seid ja noch Kinder und noch keine Menschen) und Wohlstand sei für alle da (ja, hat die mal auf Werbeplakaten gesagt, aber das war sicher nur so gesagt und eigentlich hätte es heißen müssen: Pullover sind für alle da!).

Aber vielleicht hat dieser nette Onkel, der auch vorrechnet, wie man mit 4 Euro am Tag so satt wird, dass man meint, man lebe im Schlaraffenland und der auch sagt, Wasser aus der Leitung trinken sei vollkommen ausreichend, vielleicht hat dieser nette Onkel, das wäre dann noch bitterer als Eure augenblickliche Armut, vollkommen recht. Vielleicht können wir uns ja nun wirklich nicht mehr erlauben, einen Staat so zu führen, dass er das erfüllt, was den Wählern immer versprochen wird: Ein Recht auf Wahrung ihrer Chancen und Entwicklung der Persönlichkeit. Vielleicht ist es ja so, dass wir wieder da angelangt sind, wo die sozial-politische Revolution um 1850 begonnen hat: beim Elend des Proletariats. Also bei Euch. Womit Ihr mit ins klammkalte Bettlein als Traum nehmen könnt: lang währt Euer Leben sowie so nicht, denn wenn ihr nicht privat krankenversichert und höchst gebildet und sozial gefestigt und sprachlich versiert und finanziell abgepolstert seid – na, dann lebt ihr eben auch nicht so lange, wie es fürchterlicherweise die jetzigen Rentner tun und allen Werktätigen die Butter vom Brot klauen.

Ach so, damit Ihr ausrechnen könnt, auf wieviel Grad Eure Heizung stehen darf, die Bild-Zeitung hats veröffentlicht, weil Sarrazin ja vielleicht wirklich recht hat:

Screenshot Bild.de


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Und wenn es denn auch bei der Solinger Tafel (ehrlich gemeint: Hut ab vor so viel privatem sozialem Engagement, Bravo!) nicht das verteilt wird, was in deren eigenem Kochbuch angepriesen wird, dann könnt ihr immer noch auf die Erfahrung vergangener Kriegsgenerationen zurück greifen. Die mussten auch mit Steckrüben klar kommen und haben nach jeder Pfanne fettiger Bratkartoffeln, die sie nach jahrelanger Abstinenz bekamen, gekotzt, weil ihr Magen es nicht mehr vertrug. Also, ob nun Bulemnie oder Armut, es kommt aufs gleiche raus. Dann doch lieber Armut. Erstens ist es gesünder. Und zweitens gibt es noch kein einzige Bulemie-Kochbuch, aber inzwischen reichlich Armen-Kochbücher.

Kontakt zur
www.solinger-tafel.de

Und wenn Papa und Mama demnächst mal wieder über Geld klagen, dann ratet ihnen doch, ganz einfach nach Wald zu ziehen. So großzügig geht man dort mit dem Geld um. Übrigens: Unser Oberbügermeister wohnt auch in Wald. Die Stadt Solingen, die er verwaltet, hat übrigens rund 4.000 Euro Schulden je Einwohner. Das ist, in Euro, noch einiges mehr, als auf diesem Schein gedruckt ist. Ihr seht also: arm sein ist völlig normal.

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Sparsamer sind da die Gräfrather. Die drehen immer jedes Fünfpfennigstück umd und schauen es sich gaaanz genau an:


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Und gegen die Walder Großgeldscheine ist dann dieser hier aus Ohligs, vom linken, sprich sozialistischen Bürgermeister Sauerbrey unterschrieben, richtig bescheiden, sozusagen Peanuts. Ja, die Sozialisten lieben eben die Knappheit von Geld und Gütern.


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gedruckt bei Wilh. Müller jr. GmbH

Eigentlich, liebe Kinder, sollte alles mal VIEL besser werden. Das haben sich die LINKEN so ausgedacht. Und einer, der als Kind unfreiwillig in diesem Milleu groß wurde, weil seine Eltern, speziell seine Mutter nun mal so idealistisch war, ist der Solinger Richard David Precht, der derzeit auf dem Weg zu Deutschlands Erfolgsautor Nr. 1 ist. Glücklich guckt er trotz roter Kindheit irgendwie nicht. Vielleicht war er ja auch arm – und nun ist er erfolg-REICH. Ihr seht: Armut macht auch manchmal erfinderisch, und schwupps, ist man wer !

Empfehlung: Lesen Sie dieses Buch. Es ist köstlich. Vor allem für die übriggebliebenen "68er".


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"Von (fast) null auf Dauer-Hit" – so lässt sich der Coup des Schriftstellers aus der Klingenstadt beschreiben, der mit dem skurrilen Titel "Wer bin ich – und wenn ja wie viele" monatelang den Spitzenplatz der Bestseller-Listen belegt. Zuvor hatte er schon – neben Erstlingswerken – mit dem verheißungsvoll Titel "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" (wörtlich im Buch: "Bis Solingen kam er nie") von seiner politisch durch ein politisch sehr linkes Elternhaus geprägten Kindheit erzählt – mit voller Namensnennung. Solinger, vor allem der älteren Jahrgänge, werden darin vieles wieder-, und das meiste überhaupt nicht mehr kennen, weil sie zu bürgerlich für solch "linkes Leben" waren. Der Autor versteht eine hochspannende Mischung aus Dokumentation und Selbstrechtfertigung zu Papier zu bringen. Mit Sicherheit wird man von Precht noch viel lesen, Prechtiges eben.
(hgw)

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Die Schmanzotte "Clement" der eß päh deh

Solingen legt Wert auf die Feststellung, dass Wolfgang Clement nicht der Namenspatron der Solinger Clemenskirche ist.

Wie sehr indes die Parteien derzeit bemüht sind, sich um das Wohl des Volkes zu kümmern, das zeigt in diesen Tagen der tiefe Fall der SPD in die Bodenlosigkeit der Nicht-Demokratie.

In ernsthafter Sorge, das dumme Volk könne mit der Wahrheit verschreckt werden, schmeißt diese ehemalige größte Volkspartei, die mal entstanden ist, um den "Arbeitern" zu helfen, ihre eigenen Ex-Ministerpräsidenten (und dann auch noch den von Nordrhein-Westfalen) raus, nur weil sie sich erlauben, was KEINE PARTEI JEMALS ERLAUBEN WIRD: EINE EIGENE MEINUNG ZU HABEN – UND DIESE AUCH NOCH LAUT ZU ÄUSSERN..

Nur mal, damit die, die ansonsten Texte nicht so genau zu nehmen pflegen, auch wissen, was damit gemeint ist: wortwörtlich "in von der Partei als wichtig erachteten Punkten hat ein Parteimitglied seine eigene Meinung zu Haus zu lassen und gefälligst die Meinung der Partei zu vertreten." Das hatten wir doch schon mal? Na klar, sogar schon vor dem Dritten Reich und zuletzt in der DDR. Deshalb für alle SPD-Noch-Parteimitglieder hier schon einmal das neue Parteilied zum Üben und Mitsingen. Ein Schelm, der böses dabei denkt und es als das Lied der SED identifiziert:

Für alle SPD-Noch-Parteimitglieder, die jetzt vor Begeisterung dieses "auf ewig treu"-Bekenntnis erwerben möchten, es gibt es in ganz legalen, völlig bürgerlichen Quellen zu kaufen. Der nette Mann auf den Briefmarken ist übrigens Ulbricht. Jener, der gesagt hat "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." Ähnlich wie Kurt Beck: "Niemand hat die Absicht, mit den Linken zu koalieren." Oder noch schlimmer: "Es gibt keinen Riss in der SPD" (so wörtlich in Spiegel Online am 4.8.08). Seht Ihr: Die die oben verarschen die da unten so lange, bis sie arm dran sind und dann retten sie Euch aus den Klauen des Elends, indem sie Euch im selbigen allein lassen.

Das ist übrigens der Herr Beck, der ein wenig die Übersicht über seine Partei verloren hat und nun ganz offensichtlich jeden eintritt. Oder ist dieser Kurt Beck der Fußabtreter der SPD, an dem man sich die Gesinnung säubern muss, bevor man die Partei hineintritt. Die Frage ist ja nur:
IST IN DER SPD DER EINTRITT FREI ? Und erfolgt der Austritt automatisch, wenn man keinem mehr auf die Füße tritt? Oder hat jeder in der SPD einen Tritt irgendwo hin verdient?

Übrigens: Falls Sie lesen können, rate ich Ihnen, die Flucht aus Deutschland anzutreten. Denn in Kürze wird es Randale geben. Bürgerkrieg. Unruhen, Zoff, Zerstörung und Chaos. Die SPD sagt's doch selbst:
"Wir treten ein.
Warten Sie nicht länger."

Wenn das kein Aufruf ist, das Land zu verlassen, was dann? Weil: wenn Sie warten, werden Sie von der SDP ertreten. Nein, nicht vertreten. Da schauen Sie aber betreten, oder?

Seit Gerhad Schröder zeigt sich die SPD ja auch galant im Umgang mit Luxus. Hier ein Angebot an alle Sexual-Fetischisten, die sich sonst mit gebrauchten Höschen junger Damen zufrieden geben mussten: jetzt können Sie an der SPD schnuppern (wonach es riecht, das verschweigt des Sängers Höflichkeit). Gesehen in der Homepage der Solinger SPD, aus der so mancher verdiente Genosse ausgetretenist, weil es ihm gestunken hat. Jetzt aber schnuppert man – und proletarisch standesgemäß an einer Channel-Flasche. Ja, wenn das, angesichts 5.000 armer Kinder in Solingen, mal nicht gesteigerter politischer Instinkt ist !

Und rein werbe-, farb- und gestaltungs-psychologisch sind die Genossen natürlich auch voll drauf, ganz ohne Frage. Obwohl die dume, blöde Welt an Hotelzimmertüren immer rote Schilder hängt für "Nicht stören, nicht eintreten" (und GRÜNE für "Herein"), so wissen es die roten Sozis natürlich besser: Rot heißt bei denen "herein". Klar, dass sie an roten Ampeln Gas geben und Grün meiden, wo sie es können – Gelb auch, liebe FDPler.

Warum kein grünes Türschild? Na, ist doch klar! Auf denen steht immer "Bitte Zimmer aufräumen" – und mal ehrlich, das ist ja wohl das allerletzte, was die Solinger SPD gebrauchen kann, dass bei ihr mal jemand aufräumt. Noch nicht mal die Zimmermädchen von der AsF, der Arbeitsgemeinschaft sozialer, aber dennoch demokratischer Frauen.

Aber um noch mal auf den armen Wolfgang Clement zurück zu kommen, der nicht mitreden darf, was er denkt: er hat den Fehler, nicht Neumitglied zu sein, denn die dürfen das. Angeblich. ANGEBLICH!

Obwohl die SPD durch ihre NRW-Schiedskommission ausdrücklich erklären lässt, dass sie wissentlich, willentlich und widerrechtlich gegen das Grundgesetz verstößt, indem sie partei-selbstherrlich erklärt, dass es in einer Partei keine völlige Meinungsfreiheit gibt.


Wie undemokratisch muss man eigentlich sein, um in der Schiedskommission mitmachen zu dürfen? Dass es innerhalb von Interessensverbänden, also auch Parteien, eine Einschränkung hinsichtlich OFFIZIELLER ÄUSSERUNGEN geben kann (und manchmal muss), leuchtet ein. Das ist auch bei kapitalistischen Firmen so, die VERLAUTBARUNGS-FREIHEIT einschränken, um genüber der Öffentlichkeit "mit einer Stimme zu sprechen". Aber dass eine Individuelle MEINUNGS-FREIHEIT eingeschränkt wird, das kennen wir bislang nur aus Diktaturen. Und nun auch aus der SPD.

Und ich dummer Dussel dachte immer, "Volkspartei" heißt, und insbesondere SPD heißt, dass man eben TROTZ UNTERSCHIEDLICHER MEINUNGEN KONSENS FINDET. So eine bekloppte Meinung aber auch.

Die SDP sagt: Wenn wir Scheiß bauen, und diesen Scheiß nach außen als Wohltat verkünden, dann haben alle Mitglieder das mitzumachen und das Maul zu halten. Nur so können wir die blöden Wähler und das doofe Volk verarschen. Wer seine Sicht der Dinge sagt – selbst wenn es die Wahrheit ist – fliegt.

In dieser Beziehung hat übrigens die Solinger SPD reichlich Erfahrung. Die Liste derjenigen, die eine eigene Meinung hatten, die den leitenden Gremien nicht passte, und die dann geschasst oder das wurden, was woanders Mobbing genannt wird, ist lang.

Immerhin kann sich die Parteispitze in Solingen zu einer butterweichen Distanzierung durchringen. Das ist für hiesige politische Verhältnisse eine mutige Tat – und da muss man, so kritisch man auch sonst sein mag, durchaus für loben.

Übrigens: auf die Idee, sich mal inhaltlich mit den Argumenten Clement auseinander zu setzen und zu fragen, könnte was dran sein, ist meines Wissens bis heute niemand in dieser Partei gekommen. Jedenfalls wurde es nicht öffentlich.

Wolfgang Clement (2. v.l.) beim Landtagswahlkampf 2000 in Solingen: "Richtung Zukunft"?

(Fotos: hgw)

Vielleicht war diese Persformance bei Föön damals so etwas wie eine Vorahnung auf kommende politische Zickenkämpfe: die SPD (rote Perücke) inmitten der beiden Parteien, die man hasst und denen man anderseits auch ein wenig zugetan fühlt: grün und "Die Linken" (die, Zufall oder nicht, in Wahl-Charts des öfteren wirklich lila dargestellt werden). Also Clemens doch ein Voraus-Seher der SPD? Mein Eindruck: Ja.

Und deshalb einer, der einem in dieser ganzen Mischpoke sehr sympathisch sein kann. Nicht trotz, sondern wegen seiner kantigen, gradlinigen Art. Und seinem Mut, eine eigene Meinung zu haben und sie zu vertreten.

Nebenbei: dass der Ortsverein, der ihn jetzt rausschmeißen will, nämlich Bochum (seine Heimat) so prominent oben an der Tafel steht – Zufall oder Menetekel?


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Stellen Sie sich einmal vor, es gäbe eine Vereinigung von Menschen, die ......

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- bereit sind, unterschiedliche Meinungen nicht als Trennendes, sondern etwas Verbindendes zu betrachten

- Respekt voreinander haben, weil sie Fachleute und Experten sind

- nach außen das Bild einer vielschichtigen, aber in Verbundenheit agierenden Truppe von Individuen vermitteln, indem sie so sind, so handeln, so sein wollen

- Gesprächs- und Streitkultur lernen und haben, ausüben und fördern

- ständige Veränderungen und Verbesserungen bewusst suchen, ernst nehmen und konsequent verwirklichen

- statt Versprechungen zu machen, tatkräftig sind, auch auf die Gefahr, dass es Fehler und Rückschläge geben kann

- wissen, dass es nicht nur 1 Wahrheit, 1 Weg, 1 Lösung geben kann, soll oder darf

- sich zu ihrem Profil und Programm bekennen, und zwar klar, eindeutig, verständlich ................. ................. ................

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dann jedenfalls können Sie sich vorstellen, was die SPD derzeit mehrheitlich NICHT ist, hat und kann.
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Clements Rechtsbeistand, Otto Schilly, kommentiert:

Ihn aus der SPD zu verbannen, hat suizidalen Charakter. Falls die Entscheidung der Landesschiedskommission Bestand haben sollte, wird sie eine weitreichende politische Signalwirkung über den künftigen Kurs der SPD mit äußerst fatalen Folgen für die Sozialdemokratie haben. Wenn künftig in der SPD für Wolfgang Clement, einem der herausragenden Protagonisten der Reformpolitik von Gerhard Schröder, kein Platz mehr sein sollte, wäre das eine deutliche Schwächung der Reformbefürworter in der SPD.

Wir in Solingen können diese Aufregung eigentlich überhaupt nicht verstehen. Seit Jahren schon vergrault die Solinger SPD Mitglieder mit eigener (und daher manchmal "anderer") Meinung (nicht zuletzt: siehe "Fall" DGB-Vorsitzender Hans Peters). Viele gern so genannte altgediente Genossen haben der Partei den Rücken gekehrt. Das macht sie nun so frei von Persönlichkeiten, dass es ihr ungehemmt möglich ist, der im Stadtrat stärksten Fraktion der CDU großkoalitionsmäßig um den Bart zu schleimen oder im Darmtrakt Platz zu nehmen, von fürchterlichen Zeiten zu reden, die auf die Bürger zukommen und ansonsten als kommunal-politisch gestaltendes Element einzig und allein mantra-artig die Formel zu wiederholen "Kein Geld!". Die SPD ist keineswegs am Ende. Sie ist am Anfang. Am Anfang der Bedeutungslosigkeit angekommen.

Beenden wir das Kapitel (vorerst) mit einer zeitgemäßen, fast schon olympischen Weisheit aus China:

Konfuzius sagte: „Ich habe gehört, dass kein edler Mensch in eine Partei eintritt." In seinem Meisterwerk „Lun Yu" erklärte er: „Um sich gegenseitig bei der Vertuschung von Untaten zu helfen, bildet man eine Partei".

Das chinesische Schriftzeigen Dang = "Partei, Klüngel, Bündel"